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Stadtrat Filippo Leutenegger zum ZSC-Titel
«Wir sind eine Sportstadt. Das zeigen auch solche Erfolge»

Filippo Leutenegger (FDP) am Sechseläuten. 15.04.24

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Herr Leutenegger, Sie verbrachten Ihre Kindheit und Jugend in Rom und besuchten da die Schweizer Schule. Sind Sie daher im Sport eher dem Fussball als dem Eishockey zugeneigt?

Ja, natürlich. Wir hatten keine Eisfelder in Rom. Am liebsten wäre ich auf dem Petersplatz Schlittschuh gefahren. Aber da gibt es kein Eis. (lacht)

In einem Radiointerview sagten Sie kürzlich, Ihr Berufswunsch als Bub sei Pilot gewesen. Nicht Fussballprofi, wovon in Italien fast jeder Junge träumt?

Nein, nein. Dazu hätte es mir auch nie gereicht. Es gibt die ganz Geschickten. Zu jenen gehörte ich nie. Aber ich spielte lange Fussball, meistens in der Verteidigung. Die Stürmer hatten Mühe, bei mir durchzukommen. Offensive Akzente setzte ich aber nicht gross.

Mit welchem Club sympathisierten Sie als Jugendlicher?

Es war immer das Gleiche in Rom: In der Stadt musste man der AS Roma die Daumen drücken. Wenn man etwas ausserhalb wohnte, unterstützte man die Lazio. Je nachdem, wo man war, musste man aufpassen, was man sagte. Heute habe ich es einfacher: Ich kann beiden Zürcher Fussballclubs die Daumen drücken.

Wohin führte Sie Ihre Fussballkarriere?

Ich spielte im Team des Kollegiums in Disentis, wo ich die Schule besuchte. Wir traten gegen andere Internate an, in Schwyz, Einsiedeln und so weiter. Meine Fussballkarriere war überschaubar. Aber es machte mir immer Spass.

Wie ist Ihre Beziehung zum Eishockey?

Nicht so intensiv, da das Eishockey in Rom kein Thema war.

Wie gut fahren Sie Schlittschuh?

Wenn ich mit meinen Kindern auf dem Dolder Schlittschuh fahren ging, war ich der Schlechteste. Und Eishockey habe ich auch nie gespielt.

Wie eng verfolgen Sie die ZSC Lions?

Im Playoff halte ich mich natürlich auf dem Laufenden. Ich war auch schon im Stadion, aber momentan bin ich ziemlich ausgelastet mit meinen verschiedenen Ämtern als Stadtrat und FDP-Präsident des Kantons Zürich. Deshalb bin ich nicht oft in Stadien anzutreffen.

Die ZSC Lions wurden erstmals seit 2018 wieder Schweizer Meister. Was bedeutet dieser Titel für die Stadt Zürich?

Wir sind eine Sportstadt. Und ein solcher Erfolg zeigt, was für Talente wir in Zürich herausbringen. Das ist im Fussball so, im Eishockey auch. Und in anderen Sportarten ebenfalls. Ein solcher Titel ist nur möglich, weil der ZSC sehr professionell organisiert ist. Und die Swiss-Life-Arena ist für mich der Leuchtturm, der zeigt: Man kann auch in Zürich grosse Stadien realisieren. Dank den Investoren haben wir das geschafft. Es ist das Verdienst von Walter Frey, Peter Spuhler, CEO Peter Zahner sowie der Swiss Life und Rolf Dörig, dass man immer wieder eine Lösung fand, die für alle stimmt.

Hand aufs Herz: Als das Stadionprojekt 2015 vorgestellt wurde und es noch «Theatre of Dreams» hiess: Hätten Sie damals wirklich gedacht, dass es am Schluss klappen würde?

