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Verrückter Playoff-Klassiker
Und dann packt Arno Del Curto den ZSC-Assistenten am Kragen

Trainer Arno Del Curto während des Eishockeyspiels ZSC Lions gegen HC Davos am 22. November 2011 in Zürich.
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ZSC gegen HCD ist der Klassiker schlechthin im Schweizer Eishockey. Zehnmal trafen sich Zürcher und Bündner schon im Playoff, siebenmal wurde der Sieger danach auch Meister. Ab Samstag kämpfen die beiden Traditionsteams gegeneinander um den Finaleinzug. Ein Blick auf die bewegendsten Momente ihrer ersten zehn Duelle:

2000: Ruhnkes Geschenk zum Abschied

Adrien Plavsic von den ZSC Lions jubelt mit Patric Della Rossa und Kari Martikainen nach einem Tor in der Eishockey-Play-off-Finale gegen HC Lugano.

Viertelfinal 2000: ZSC Lions (2.) - Davos (7.) 4:1

In Zürich stehen die Zeichen auf Veränderung. Von Sportchef Simon Schenk unter Druck geraten, hat Coach Kent Ruhnke im «Tages-Anzeiger» schon früh seinen Abgang per Ende Saison angekündigt. Als neuer Mann steht Larry Huras bereit.

Im Playoff führt Ruhnke den ZSC trotzig von Sieg zu Sieg. Im Viertelfinal schlagen die Zürcher den jungen HCD in fünf Spielen. Mit einem 8:1-Kantersieg schliessen sie die Serie ab. Der Finne Kari Martikainen fragt: «Wann war der ZSC das letzte Mal im Final?» Die Antwort: noch nie. Das ändert sich bald. Vier Wochen später sind die Zürcher erstmals seit 1961 wieder Schweizer Meister.

2002: Del Curtos erstes Meisterstück

Arno Del Curto mit Lonny Bohonos, Kevin Miller und Josef Marha feiert mit dem Meisterpokal in der Umkleidekabine.

Final 2002: Davos (1.) - ZSC Lions (5.) 4:0

Die Zürcher greifen im Final gegen den HCD nach dem Titel-Hattrick. Im Halbfinal haben sie die Serie gegen Lugano in extremis gewendet. Doch diese Strapazen und eine durchzogene Saison mit dem Trainerwechsel von Huras zu Pekka Rautakallio haben ihren Tribut gefordert.

Den stürmischen Davosern sind sie nicht mehr gewachsen. Coach Arno Del Curto peitscht sein Team zu vier Siegen mit einem Torverhältnis von 16:5. Kein Team ist so ausbalanciert wie die Bündner, die ihren ersten Titel seit 17 Jahren feiern. Fünf weitere folgen in der Ära Del Curto.

2004: Der HCD in argen Nöten

Viertelfinal 2004: Davos (4.) - ZSC Lions (5.) 2:4

Der HCD ist in finanzielle Schräglage geraten, hat einen Schuldenberg von 3,7 Millionen angehäuft und muss Budgetkürzungen und einen Machtwechsel verdauen. Zudem hat der Kanadier Lonny Bohonos im Oktober 2003 von Davos zum ZSC gewechselt und schiesst später im Viertelfinal-Duell der beiden Teams Tore für die Zürcher.

Diese drehen Spiel 4 nach einem 0:3 im Hallenstadion und die Serie – ein grosser Erfolg für Neo-Coach Christian Weber. Der ZSC nimmt den Schwung in den Halbfinal gegen Lugano mit und führt da 3:1, verpasst aber alle drei Finalpucks.

2005: «Big Joe» führt den HCD zum Titel

Joe Thornton vom HC Davos in Aktion während eines Eishockeyspiels in der NLA am 29. September 2012 gegen Rapperswill-Genf-Servette HC.

Final 2005: Davos (2.) - ZSC Lions (3.) 4:1

Der Lockout in der NHL schwemmt die Stars in die Nationalliga A. Hobby-Pokerspieler Arno Del Curto geht all-in und wird belohnt: Als die NHL ihre Saison ganz absagt, steigt er mit den Lockout-Stars Joe Thornton, Rick Nash und Niklas Hagman als Favorit ins Playoff und deklassiert die Konkurrenz. Auch die ZSC Lions können die Bündner im Final nicht stoppen.

«Big» Joe Thornton tanzt auf dem Eis und den Zürchern auf der Nase herum. Nicht einmal, als er ZSC-Goalie Ari Sulander umfährt, getraut sich einer, ihn zu massregeln. Für Thornton, der in Davos seine grosse Liebe findet, wird es der einzige Profititel in einer nationalen Meisterschaft bleiben.

2007: Keine Wunderheilung bei Sulander

Ari Sulander und Mathias Seger beobachten ein Eishockeyspiel von der Bande aus, umgeben von Spielern in bunter Ausrüstung.

Viertelfinal 2007: Davos (1.) - ZSC Lions (8.) 4:3

Nach einer schwierigen Regular Season unter Harold Kreis bringen die ZSC Lions den Qualifikationssieger Davos im Viertelfinal an den Rand der Niederlage. Sie führen 3:1, doch im vierten Spiel verletzt sich Goalie Ari Sulander an den Adduktoren. So kommt Reto Berra zu seinem Playoff-Debüt.

