Mode im Silicon ValleyStylish, hypermaskulin und mit aufgepumpten Bizeps: Der grosse Stilwandel der Tech-Giganten
Zuckerberg, Bezos und Musk haben sich von schmächtigen Modemuffeln zu gestylten Muskelprotzen gemausert. Das steckt hinter der optischen Veränderung.
- Mark Zuckerberg trägt jetzt Luxusuhren und Oversized-T-Shirts aus eigener Kollektion.
- Auch Techgiganten wie Jeff Bezos und Elon Musk haben ihren Stil erheblich geändert.
- Der Normalo-Look im Silicon Valley ist einem hypermaskulinen Ideal gewichen.
- Zuckerbergs Umstyling könnte Teil eines Plans zur Imageverbesserung sein.
Raspelkurz geschnittene Haare, einfaches graues T-Shirt, Kapuzenpulli und Jeans – das war bis anhin die auffällig unauffällige Uniform von Meta-Chef Mark Zuckerberg. Darum staunte man nicht schlecht, als der Tech-Mogul jüngst mit einem neuen, frischen Look auftrat. Mit lockig-verwegener Wuschelfrisur, Luxusuhr und einem schwarzen Oversized-T-Shirt mit XXL-Schriftzug sah er aus, als wäre er einem hippen Quartier in New York entsprungen und nicht dem Silicon Valley, das für seine modisch eher uninteressierten Artgenossen bekannt ist.
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In der Hochburg der Innovation und der Technik war der Normalo-Look jahrelang omnipräsent: vom ikonischen schwarzen Rollkragen von Apple-Visionär Steve Jobs bis hin zum schlichten weissen T-Shirt von Snapchat-Chef Evan Spiegel. Lange galt es in der Techwelt ein Modestatement zu machen, indem man gerade kein Modestatement macht.
Doch plötzlich interessieren sich die einflussreichen und mitunter reichsten Männer der Welt für ihr Aussehen. Denn «Zuck», wie sich der Meta-Chef auf Instagram nennt, ist nicht der Einzige, der sich optisch verändert hat.
Auch Jeff Bezos’ Umstyling gibt zu reden. Vom unauffälligen Geek mit lichtem Haar, beigen Chino-Hosen und schlecht sitzendem Sakko ist nicht mehr viel übrig. Heute zeigt sich der Amazon-Chef lieber im coolen Actionheld-Look à la Tom Cruise oder Jason Statham: Mit hochpolierter Power-Glatze, verspiegelter Sonnenbrille und Muscle-Shirts, die seinen seit neustem gestählten Körper zur Geltung bringen.
Tesla- und Space-X-Chef Elon Musk macht seit einiger Zeit ebenfalls auf testosterongeladenen Top-Gun-Star. Die ausgebeulten Hemden von damals sind einer Fliegerjacke gewichen. Statt Geheimratsecken hat er nun dichtes Haar.
Aber wieso kümmern sich die Techgiganten plötzlich um ihr Aussehen? Und wieso streben sie dabei ein auffallend konventionelles Bild von Maskulinität an? Stecken die Unternehmer in einer kollektiven Midlife-Crisis?
Der Normalo-Look war ein Ehrenabzeichen
Um das zu beantworten, muss man verstehen, wieso der Normalo-Look im Silicon Valley vor rund zwei Jahrzehnten überhaupt zum Standard wurde. Denn die Techunternehmer waren früher nicht einfach blosse Modemuffel – sie setzten bewusst auf das immer gleiche Outfit. Schon Albert Einstein soll immer die gleichen grauen Anzüge getragen haben, um seine intellektuellen Fähigkeiten nicht jeden Morgen mit der Frage zu verschwenden, was er anziehen sollte.
Diese Logik passte auch zum nonkonformistischen Mindset von Start-up-Gründern wie Steve Jobs. Mit seinem puristischen Outfit hob er sich auch modisch ganz nach dem Apple-Motto «Think different» von Rivalen wie Bill Gates ab, die noch brav Businessanzug trugen.
Auch Zuckerberg rechtfertigte sein Standard-Outfit vor mehr als zehn Jahren noch so: «Ich habe das Gefühl, dass ich meine Arbeit nicht mache, wenn ich meine Energie für alberne oder frivole Dinge in meinem Leben verwende.» Sich nicht um seine Kleidung zu kümmern, wurde im Silicon Valley zu einem Ehrenabzeichen, schreibt die Soziologin Carrie Yodanis in ihrem Buch «Getting Dressed».