Ich war damals noch Vorsteher des Tiefbauamtes und des Entsorgungsdepartements. Damals hatten wir ein Problem zu lösen: dass die grosse Abwasserleitung unten durch führt, was eine erhebliche Explosionsgefahr birgt. Man musste also ein genügend dickes Fundament legen lassen, damit die Leitung keine Gefährdung darstellt. Und wir mussten für einen Teil der Schrebergärten eine Ersatzlösung finden im Dunkelhölzli. Es gab einige Stolpersteine. Entscheidend war, dass der Wille der Investoren und die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen, sehr gross waren. Es ist toll, wenn man gemeinsam ein Projekt realisieren kann, bei dem die Investoren die Verantwortung übernehmen.

ZSC Lions CEO Peter Zahner, rechts, und der Zuercher Stadtrat Filippo Leutenegger, links, mit dem Modell der geplanten Eishockey-Sportarena anlaesslich einer Medienkonferenz in Zuerich am Mittwoch,16. September 2015. Die ZSC Lions planen in Altstetten eine neue Eishockey- und Sportarena für 11'600 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Stadt Zuerich unterstuetzt die privaten Plaene der ZSC Lions.(KEYSTONE/Walter Bieri )

Ihr Credo ist die private Initiative beim Bau von Sportstätten. Ist da die Swiss-Life-Arena das Paradebeispiel dafür?

Ich würde nicht sagen, dass es in jedem Fall eine private Initiative braucht. Aber sie hilft sicher. Denn die Privaten nutzen das Stadion dann ja auch. Wir haben sehr viele städtische Fussballplätze für den Breitensport. Aber wenn Fussball- oder Eishockeyclubs ein Stadion bauen wollen, ist es zielführender, wenn sie die Verantwortung übernehmen.

Sind Sie zufrieden mit der Swiss-Life-Arena?

Absolut. Auch mit dem grossen Videowürfel. Ich sehe ja oft den Puck nicht, wenn er ins Tor geht. Dann sehe ich ihn wenigstens auf dem Würfel. (lacht) Es ist grossartig, dass wir dieses Stadion haben. Und 2026 findet da dann ja auch die Weltmeisterschaft statt. Immerhin haben wir nun das Eishockeystadion. Im Fussball sind wir leider noch nicht so weit.

Wird der Traum des Fussballstadions auf dem Hardturm-Areal auch einmal Realität?

Es braucht in Zürich einfach viel Zeit. Aber auch das schaffen wir noch.

Wie ist Ihre Beziehung zu Walter Frey und Peter Spuhler?

Ich kenne beide sehr gut. Ich hatte Walter Frey als Moderator unzählige Male in der «Arena». Peter Spuhler auch, und er war ein Kollege im Nationalrat. Aber beim Eishockeystadion führte ich mit ihnen keine Verhandlungen.

Was haben die Eishockeyaner besser gemacht als die Fussballer, dass ihr Stadion nun steht?

Die Investoren hielten auch in schwierigen Zeiten immer durch. Und sie haben Peter Zahner als CEO, der immer verlässlich ist. Das ist etwas vom Wichtigsten. Wenn er A sagte, galt A. Vertrauen ist entscheidend. Das Vertrauen zwischen den Privaten, die etwas erreichen wollen, und der Stadt. Deshalb gelang es, das Eishockeystadion trotz vieler Schwierigkeiten zu realisieren.

Die ZSC Lions investieren auch viel in ihre Frauen- und Jugendabteilungen. Inwiefern haben Sportclubs eine soziale Verantwortung?

Breitensport ist die Voraussetzung für Spitzensport. Und da unternimmt der ZSC unglaublich viel. Mit den Frauen, die sie fördern, der Juniorenabteilung. Ein solcher Sportclub ist eine riesige soziale Institution. Für die Stadt Zürich, ja für jede Stadt ist es sehr wertvoll, dass man die Jungen in sportliche Aktivitäten einbinden kann. Das ist gut für ihre Gesundheit, und es ist auch gut, dass sie sich sinnvoll betätigen können. Da sind die Lions sehr engagiert. Gleiches gilt für die Fussballvereine, die ebenfalls sehr grosse Junioren- und Frauenabteilungen betreiben. Es bewegt mich jedes Mal, wenn ich die Briefe unterschreiben kann, mit denen Förderbeiträge gesprochen werden.