Der nervöse 20-Jährige ist der Aufgabe noch nicht gewachsen, die Serie dreht. Für Spiel 7 in Davos hoffen die Zürcher auf eine Wunderheilung Sulanders (und die Wirkung der Schmerzmittel), doch nach dem Aufwärmen muss er einsehen, dass es nicht geht. Der HCD siegt 3:0 und stürmt in der Folge zum Titel.

2008: Kreis siegt – und muss weiterziehen

Eishockeyspieler aus Zürich jubeln nach dem Spiel auf dem Eis, umgeben von Mitspielern in roten Trikots und blauen Helmen.

Halbfinal 2008: Davos (5.) - ZSC Lions (6.) 2:4

Die Davoser müssen sich schon im Viertelfinal mit Kräften gegen das Aus stemmen und im Duell mit dem EV Zug ein 0:3 in ein 4:3 verwandeln. Gegen die ZSC Lions liegen sie 1:3 zurück und wehren noch einen Matchpuck ab, ehe sie sich geschlagen geben müssen. Die ZSC Lions haben im Playoff nach einer durchzogenen Qualifikation ihren Tritt gefunden. Sulander stoppt Pucks, Suchy gegnerische Stürmer, Wichser dirigiert, Sejna treibt an und Gardner und Alston schiessen die Tore. Auch danach, im Final beim 4:2 gegen Servette. Trotzdem muss Coach Kreis weiterziehen.

2012: In den Gängen kochen die Emotionen hoch

Viertelfinal 2012: Davos (2.) - ZSC Lions (7.) 0:4

Eine Saison lang haben sich die Zürcher an ihrem Coach Bob Hartley aufgerieben, im Playoff weist er ihnen den Weg zum Titel. In Viertel- und Halbfinal fegt der ZSC mit Davos und Zug die Top 2 der Qualifikation jeweils mit 4:0 weg.

Nach der Davos-Serie kommt es in den Katakomben des Hallenstadions zu einem Handgemenge. Arno Del Curto geht auf ZSC-Assistent Jacques Cloutier los, der sich in seine Diskussion mit Hartley eingemischt hat. ZSC-Arzt Gery Büsser, Agent Gaëtan Voisard und HCD-Assistent Remo Gross müssen einschreiten, um Del Curto zu stoppen und den 1,65-Meter-Mann Cloutier zu beschützen. Die Szene verdiene zwei plus zwei Minuten, sagt Hartley nur amüsiert.

2013: Blindenbachers K.-o.-Schlag

Eishockey-Spiel: Matthias Joggi vom HC Davos im Duell mit Andres Ambuehl von den ZSC Lions während eines NLA Playoff-Spiels in Davos.

Viertelfinal 2013: ZSC Lions (4.) - Davos (5.) 4:3

Gleich im ersten Jahr unter Marc Crawford kommt es zum Klassiker. Und er hält, was er verspricht. Die ZSC Lions drehen die Serie nach einem 1:3-Rückstand und fügen dem HCD in dessen neuntem Spiel 7 die erste Niederlage zu. Zudem beenden sie die Serie der Davoser, die seit 2005 jedes zweite Jahr Meister geworden sind.

Für heisse Köpfe sorgt ein Faustschlag Severin Blindenbachers ins Gesicht von Reto von Arx. Der HCD-Lenker fällt mit einem verstauchten Halswirbel aus und gibt in Spiel 7 ein wirkungsloses Comeback. Im Halbfinal gegen Fribourg büsst der ZSC aber seine Schlagkraft ein.

2015: Das Happy End für Reto von Arx

Reto Von Arx vom HC Davos jubelt mit Pokal nach dem Sieg gegen die ZSC Lions im Eishockey NLA Playoff in Zürich, 2015.

Final 2015: ZSC Lions (1.) - Davos (5.) 1:4

Kitschiger geht der Abgang des Davoser Leitwolfs nicht: Monatelang hat sich in Davos die Debatte um eine Vertragsverlängerung für Reto von Arx hingezogen, bis im Februar bekannt gegeben wird: Es gibt keinen Vertrag mehr für den 38-Jährigen. Dann verpasst von Arx wegen einer Schulterverletzung den ersten Playoff-Monat und kehrt erst im Final gegen die ZSC Lions aufs Eis zurück. Da schiesst er im fünften Spiel prompt das wegweisende 1:0 zum Titel. Der Zürcher Sportchef Edgar Salis sagt: «Uns fehlten psychopathische Züge.»

2023: Hrubec lässt den HCD verzweifeln

Spieler der ZSC Lions, angeführt von Torhüter Simon Hrubec, feiern ihren Sieg im Playoff-Viertelfinal gegen HC Davos in Zürich am 24. März 2023.

Viertelfinal 2023: ZSC Lions (4.) - Davos (5.) 4:1

Mit einer Serie gegen den HCD weihen die ZSC Lions die Swiss-Life-Arena ins Playoff-Eishockey ein. Das Duell ist kein Augenschmaus, es lebt vom Kampf und zwei exzellenten Goalies: Simon Hrubec und Sandro Aeschlimann. Der Tscheche lässt in fünf Spielen nur sieben Gegentore zu und schlägt danach einen Purzelbaum. Doch im Halbfinal ist fertig lustig: Die ZSC Lions scheitern sang- und klanglos mit 0:4 an Biel. Sie ziehen die richtigen Schlüsse und werden 2024 Meister. Und diesmal?