Auch in Zeiten von CoronaZeckenimpfung nicht vergessen
Eine Gehirnentzündung infolge eines Zeckenstichs kann schwerwiegend verlaufen. Doch die Impfbereitschaft ist viel tiefer als bei Corona.
Schon geimpft? Das Thema taucht gerade zuverlässig in so ziemlich jedem Gespräch auf. Und fast immer geht es um die Spritze gegen das Coronavirus, die uns wieder mehr Freiheiten verschaffen soll. Darüber drohen andere wichtige Impfungen vergessen zu gehen: Jetzt, da wir wieder mehr draussen sind, in Wiesen liegen und durch Wälder streifen, kann auch die Immunisierung gegen Zeckenenzephalitis eine schwere Krankheit vermeiden oder gar Leben retten.
Die kleinen, perfiden Blutsauger können überall in der Natur lauern – nicht nur in Wäldern, sondern genauso in der Badi oder im Garten. Entgegen manchen Vorstellungen springen sie Menschen und Tiere nicht von einem Baum herab an, sondern warten in einem Gebüsch oder an einem Grashalm, bis eine leckere Mahlzeit vorbeispaziert.
Auf einem gekiesten Waldweg ist man also relativ sicher vor ihnen. Doch sobald man eine Pflanze berührt, riskiert man, einen dieser unerwünschten Gäste abzustreifen. Die Zecke wandert dann meist an dunkle, warme Stellen wie etwa die Leiste, Achselhöhlen, Kniekehlen oder hinter die Ohren und bohrt sich in die Haut.
Antibiotika nützen nichts
Dabei kann sie Krankheitserreger übertragen. Am häufigsten ist die Lymeborreliose, die durch ein Bakterium verursacht wird. Sie kann mit Antibiotika behandelt werden. Keine ursächliche Therapie gibt es hingegen bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die von Viren ausgelöst wird.
Deshalb ist die Impfung so wichtig. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt sie für alle Personen ab 6 Jahren – nach ärztlicher Absprache auch für jüngere Kinder.
Eine Studie von 2018 hat jedoch ergeben, dass hierzulande lediglich rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung drei Impfdosen erhalten hat und entsprechend gut geschützt ist. Dies, obwohl die Schweiz in Mitteleuropa zu den am stärksten betroffenen Ländern gehört.
Etwa jede 200. Zecke ist von FSME-Viren befallen. Eine bis zwei Wochen nach einem Stich können Infizierte grippeähnliche Symptome entwickeln. Bei einer Minderheit zeigen sich später starke Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Konzentrations- und Gehstörungen. In seltenen Fällen treten vorübergehende oder bleibende Lähmungen der Arme, Beine und Gesichtsnerven auf. Die Krankheit kann sogar tödlich enden.
Das ganze Jahr gefährlich
Obwohl der Name suggeriert, dass die schwere Gehirnentzündung nur im Frühsommer auftritt, können Zecken bei Temperaturen über 8 Grad Celsius das ganze Jahr hindurch zustechen. Inzwischen besteht die Gefahr in fast allen Regionen der Schweiz, mit Ausnahme der Kantone Genf und Tessin.
Besonders viele Infektionen traten in den Jahren 2018 und 2020 auf, mit einer Spitze im Hochsommer. Ob 2021 ebenfalls wieder ein ausgeprägtes Zeckenjahr wird, ist noch ungewiss.
Impfen auch jetzt noch möglich
Um im Sommer genügend geschützt zu sein, lässt man die drei Impfungen am besten über den Winter machen. Die ersten beiden Dosen erfolgen im Abstand von einem bis drei Monaten und ergeben bereits eine relativ grosse Sicherheit. Für eine Langzeitwirkung sorgt eine dritte Dosis einige Monate später. Eine Auffrischung empfiehlt das BAG etwa alle zehn Jahre. «Es ist aber nie zu spät für eine Impfung», sagt BAG-Sprecher Yann Hulmann. «Wenn man sich jetzt impfen lässt, hat man bereits diesen Sommer einen Schutz und ist im nächsten Frühling schon geschützt.»
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