Bei Titeln der grossen Zürcher Clubs empfangen Sie die Meisterteams jeweils im Muraltengut. Wie empfinden Sie da den Austausch mit den Sportlerinnen und Sportlern?

Für die jungen Frauen und Männer, die Spitzenleistungen erbringen, ist das ein Ereignis. Sie sind es nicht gewohnt, Politiker und Politikerinnen zu treffen. Auch für uns ist es spannend. Es gibt immer tolle Begegnungen. Die Sportlerinnen und Sportler sehen, dass wir nur normale Menschen sind. Dass man mit uns ganz normal reden kann. Diese Nähe macht die Schweiz aus. Wir haben in der Schweiz keine Berührungsängste. Ich sowieso nicht.

Seit 2018 leiten Sie das Schul- und Sportdepartement. Punkto Schule war die Einführung der Tagesschulen ein grosser Brocken. Was ist die grösste Herausforderung im Sportbereich?

Wir haben grosse Projekte wie den Bau des Sportzentrums Oerlikon. Im September steht die Rad-WM an. 2025 findet die Frauen-EM im Fussball statt. 2026 die Eishockey-WM. Wir haben ein paar grosse Brocken vor uns. Ich freue mich auf diese Events. Sie geben dem Sport einen zusätzlichen Schub.

Filippo Leutenegger, Vorsteher Tiefbau- und Entsorgungsdepartement faehrt auf dem Rad der Stadt Zuerich «Zueri Velo» auf dem Turbinenplatz, aufgenommen am Freitag, 6. April 2018 in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Ist Zürich wirklich eine Sportstadt?

Definitiv. Wenn ich sehe, was für Teilnehmerzahlen wir haben: am Silvesterlauf, am Zürich Marathon, bei der Seeüberquerung, bei den Schülerturnieren, beim schnellsten Zürihegel, dem schnellsten Zürifisch. Dazu kommt die riesige Breite an Sportvereinen. Das ist unglaublich. Wir sind durch alle Kapillaren eine super Sportstadt. Und wir sind auch punkto Infrastruktur gut gerüstet. Wir haben etwas zu wenig Fussballplätze, aber im Vergleich zu anderen Städten sind wir top aufgestellt. Wenn ich Zürich mit Rom vergleiche. Rom hat eine grosse öffentliche Schwimmanlage, die einst für Olympia gebaut wurde. Sonst gibt es nicht viel. Gut, in Rom haben sie das Meer. Das ist auch nicht schlecht. Aber im Ernst: Wenn man ins Ausland schaut, sind wir in Zürich im Vergleich absolut top aufgestellt.

Wie sieht es mit dem Spitzensport aus? In Lausanne hatte man während des Playoff-Finals das Gefühl, die ganze Stadt sei im Ausnahmezustand. Diesen Eindruck hatte man in Zürich nicht. Ist man hier zu verwöhnt mit Angeboten?

Das ist unzweifelhaft so. Wir haben so viele Angebote, dass sich das mehr verteilt als in anderen Städten wie in Basel mit dem Fussballclub oder in Lausanne, wo die Finalteilnahme im Eishockey die ganze Stadt begeisterte. Dafür kann man sich in Zürich auch gut trösten, wenn die eine Mannschaft verliert. Dann kann man sich anderen Dingen zuwenden.

Mit 71 machen Sie einen sehr fitten Eindruck. Was machen Sie dafür sportlich?

Ich laufe viel. Ich bin in Zürich gerne zu Fuss unterwegs, wenn ich nicht zu fest herumgehetzt werde zwischen den Terminen. Im Sommer schwimme ich. Wenn ich ein Freibad oder den See sehe, springe ich ins Wasser. Im Winter fahre ich Ski. Aber zu viel Sport ist in meinem Alter auch nicht gut. Sonst gibt es Abnutzungserscheinungen. (schmunzelt)