Zürich im SpätmittelalterFlug in die Vergangenheit: So sah Zürich um 1500 aus
Das Amt für Städtebau hat online neue Bilder und Videos aufgeschaltet, die eine digitale Reise durch das spätmittelalterliche Zürich möglich machen.
Gerade einmal knapp 6000 Einwohnerinnen und Einwohner zählte Zürich damals, vor rund 520 Jahren, als die Altstadt ihre heutige Form erlangte. Nun können Interessierte erstmals digital in dieses spätmittelalterliche Zürich eintauchen und die damaligen Gassen und Häuser erkunden, um herauszufinden, wie es an ihrer Strasse damals ausgesehen haben mag. Videos ermöglichen gar einen historischen Flug über die Stadt um das Jahr 1500.
All dies möglich macht die Webapplikation «Zürich 4D» des Zürcher Amts für Städtebau. Das Onlinetool macht die bauliche Entwicklung der Stadt von der Jungsteinzeit bis in die mittelfristige Zukunft öffentlich zugänglich und zeigt verschiedene Zeitabschnitte als digitale 3-D-Stadtmodelle.
Zusätzlich zu den bereits veröffentlichten Abschnitten um 3000 v. Chr. und um 1800 gibt es neu auch ein 3-D-Modell, das die Stadt um das Jahr 1500 zeigt, wie das Amt für Städtebau am Donnerstag mitteilte.
Wohntürme, Fussgängersteg – und viel freies Land
Zu sehen ist etwa, wie erste geschlossene Häuserreihen die Gassen säumen und wie die hohen Wohntürme der begüterten Familien wie der Grimmenturm am Neumarkt mit ihrer typischen Architekturform das Stadtbild prägen.
Neben dem Rathaus erkennt man die damalige Gemüsebrücke, den eigentlichen Marktplatz von Zürich, und limmataufwärts den hölzernen Fussgängersteg, der rund 300 Jahre später zur Münsterbrücke werden sollte. In den Dörfern ausserhalb der Stadt stehen vor allem Holzbauten, die Landschaft ist geprägt von Wiesen, Äckern und bewaldeten Hügelkuppen.
Als Datenquellen für die digitalen Modelle standen Ergebnisse bauarchäologischer Untersuchungen sowie historische Bilddokumente zur Verfügung, wie es in der Mitteilung heisst.
«Für die Rekonstruktion der Altstadt um 1500 diente das Altarbild von Hans Leu als wichtigste Bildquelle», wird Stephan Wyss, Leiter Stadtarchäologie beim Amt für Städtebau, zitiert. Es zeigt die Stadtheiligen Felix und Regula vor einer sehr detaillierten Panoramaansicht der Stadt Zürich.
«Digitales Pionierprojekt»
Laut dem Amt für Städtebau handelt es sich um ein digitales Pionierprojekt. Basierend auf archäologischer und historischer Forschung werden mehrere historische 3-D-Stadtmodelle erarbeitet. Sie sollen die Bevölkerung dazu anregen, sich mit der historischen Stadt Zürich auseinanderzusetzen, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Der gesamte 3-D-Datensatz ist auf dem Open-Data-Katalog der Stadt Zürich öffentlich zugänglich.
Vor zwei Jahren hat das Amt für Städtebau die ersten beiden Zeitschnitte veröffentlicht, bis Ende 2026 sollen weitere drei Zeitschnitte folgen.
Detailliertere Informationen zur Entstehung, zum wissenschaftlichen Inhalt und zu den technischen Grundlagen der historischen 3-D-Stadtmodelle sind auf der Website der Stadtarchäologie Zürich abrufbar.
Fehler gefunden?Jetzt melden.