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Das grosse Herz des Hockeystars
Er quartierte eine obdachlose Mutter ein – doch keiner durfte es wissen

Joe Thornton speaks during a ceremony to retire his jersey before an NHL Hockey game between the San Jose Sharks and the Buffalo Sabres Saturday, Nov. 23, 2024 in San Jose, California. (Ezra Shaw/ Pool Photo via AP)
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In Kürze:
  • Joe Thornton wurde in San Jose für seine grossartige Karriere geehrt.
  • HCD-Meistercoach Arno Del Curto war unter den geladenen Gästen.
  • Thornton und Del Curto verbindet eine tiefe, langjährige Freundschaft.

Joe Thornton ist 1,93 Meter gross und bestritt über 1900 NHL-Spiele. Doch seine Grösse lässt sich nicht anhand dieser Zahlen messen. Das zeigte sich bei der Zeremonie in San Jose, als die Sharks sein Trikot mit der Nummer 19 unters Stadiondach zogen.

Arno Del Curto sass in der SAP-Arena in der ersten Reihe und war beeindruckt. Der sechsfache HCD-Meistercoach hatte keine Sekunde gezögert, als die Anfrage kam, ob er teilnehmen wolle. Zahlreiche Weggefährten wandten sich mit Videomessages an «Big Joe», der in der Mitte des Eises mit seiner Frau Tabea und den Kindern River und Ayla stand und hochblickte zum Videowürfel, wo diese abgespielt wurden.

So adelte Thornton Del Curto

Auch Del Curto war in der Schweiz vorgängig interviewt worden, doch die Videoqualität war zu wenig gut. So wurde dieser Clip nicht gezeigt. Dafür grüsste Thornton den HC Davos und seinen Schweizer Ex-Trainer in seiner Rede: «Ich könnte ihm den ganzen Tag zuhören, wie er über Eishockey spricht. Das ist echt wunderschön», sagte Thornton mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Mit Del Curto und Thornton fanden sich in der Lockout-Saison 2004/05 zwei Hockeyverrückte. Ihre Freundschaft hält bis heute.

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«Ich bin sonst keiner, der Freude hat an Zeremonien», sagt Del Curto. «Ich machte es für Joe und muss sagen: Ich genoss die drei Tage. Alle kamen, obschon die meisten nicht mehr in San Jose leben. Und wie sie miteinander redeten und scherzten, fand ich wunderschön. Viele dieser Spieler sind Freunde geworden, sie halten heute noch zusammen. Da kamen bei mir Erinnerungen an den HC Davos hoch, an die Zeiten, als wir ebenfalls eine verschworene Gemeinschaft waren.»

Arno Del Curto, Trainer des HC Davos, links, mit seinem NHL-Star Joe Thornton, rechts, auf der Spielerbank, beim Eishockeyspiel der Nationalliga A zwischen dem HC Davos und dem SC Rapperswil-Jona, am Dienstag, 23. November 2004, in Davos. (KEYSTONE/Arno Balzarini)

Thornton geht mit einem Lächeln durchs Leben. Aber am Abend der Zeremonie konnte auch er die Tränen nicht unterdrücken. Besonders berührend war, als sein früherer Teamkollege Douglas Murray eine Episode erzählte, von der er Thornton eigentlich versprochen hatte, sie für sich zu behalten: «Joe bat mich, beim Umzug einer Familie zu helfen. Ich fuhr zur Adresse, einer Zweizimmerwohnung in San Jose, und fragte: ‹Wer wohnt denn hier? Haben wir einen neuen Spieler?› – ‹Nein›, sagte Joe. ‹Es ist eine Mutter mit zwei Kindern. Sie war obdachlos und brauchte ein Zuhause.›»

Murray stockte bei seiner Erzählung. «Eine obdachlose Mutter mit zwei Kindern», sagte er und kämpfte gegen die Tränen. «Niemand wusste davon. Solche Menschen sind sie, die Thorntons. Ich hatte versprochen, es nie zu erzählen. Aber es ist nun schon so lange her, dass ich diesen Vertrauensbruch begehen darf.» Und auch bei Joe Thornton flossen unter seinem schwarzen Hut die Tränen.

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«Joe ist ein solch lieber Mensch», sagt Del Curto. «Vielleicht ist er fast zu lieb. Aber ich sage zu ihm: ‹Bleib so, wie du bist! Vielleicht wird das mal ausgenutzt, aber dafür bist du mit dir im Reinen.› Deshalb haben ihn auch alle gerne. Er war bei uns in Davos in der Mannschaft extrem beliebt. Das Geld, das er bei uns bekam, gab er aus, um die anderen einzuladen. Das ist Joe. Ein Weltstar, aber ein total unkomplizierter Typ. Ganz ohne Allüren. Das ist nicht selbstverständlich. Ich erlebte auch andere. Spieler, die in der NHL nicht einmal anderen die Schlittschuhe hätten binden dürfen, aber sich aufführten, als wären sie die Grössten.»

Joe Thornton, standing with his wife Tabea, children River and Ayla, and parents Wayne and Mary Thornton, watches a highlight video of his career during a ceremony to retire his jersey before an NHL Hockey game between the San Jose Sharks and the Buffalo Sabres Saturday, Nov. 23, 2024 in San Jose, California. (Ezra Shaw/Pool Photo via AP)

In Davos gewann Thornton 2005 nicht nur seinen einzigen Meistertitel als Profi, sondern fand in der Aargauerin Tabea Pfendsack auch seine grosse Liebe. Inzwischen besitzt auch er wie die beiden gemeinsamen Kinder den Schweizer Pass. Ihr erstes Date klingt nicht gerade romantisch. Thornton lud seine Nachbarin zu sich ein, um ein Playoff-Spiels der Boston Red Sox zu schauen, seines Lieblingsteams im Baseball.

Sie fragte, wie lange das denn so dauern werde. «So zwei Stunden», gab er zurück. Weit gefehlt! Das Spiel, mit dem die Red Sox gegen die New York Yankees ihr grosses Comeback auf dem Weg zu ihrem ersten Titelgewinn seit 86 Jahren lancierten, zog sich bis in die Morgenstunden hin. So hatten sie viel Zeit, sich besser kennen zu lernen.