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«Depp der Nation»
Bauchklatscher, Salto und Kreuzbandriss: Die schlimmsten Startpannen bei Skirennen

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Heidi Zeller-Bähler: Gelächter nach der Bauchlandung

Drei Rennen hat Heidi Zeller-Bähler gewonnen, sie war Dritte im Gesamtweltcup. Und doch hadert die mittlerweile 57-jährige Berner Oberländerin manchmal ein wenig. Weil sie meistens doch nur auf diese eine Szene reduziert wird.

Am 6. März 1994 steht im kanadischen Whistler eine Abfahrt an. Zeller-Bähler, damals die vielleicht explosivste Starterin überhaupt, stösst wuchtig ab – und setzt zur Bauchlandung an. Beim Start sind die mit vier Schrauben fixierten Fersenautomaten aus den montierten Kunststoffplatten gebrochen, ohne Ski an den Füssen rutscht die Athletin einige Meter den Hang hinunter. Sie muss sogar noch den Kopf einziehen, damit sie unter einem Werbebanner durchflutschen kann.

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Einen Moment lang bleibt Zeller-Bähler im Schnee liegen und versteht die Welt nicht mehr. Was genau geschehen ist, begreift sie erst später. Am liebsten will sie heimfliegen, am Abend versteckt sie sich im Hotel. Zimmerkollegin Heidi Zurbriggen schaut jeweils, ob die Luft im Flur und in der Lobby rein ist, damit Zeller-Bähler möglichst niemandem begegnet. Sie getraut sich ein paar Tage kaum mehr unter die Leute, weil sie die grinsenden Gesichter nicht ertragen kann.

Helmut Höflehner: Der Depp der Nation

Es ist ein prächtiger Sonntag Ende Januar 1991, über der Schweiz lacht an diesem Tag die Sonne. Und über Österreich? Lacht die ganze Schweiz.

In Saalbach-Hinterglemm steht die WM-Abfahrt an, und im Fokus stehen diese beiden Herren: Franz Heinzer und Helmut Höflehner. Heinzer ist der Herausforderer und Höflehner nach starken Trainings der meistgenannte Favorit. Der Schweizer legt vor und führt, als der Österreicher an den Start geht.

Und dann das: Bei den Schlittschuhschritten kreuzt der übermotivierte Höflehner die Ski und kommt kaum vorwärts. Schlimmer noch: Schon beim dritten Tor steht er neben der Piste. Nach dem Start-Malheur fährt er das Tor falsch an und bleibt mit den Skienden darin hängen – ein Besichtigungsfehler, wie er später untröstlich zugibt. Er sagt: «Jetzt bin ich der Depp der Nation.»

Im Ziel herrscht ungläubiges Staunen ob dieser absurden Darbietung – und sie liefert die Gewissheit: Franz Heinzer, der ewige Vierte, ist Abfahrtsweltmeister. Daniel Mahrer holt zudem Bronze, Österreich geht leer aus.

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Marion Rolland: Der vielleicht dümmste Kreuzbandriss

Sie ist eine der besten Abfahrerinnen der Gegenwart, die grosse Hoffnung des französischen Teams bei der Olympia-Abfahrt 2010 in Whistler nahe Vancouver.

Marion Rolland stösst sich aus dem Starthaus, ein, zwei, drei Schlittschuhschritte lang geht es gut, dann verliert sie das Gleichgewicht, fährt nach rechts, fällt nach links. Der Sturz ist folgenschwer, Rolland reisst das Kreuzband im linken Knie, sie verpasst den Rest der Saison.

Im nächsten Winter ist sie schon wieder am Start und versöhnt sich später mit den Grossanlässen: 2013 gewinnt sie an der WM in Schladming Gold in der Abfahrt. Kurz darauf reisst auch das rechte Kreuzband, Rolland kommt nur noch vereinzelt zu Einsätzen, verzichtet auf die WM 2015 und tritt zurück. Die Französin hat in ihrer Karriere WM-Gold gewonnen – aber kein einziges Weltcuprennen. 

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Julien Lizeroux: Der spektakuläre Salto

Julien Lizeroux verliert 16,39 Sekunden – und schafft es doch in den zweiten Lauf. Zu verdanken hat das der Franzose dem Umstand, dass Weltcupfinale 2015 in Méribel ist und nur 26 Athleten antreten zum letzten Slalom der Saison.

Der Mann, der unweit des Finalorts aufgewachsen ist, hat sich den grossen Rückstand mit einigem Spektakel eingehandelt. Lizeroux stürzt sich dermassen motiviert aus dem Starthaus, dass er sich überschlägt. Nach einer Rolle vorwärts landet er wieder auf den Ski, die erste Stange landet allerdings zwischen seinen Beinen. Nachdem er die Hände verworfen hat, steigt er zurück und fährt den ersten Lauf zu Ende. Immerhin: Im zweiten Durchgang verliert Lizeroux nur noch 41 Hundertstel auf Sieger Marcel Hirscher.

