Analyse zum Ende von «Zwei am Morge»Youtube darf für SRF keine lästige Pflicht sein
Die digitalen Formate stellen SRF vor längerfristige Herausforderungen. Entscheidend wird es sein, Stars zu machen – und diese zu halten.
Dieser Abgang ist für SRF schmerzlich: Ende März hatten Ramin Yousofzai und Robin Pickis, die Macher und Mitgründer des Comedy-News-Hybrids «Zwei am Morge», ihren letzten Einsatz. Damit verliert SRF zwei ausserordentliche Talente. Und muss sich die Frage gefallen lassen: Wären die beiden im Haus zu halten gewesen?
«Zwei am Morge» war für SRF eine Erfolgsgeschichte. Hinter dem Youtube-Format, das laufend ausgebaut wurde, steckte ein junges Team, das die digitalen Kanäle leicht und selbstverständlich bespielte. Die Kreativtreiber Yousofzai und Pickis waren bereits vor ihrer Anstellung bei SRF gemachte Social-Media-Stars, sie gehören mit ihren Accounts «Unigag» und «Schwiizchischte» zu den Pionieren der Schweizer Insta-Comedy. Sie treffen Ton und Tempo des Zielpublikums zielgenau.
«Zwei am Morge» hat funktioniert, weil es ein originelles Format war. SRF hat sich mit «Zwei am Morge» was getraut, zur richtigen Zeit.
Ohne die Stimmen und Gesichter, die auf Youtube und Tiktok Menschen erreichen, wird der Auftrag scheitern.
Pickis und Yousofzai wollten nach vier Jahren mehr machen, «etwas Grösseres», wie sie sagen. Doch SRF hatte es versäumt, ihnen eine Perspektive zu bieten. So hätten sich die beiden gern in einer Late-Night-Show nach US-Vorbild versucht, nicht auf Youtube, sondern im guten alten Fernsehen.
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Es ist für alle Medienhäuser eine Herausforderung, ein junges Publikum zu erreichen und anzubinden. Ob das Unterfangen gelingt, entscheidet sich insbesondere auf den Kanälen der grossen Social-Media-Plattformen. Und dort wiederum sind die Personen, die die Inhalte ans Publikum bringen, das wichtigste Argument. Der Erfolg steht und fällt mit den Stars, die ein digitales Format hervorbringt – oder eben nicht.
Wer Stars in den eigenen Reihen hat, wie das bei SRF mit «Zwei am Morge» der Fall war, muss es als höchste Priorität sehen, diese zu halten. Auch längerfristig. Dafür müssen sie sich entfalten und austoben können. Sonst tun sie das anderswo.
Stars muss man ein bisschen pampern.
Das wäre im Fall von «Zwei am Morge» vielleicht möglich gewesen – wenn sie nicht bloss als «die Youtuber» gesehen worden wären, die im Fernsehen nichts verloren haben. Wenn Youtube nicht als lästige Pflicht verstanden würde, die man halt auch noch erledigen muss, sondern als Realität, die bleibt.
Die digitalen Macherinnen und Macher wissen selbst am besten, was aufgeht.
Die neuen Formate sind eine Pflicht, gemäss Konzession muss es für die SRG das Ziel sein, alle Altersgruppen zu erreichen. Ohne die Stimmen und Gesichter, die auf Youtube und Tiktok Menschen erreichen, wird der Auftrag scheitern.
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Auf die Frage, was sie sich von SRF wünschen, sagen Yousofzai und Pickis: mehr Mut, mehr Vertrauen. Tatsächlich wissen die digitalen Macherinnen und Macher selbst am besten, was aufgeht – denn sie haben die Erfahrung, das Bauchgefühl. Diese Expertise müssen die Entscheidungsträgerinnen und -träger bei SRF ernst nehmen. Und etwas von ihrer gewohnten Kontrolle abgeben.
SRF lanciert gerade auf allen Kanälen digitale Formate, mit neuen Talenten. Die nächste Chance kommt also: Um zu beweisen, dass SRF den jungen Creators etwas zutraut. Dass sie Zeit und Raum zur Entwicklung erhalten.
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