Doch von demonstrativer Zurückhaltung ist heute nichts mehr zu sehen. Es gibt einen neuen Idealtyp unter den Techgiganten: Und der ist gut aussehend, hypermaskulin und unverschämt reich.
Muskeln als Statussymbol
Die neue Ära der machoid-männlichen Techunternehmer eingeläutet hat Jeff Bezos im Jahr 2017, als Fotos viral gingen, die den einst schmächtigen Milliardär mit aufgepumptem Bizeps zeigten. Bezos wurde plötzlich mit Actionhelden wie Chuck Norris verglichen. Und körperliche Stärke wurde zu einer Zeit, in der auch Themen wie Biohacking und Langlebigkeit Einzug in die Techwelt fanden, zu einem Statussymbol im Silicon Valley.
Auch Zuckerberg begann während der Pandemie plötzlich mit der Kampfsportart Jiu Jitsu und wollte sich kurzzeitig sogar mit seinem Rivalen Elon Musk in einem Käfigkampf prügeln, nachdem sie sich in den sozialen Medien einen Schlagabtausch geliefert hatten.
Das Kräftemessen wird aber auch monetär ausgetragen. Während Musk aus einem Jux heraus für 44 Milliarden Dollar Twitter kaufte, erwarb Bezos eine 500 Millionen Dollar teure Superjacht. Auch «Zuck» macht neuerdings deutlich, dass er zu den reichsten ein Prozent gehört. Vor wenigen Tagen zeigte er auf Instagram, dass er sich nicht nur einen, sondern gleich zwei Porsches gekauft habe: einen massgeschneiderten Minivan für seine Frau und ein schnittiges Cabrio für sich.
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Und statt immer dasselbe zu tragen, entwirft der Meta-Chef nun selbst Mode: gross geschnittene T-Shirts mit extra-männlichen Statement-Aufschriften wie «pathei mathos» (Lernen durch Leiden) und «Aut Zuck, aut nihil» (Entweder Zuck oder gar nichts).
Zuckerberg will den Millennials imponieren
Der jähe Geltungsdrang der Milliardäre ist wohl zumindest bei Bezos und Musk mit einer Midlife-Crisis zu erklären. Zwar haben sie den klischeehaften Sportwagen gegen eine Weltraumrakete ausgetauscht – doch sonst sind so ziemlich alle Anzeichen vorhanden: Bezos posiert nach seiner Scheidung mit seiner neuen Freundin Lauren Sánchez mit Cowboyhut und Muscleshirt für die «Vogue». Und Musk hat sich vom seriösen Unternehmer zum Online-Troll entwickelt, der durch aggressive Rhetorik und fragwürdige Auftritte an Trump-Rallyes auffällt.
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Bei Zuckerberg ist das etwas anders: Seine Verwandlung ging zwar zeitgleich mit seinem 40. Geburtstag einher – sie dürfte aber Teil eines ausgeklügelten Plans sein, das Image des Techmilliardärs zu verbessern. Das geht aus einer E-Mail-Korrespondenz zwischen Zuckerberg und seinem Kollegen Peter Thiel aus dem Jahr 2020 hervor. In den Mails, die im Zuge einer Klage gegen Meta an die Öffentlichkeit gelangt waren, warnt Thiel den Meta-Chef, dass er sein Image ändern müsse, um Facebook bei den Millennials wieder attraktiv zu machen.
Schliesslich hatte die Social-Media-Plattform nicht nur mit dem Cambridge-Analytica-Skandal 2018 und mehreren Klagen wegen Suchtgefahr bei Jugendlichen einen gewaltigen Imageschaden erlitten – Rivalen wie Tiktok und Snapchat kommen bei Jüngeren deutlich besser an. Zuckerberg scheint sich Thiels Worte zu Herzen genommen zu haben.
Vielleicht ist der Grund für das Umstyling der Techgiganten aber auch die schmerzhafte Einsicht, dass sie nicht mehr jene rebellischen Nerds sind, die mit ihren Start-ups die Welt verändern wollten. Sie sind an der Spitze angelangt – doch das bedeutet auch, dass sie selbst zu den grossen Konzernen geworden sind, die sie einst besiegen wollten. Wenn bei der Karriere nichts mehr geht – wieso also nicht sich selbst optimieren? Und zwar mit Haartransplantationen, Goldkette und Proteinshakes.
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