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Zolliker vertagen den Entscheid über das Dorfzentrum

Das Altersheim Beugi beherbergte lange Zeit Zolliker Seniorinnen und Senioren. Nun ist eine neue Lösung für das Areal gefragt.
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So viele Stimmberechtigte wie gestern Abend waren seit 1990 nicht mehr an einer Zolliker Gemeindeversammlung: 805 Personen strömten in den Gemeindesaal sowie in die Turnhalle Oescher, in der die Versammlung zusätzlich übertragen wurde. Wie vor 27 Jahren – damals ging es um das Schwimmbad Fohrbach – stand auch gestern viel auf dem Spiel: Es ging um die Zukunft des Areals des ehemaligen Altersheims Beugi im Dorfzentrum.

Die Gemeinde will das Gebiet im Baurecht an die Baugenossenschaft Zurlinden abgeben, die darauf fünf Bauten mit 50 Wohnungen, Läden sowie einen Grossverteiler bauen soll. Dieses Projekt treibt Zollikon seit 2013 voran.

Duell zweier Initianten

Infrage gestellt wurde das Vorhaben jedoch von zwei Initiativen, über welche die Gemeindeversammlung gestern abstimmte: Stephan Brändli vom Verein Forum 5W verlangte, dass die Gemeinde selber baut, statt das Areal im Baurecht abzugeben. Und gemäss Jürg Widmer, Vizepräsident der Neuen Baugenossenschaft Zollikon, sollen die örtlichen Baugenossenschaft zum Zug kommen - zu einem vergünstigten Baurechtszins. Zudem wollte er auf den geplanten Grossverteiler verzichten.

Die Gemeindeversammlung konnte höchstens eine der beiden Initiativen annehmen – womit sie gleichzeitig das bisherige Projekt der Gemeinde vom Tisch gefegt hätte. Widmer und Brändli traten deshalb nicht nur gegen den Gemeinderat, sondern auch gegeneinander an. «Wollen wir wirklich Wohnungen mit Steuergeldern subventionieren?» fragte Brändli, der sich gegen die Absicht der Zolliker Baugenossenschaften aussprach.

Gleichzeitig pries er seine Variante an. Baue die Gemeinde selber, könne sie auch künftig auf die Weiterentwicklung des Dorfzentrums Einfluss nehmen. «Geben wir das Areal im Baurecht ab, ist es für viele Jahre für jegliche Entwicklung blockiert.» Die Gemeinde könne es sich zudem leisten, selber zu bauen.

Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz (FDP) konterte: «Es stimmt, dass Zollikon eine reiche Gemeinde ist. Aber wir haben auch viele Verpflichtungen. Um diese zu bezahlen, brauchen wir weiterhin Geld in der Kasse.» Finanzvorstand Urs Fellmann (FDP) warnte zudem vor einer zusätzlichen Verschuldung.

Angst vor Grossverteiler

Die Rechnungsprüfungskommission und FDP-Präsident Marco Weber sprachen sich ebenfalls gegen Brändlis Initiative aus – und auch gegen jene von Baugenossenschafter Widmer.

Dieser warb mit klaren Worten für sein Anliegen. «Der geplante Grossverteiler wird das Dorfzentrum nicht beleben.» Die Leute würden lediglich in die Tiefgarage fahren, um einzukaufen - sich sonst aber nicht im Zentrum aufhalten. In Zollikon brauche es zudem keine Stadtzürcher Baugenossenschaft, sondern ortsansässige Genossenschaften. «Wir kennen die Bedürfnisse der Zolliker – wir bauen für die Zolliker», sagte Widmer.

Gemeindepräsidentin Kull widersprach: «Bei der Annahme dieser Initiative kommen auf die Gemeinde grosse Kosten zu», sagte sie mit Blick auf den vergünstigten Baurechtszins, den Widmer verlangte. Vom Grossverteiler werde zudem – anders als vom Initiant behauptet – das ganze Dorf profitieren.

SVP-Vizepräsident Thomas Gugler warf Widmer zudem Populismus vor. Die Zahlen, mit denen der Initiant in Bezug auf die Finanzen und den befürchteten Mehrverkehr wegen des Grossverteilers operiere, könnten einem Faktencheck nicht standhalten. Hingegen hielten Widmers Argumente vor den Stimmberechtigten stand - zunächst jedenfalls. Seine Initiative stach jene von Brändli klar aus. Beat Walti, FDP-Nationalrat aus Zollikon, stellte daraufhin den Antrag auf Urnenabstimmung – und erzielte das dafür notwendige Drittel der Stimmen. Der nächstmögliche Abstimmungstermin ist am 21. Mai.