Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Wegen fehlenden Personals
Zehn Prozent der Intensivbetten sind stillgelegt

Die Intensivstationen waren während der Pandemie besonders stark gefordert, Universitätsspital Genf im November 2020.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wenn die Plätze in den Intensivpflegestationen (IPS) während der Pandemie knapp wurden, gab dies für den  Bundesrat jeweils den Ausschlag für Massnahmen wie Restaurantschliessungen oder die Ausweitung der Zertifikatspflicht. Damit es in Zukunft nicht mehr zu solchen Einschränkungen kommt, wollen die Gesundheitspolitiker des Nationalrats die Kantone zum Ausbau der Intensivstationen verpflichten. Doch obschon mehrere Kantone sich um Kapazitätserhöhungen bemühen, geht der Trend aktuell in die andere Richtung.

Der Personalbestand auf den Intensivstationen ist heute leicht tiefer als vor der Pandemie.

Denn der limitierende Faktor sind nicht Betten und Geräte, sondern das Personal. Zahlreiche spezialisierte Pflegefachkräfte haben wegen der hohen Arbeitsbelastung gekündigt. Dies zeigen neue Zahlen des koordinierten Sanitätsdienstes (KSD), der die Kapazitäten im Gesundheitswesen überwacht. Einzelne Spitäler haben laut KSD seit Beginn der Pandemie bis zu 20 Prozent des Personals auf den Intensivstationen verloren, heisst es im jüngsten Lagebericht.

Von den rund 880 zertifizierten Intensivpflegebetten in der Schweiz könnten derzeit über 10 Prozent nicht betrieben werden, weil das Personal fehle. Diesen Montag waren nur 771 Betten in Betrieb. Dazu kamen noch 27 sogenannte Ad-hoc-Betten, die ausserhalb der Intensivstationen zusätzlich betrieben werden. Gründe für den Rückgang der betriebsfähigen Intensivpflegebetten sind laut KSD Austritte und Ausfälle von Personal aufgrund von Überlastung. Möglicherweise kämen zurzeit noch Ferienabwesenheiten dazu. 

Ausbildungsplätze bleiben leer

Anfragen bei den Universitätsspitälern bestätigen die angespannte Personalsituation. Die Personalrekrutierung sei in der Pflege und im ärztlichen Bereich grundsätzlich sehr schwierig, heisst es im Universitätsspital Zürich. Dies gelte besonders für Spezialgebiete wie Intensivmedizin. Der Personalbestand auf den Intensivstationen sei heute leicht tiefer als vor der Pandemie.

Die Austritte mit Neuanstellungen oder Neuausbildungen zu kompensieren, sei aufgrund des schweizweiten Fachkräftemangels für Intensivpflegepersonal herausfordernd, sagt eine Sprecherin des Inselspitals in Bern. Zwar hat das Inselspital zusätzliche Ausbildungsplätze für die Intensivpflege geschaffen, die jedoch bisher mangels Bewerbungen nicht alle besetzt werden konnten. (Mehr zu den Problemen bei der Ausbildung von Pflegepersonal lesen Sie hier)

In beiden Universitätsspitälern können zurzeit nicht alle zertifizierten Betten benutzt werden. Wie viele der IPS-Betten gesperrt werden, beurteilen die beiden Spitäler täglich neu. Die Universitätsspitäler in Basel, Genf und Lausanne haben hingegen keine stillgelegten IPS-Betten. 

«Die Kantone sollten die Zahl der Intensivpflegeplätze um etwa 10 Prozent erhöhen.»

Albert Rösti, Präsident Gesundheitskommission Nationalrat

Um die Qualität der Intensivpflege zu gewährleisten, vergibt die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) Zertifikate. Die Spitäler melden periodisch die Zahl der Betten, die die Kriterien erfüllen. In der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 stellten die Spitäler zusätzlich zu den zertifizierten Betten noch bis zu 700 Ad-hoc-Betten bereit. Allerdings wurden diese Kapazitäten nie ausgelastet. Zurzeit sind in der Schweiz 592 Betten belegt, davon 46 mit Covid-Erkrankten.

Die Gesundheitskommission (SGK) des Nationalrats prüft nun verbindliche Vorgaben an die Kantone für einen Kapazitätsausbau. Kantone, die keine zusätzlichen IPS-Betten schaffen, sollen zur Finanzierung solcher Plätze in anderen Kantonen verpflichtet werden. «Die Kantone sollten die Zahl der Intensivpflegeplätze um etwa 10 Prozent erhöhen», nennt SGK-Präsident Albert Rösti seine persönliche Zielgrösse. «Das wäre ein Erfolg angesichts der grossen Schwierigkeiten der Spitäler bei der Personalrekrutierung.»

In der Gesundheitskommission bestehe ein breiter Konsens, dass die Kantone die Kapazitäten erhöhen müssten, sagt Rösti. Ziel sei es, dass keine Einschränkungen der Wirtschaft mehr nötig würden, um so eine Überlastung der Intensivstationen zu verhindern.