ZoomSie machte aus bewegenden Bildern bewegte Bilder
Zerwühlte Betten, schonungslose Intimität: Die Amerikanerin Nan Goldin zeigt Menschen im Rausch, im Glück und im Elend – und bündelt ihre Fotografien zu Diashows.
Nan Goldin ist eine der bekanntesten Fotografinnen der Welt. Ihre Bilder, die von intensiv gelebten Leben erzählen, sind berührend und gleichzeitig schonungslos intim.
Die 1953 geborene Amerikanerin hat vornehmlich ihr eigenes Umfeld fotografiert, Menschen auf Partys und in zerwühlten Betten, im Rausch und in Trauer. Goldin hielt die Auswirkungen von Sucht und Aids fotografisch fest, porträtierte die Transgender-Community und immer wieder ihre Wahlfamilie aus Freunden und Liebschaften.
Das einzelne Bild war Goldin dabei nicht genug; im Grunde hätte sie Filmemacherin werden wollen, hat sie einmal in einem Interview bekannt. Aus bewegenden Bildern machte sie deshalb bewegte Bilder: Goldin bündelte ihre Fotografien zu Diashows, die sie mit Musik unterlegte. So auch ihre bekannteste Arbeit «The Ballad of Sexual Dependency», die sie von den späten 1970er-Jahren bis Mitte der 1990er-Jahre fotografierte und bis heute immer wieder verändert. Sie habe ihre Diashows immer als Filme verstanden, die aus Stills gemacht seien, sagt Goldin. Und: Mit dieser Form wolle sie es dem Publikum ermöglichen, körperlich in die Bilder einzutauchen.
Das Moderna Museet in Stockholm zeigte vergangenes Jahr eine Retrospektive, die ausschliesslich aus Diashows bestand und Goldins Bedeutung als Multimediakünstlerin unterstrich. Der dazu erscheinende Bildband «This Will Not End Well» ist daher eigentlich ein Paradox: Auf dem Papier kommen die bewegten Bilder wieder zum Stillstand.
Abgesehen davon bietet das Buch einen umfassenden Einblick in Goldins Werk – von der thailändischen Dragqueen und Madonna-Imitatorin über die berauschte Jugend bis hin zu verschwommenen Bildern von Fassaden, Menschenmassen oder dem Himmel.
Sie habe mittlerweile aufgehört, Menschen zu fotografieren, sagt die 70-Jährige.
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