Grosse Shaqiri-ShowDer FC Basel spürt den «Shaq-Effekt»
Kaum ist Xherdan Shaqiri zurück, steht der FC Basel auf dem dritten Tabellenplatz. Das 2:0 gegen Yverdon steht ganz im Zeichen des 32-jährigen Rückkehrers.
Weiss Paul Bernardoni eigentlich, was für eine unerhörte Frechheit er sich da geleistet hat? Neun Tage lang hat der FC Basel das Comeback von Xherdan Shaqiri auf ganz grosser Flamme gekocht: Fan-Empfang, Medienkonferenz, öffentlichen Trainings, signierter Trikots, Videos, Fotos, Interviews und was es sonst noch alles gibt.
Dann steht er am Sonntag endlich auf dem Rasen, eingewechselt nach 66 Minuten, und könnte mit seinem zweiten Ballkontakt ein Tor erzielen. Doch dann kommt Bernardoni, der elende Spielverderber, ins Bild geflogen und lenkt den Freistoss von Shaqiri im letzten Moment noch um den Pfosten. «Da hat er sich ganz lang gemacht», sagt Shaqiri nach dem Spiel – mit dem guten Gewissen, dass es der einzige Makel seines Comebacks ist.
Der Rest des Abends liest sich nämlich so: Der FCB gewinnt sein viertes Spiel in Folge, dieses Mal mit 2:0 gegen Yverdon-Sport, und steht in diesen Partien bei 19:0 Treffern. Die Stürmer teilen sich die Tore gerade brüderlich untereinander auf, und in der Tabelle steht der Club da, wo er schon lange nicht mehr stand: auf Rang 3. «Das ist der Shaq-Effekt», sagt Xherdan Shaqiri am Ende des Abends nach seinen ersten 24 Minuten zurück beim FCB.
Alles konzentriert sich nur auf Xherdan Shaqiri
Natürlich dreht sich bei diesem Spiel alles um den 32-Jährigen, jeder Schritt von ihm wird verfolgt. Schon 90 Minuten vor dem Anpfiff ist der St.-Jakob-Park so voll wie selten. Alle wollen ihn sehen, doch die Rasenbegehung lässt Shaqiri aus. Dann kommt er, unter grossem Geschrei, zum Einlaufen – allerdings nur mit den Ersatzspielern. Für 90 Minuten reicht es ihm noch nicht.
Trotzdem sind es Szenen, die deutlich machen, wie verrückt dieser Transfer nicht nur für den FCB ist, sondern für die ganze Liga. Schon vor dem Spiel erhebt sich ein ganzes Stadion, um Shaqiri auf dessen Weg zur Ersatzbank zu feiern. Mehr als 30’000 Menschen sind gekommen, so viele wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Und es sind sicher 10’000 unter ihnen, die nur wegen Shaqiri ein Ticket gekauft haben.
Immer wieder fangen ihn die Kameras während der Partie ein. Wer will schon die Wiederholung einer Torchance sehen, wenn es auch Bilder von Shaqiri gibt, der frustriert auf die Kopflehne vor sich klopft? Wer interessiert sich schon für den Spielverlauf, wenn sowieso alles nur zu dem Augenblick hinführt, in dem er eingewechselt wird?
In der Pause macht Shaqiri sich in der Mitte des Rasens warm, während der zweiten Halbzeit dann an der Seitenlinie. Immer wieder winkt er in Richtung des Publikums, und irgendwann hat man das Gefühl, er hat alle im Stadion persönlich begrüsst. Aber das gehört halt auch zur Rolle als Rückkehrer, Superstar, Messias, Trikotverkäufer, Antreiber, Sprücheklopfer und Identifikationsfigur in Personalunion.
66 Minuten dauert es, dann wird Basel erlöst. Shaqiri kommt für Bradley Fink auf den Rasen und hat dabei ein seltsames Gefühl in der Magengegend. «Ich war tatsächlich etwas nervös», sagt Shaqiri nach der Partie, das sei ihm schon lange nicht mehr passiert. Aber er ist auch schon lange nicht mehr in «seinem» Joggeli vor Freunden und Familie aufgelaufen. «Alle waren da.»
Für ein Tor reicht es nicht, wegen Bernardoni. Und die Zahlen zu seinem Einsatz sind nichts Besonderes: drei Schüsse, einer aufs gegnerische Tor, das ist der Freistoss. 32 Ballkontakte, 11 von 20 Pässen sind angekommen, eine Aktion im gegnerischen Strafraum, ein Pass ins Angriffsdrittel, zwei Ecken, zwei Ballverluste. Aber darum geht es ja nicht, es geht um das Gefühl.
Es ist jedenfalls schwer, diesen Nachmittag nicht als vollen Erfolg für Shaqiri und den FC Basel zu verbuchen. Denn wann hatte der FCB zuletzt einen Spieler, dessentwegen nach dem Abpfiff Dutzende Menschen auf den Rasen laufen, um sich ein Autogramm zu sichern? Auch wenn man das ja eigentlich nicht machen sollte …
Sein Trikot hat Shaqiri allerdings nicht hergegeben, das kriegen seine Eltern. Doch es gibt ja noch mehrere Möglichkeiten, Shaqiri für den FCB spielen zu sehen. Einige der Fans dürften nämlich wiederkommen zum nächsten Heimspiel, wenn es am 21. September gegen den FCZ geht. Und die beste Nachricht für den FCB ist: Einige werden nicht nur wegen Shaqiri wiederkommen, sondern auch, weil die Basler aktuell ziemlich attraktiven Fussball spielen.
Wenn man Xherdan Shaqiri fragen würde, liegt das wahrscheinlich auch am «Shaq-Effekt».
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