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Fritz Strobl: Witz beweist er auch als Sänger

Den Humor verliert Fritz Strobl nicht so schnell. Als er sich 2005 aus dem Starthaus von Gröden abgestossen hat und sich kurz darauf aufrappeln muss, weil er mit dem linken Ski am eigenen Stock hängen geblieben ist, lächelt der Tiroler ungläubig.

Ein paar Meter ist er noch auf dem Bauch hinuntergerutscht, bis er sich aufrichtet und seine Fahrt fortsetzt. Strobl, immerhin neunfacher Weltcupsieger und Abfahrtsolympiasieger von 2002, verliert in diesem Super-G 9,78 Sekunden und wird 60. und Letzter.

Witz beweist der Österreicher auch nach seiner Karriere. Als Gag singt er für einen Sponsor des österreichischen Skiverbands einen Blödelsong. Der Text: «Ich bin der Mozart der Mausefalle, der Paganini mit Skischuhschnalle, ein Virtuose in der Jethose, das Superhirn im Firn.» Aber Österreich ist nun einmal skiverrückt, das Lied wird zum Hit. Strobl nimmt es zusammen mit der «Downhill-Gang», bestehend aus den Teamkollegen Werner Franz, Hans Grugger, Klaus Kröll, Christoph Kornberger und Andreas Buder erneut auf – es landet auf Platz 2 der österreichischen Charts. 

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Franz Heinzer: Als innert zweier Sekunden die Welt untergeht

Er steht da und schaut nach oben. Die Augen gross, der Mund aufgerissen. Mucksmäuschenstill ist es. Und Franz Heinzer redet sich ein: «Sicher, ich kann nochmals starten.»

Kann er nicht. Und so kommt es, dass seine zweisekündige Abfahrt an den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer um die Sportwelt gehen wird.

Wuchtig hat sich Heinzer aus dem Starthaus geworfen. Das Törchen geht auf, der Schwyzer steckt die Stöcke in den Schnee. Doch die Wirkung verpufft, weil er keine zwei Latten mehr an den Füssen hat. Der rechte Ski ist oben geblieben. Die Bindung weggebrochen. Einen Moment lang tut Heinzer nichts. Dann schlägt er dreimal mit dem Stock um sich. Lillehammer wird zum «Lillejammer».

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Ein Gussteilchen aus Aluminium ist an der Bindungsferse weggebrochen, die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 1:100’000. Heinzer glaubt erst an Sabotage, der Verdacht bestätigt sich aber nicht. In Anlehnung an den knallgelben Emmentaler-Skidress titeln deutsche Zeitungen: «Schweizer Star fährt Käse zusammen.»

Die Bindung ist ein Produkt der Firma Tyrolia. Die Verantwortlichen brauchen einen Tag Zeit, bis sie sich bei Heinzer zu entschuldigen wagen. Sie spendieren ihm und seiner Frau zwei Wochen Ferien in Dubai. Heinzer verfolgt das Missgeschick noch lange. Nacht für Nacht. Im Traum verliert er nicht den Ski, aber immer geht es um den Start eines Rennens. Mal vergisst er die Skischuhe, mal findet er den Weg nicht, mal ist er zu spät dran. Ende Saison hört er auf.

Marlene Schmotz: Etwas zu viel Motivation

Marlene Schmotz ist an diesem Samstag Ende November 2022 hoch motiviert. Die Deutsche hat seit über einem Jahr keinen Weltcuppunkt mehr geholt, schied aus oder war zu langsam, 16 Mal in den letzten 17 Rennen sah sie das Ziel nicht.

Bei diesem Riesenslalom in Killington soll es nun besser werden. Zur Motivation schlägt sie sich mit der Faust auf die Brust. Blöderweise schnellt dabei der Stock der 28-Jährigen aus Oberbayern nach vorne und löst die Zeitmessung aus. Schmotz hat den zweiten Lauf schon verpasst, da ist sie noch gar nicht gestartet.

4,85 Sekunden verliert sie auf die Halbzeitführende Sara Hector, die im zweiten Durchgang noch von Lara Gut-Behrami abgefangen wird. Langsamer als Schmotz sind nur die Belgierin Mathilde Nelles und die Japanerin Asa Ando.

Schmotz versucht sich danach noch in drei Slaloms, in denen sie den zweiten Lauf ebenso verpasst. Kurz darauf tritt die Frau zurück, die bei den Juniorinnen noch WM-Silber im Slalom gewonnen und es im Weltcup immerhin einmal in die Top 10 geschafft hatte.