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Neuer Konsumraum in Zürich
Stadt will mit Containerdorf offene Drogenszenen verhindern

Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige (jf)

Container für die neue Kontakt- und Anlaufstelle
Zürich, 15.11.2023
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Der Sommer 2023 hat Stadtrat Raphael Golta (SP) gezeigt, dass er nichts für selbstverständlich nehmen darf. Lange Zeit war es ruhig gewesen um die Drogenabhängigen in Zürich, die Stadt hatte die Situation im Griff. Dann entstand rund um die Bäckeranlage eine neue offene Szene.

«Wir müssen dranbleiben und die Augen immer offen halten», sagt der Sozialvorsteher Golta nun, das habe der vergangene Sommer gezeigt. Nichts für selbstverständlich nehmen.

Die Drogenszene in der «Bäcki» hat sich inzwischen aufgelöst. Entstanden war sie, nachdem ein Konsumraum auf dem Kasernenareal aufgehoben worden war.

Nun eröffnet das städtische Sozialdepartement eine neue Kontakt- und Anlaufstelle (K&A) auf der Wiese der Kaserne, unweit des alten Standorts an der Ecke Militär-/Kasernenstrasse. Die Kapazität ist gleich gross wie damals. Damit soll in der Stadt Zürich wieder ein ausreichendes, schadensminderndes Angebot für Drogenabhängige zur Verfügung stehen. Die provisorische K&A nimmt ihren Betrieb am Donnerstag auf.

Einen Tag zuvor führte der Leiter der städtischen K&A, Florian Meyer, durch das neue Containerdorf. Hier gibt es einen Inhalationsraum mit 19 Plätzen (hauptsächlich für den Konsum von Crack und Freebase) und einen kleineren Injektionsraum (Heroin, Kokain, Benzodiazepine). Das medizinische Personal beaufsichtigt den Konsum und reagiert bei Überdosierungen.

Zur neuen K&A gehören ein Aufenthaltsraum mit Bartheke sowie Wasch- und Duschgelegenheiten. In einem Zelt findet der tolerierte Mikrohandel unter Schwerstabhängigen statt. Wer will, kann mit Kochen, Thekendienst oder Reinigung einen finanziellen Zustupf verdienen, pro Stunde gibts sechs Franken.

Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige (jf)

Container für die neue Kontakt- und Anlaufstelle
Zürich, 15.11.2023

Ziel von Kontakt- und Anlaufstellen ist die soziale und medizinische Stabilisierung von Schwerstabhängigen. «Die K&A sind ein sicherer Hafen für den Konsum», sagt Meyer. Dafür gelte ausserhalb der Räumlichkeiten Nulltoleranz für Konsum und Handel.

Auf der Kasernenwiese werden auch soziale und medizinische Beratungen stattfinden. «Wir sehen die Klientinnen und Klienten jeden Tag», sagt Meyer. «Wir merken, wenn es jemandem schlechter geht, und können reagieren.» Verliert ein Drogenabhängiger seine Wohnung, erfahren die Sozialarbeitenden davon, bevor er auf der Strasse landet.

Neu dürfen auch Nicht-Zürcher kommen

Der Einlass an der Zeughausstrasse wird vom städtischen Betrieb Sip Züri (Sicherheit Intervention Prävention) geregelt. Zugang haben nur schwerstabhängige Drogenkonsumierende; 1000 Menschen verkehren derzeit regelmässig in den Zürcher K&A. Rund 28’000 Konsumationen finden jeden Monat in den K&A statt.

Neben den K&A Selnau und Oerlikon handelt es sich beim Provisorium um den dritten Standort. Die Öffnungszeiten der drei Standorte ergänzen sich, sodass Schwerstabhängige täglich von 7.30 bis 21.30 Uhr Zugang zu mindestens einem Konsumraum haben.

Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige (jf)

Container für die neue Kontakt- und Anlaufstelle
Zürich, 15.11.2023

Das Angebot richtet sich eigentlich nur an Personen aus der Stadt Zürich. Auf der Kaserne werden nun probehalber auch auswärtige «Härtefälle» zugelassen. Golta begründet diesen Versuch damit, dass sich in der Bäckeranlage auch Personen von ausserhalb der Stadt versammelt hatten.

Das neue K&A-Angebot kann in Absprache mit dem Grundeigentümer, dem Kanton Zürich, maximal für zwei Jahre an diesem Standort betrieben werden. Bis dahin sucht die Stadt einen Ort für ein weiteres Provisorium in der gleichen Gegend, bis ein definitiver Standort eröffnet werden kann.

Die Schadensminderung und die Überlebenshilfe, wie sie in der K&A Kaserne stattfinden werden, bilden eine von vier Säulen in der nationalen Drogenpolitik. Die anderen Säulen lauten Repression, Prävention und Therapie.

Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige (jf)

Container für die neue Kontakt- und Anlaufstelle
Sozialvorsteher Raphael Golta
Zürich, 15.11.2023

Die ehemalige K&A auf dem Kasernenareal wurde vor einem Jahr geschlossen, weil das Gebäude saniert wird. Für ein Provisorium sah das städtische Sozialdepartement zunächst die benachbarte Polizeikaserne vor, allerdings nutzte der Kanton das Gebäude kurzfristig als Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge um.

Die anschliessende Wiedereröffnung einer ehemaligen K&A in der Brunau brachte wenig. Wie sich zeigte, nahmen nur wenige Konsumierende den Weg zum dezentralen Standort hinter der Sihlcity auf sich. Stattdessen versammelten sie sich im Sommer rund um die Bäckeranlage. Die K&A Brunau ist inzwischen wieder geschlossen, das Personal arbeitet jetzt auf der Kasernenwiese.