Jugendwort des JahresWyld, smash, slay: So soll die Jugend sprechen
Für die Wahl des Jugendworts gab es wieder Tausende Einsendungen – über ihren linguistischen Ursprung kann lustvoll debattiert werden.

Es ist wieder so weit. Die Duden-Redaktion von Langenscheidt hat der deutschen Sprachgemeinschaft in diesen Tagen zehn Wörter vorgesetzt, aus denen das Jugendwort des Jahres bestimmt werden soll. Zu den Kandidaten gleich mehr, vorab eine kurze Betrachtung zu den jüngsten Entwicklungen der Wahl.
2020 hat sich die Glaubwürdigkeit dieses Unterfangens insofern etwas erhöht, als seither keine Jury mehr bestimmt, wie die Jugend angeblich spricht. Vielmehr wird aus Einsendungen ausgewählt, um die 20’000 Wörter sind es diesmal gewesen, wie das Komitee schreibt.
Ob die Jugend wirklich so spricht, wie die Auswahl suggeriert, bleibt fraglich. «Das Ganze ist ein Sprachspiel. Ich würde daraus nicht ableiten, dass die Jugend tatsächlich so spricht», liess sich Lutz Kuntzsch, Leiter der Gesellschaft für deutsche Sprache, schon vor Jahren zitieren.
Der Verdacht des Marketings ist aus Sicht des organisierenden Pons-Verlags tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen, erscheint doch nach der alljährlichen Wahl jeweils die aktuellste Ausgabe des hauseigenen Langenscheidt-Werks «100 Prozent Jugendsprache».
Für die Deutschschweiz fehlt eine entsprechende Wahl, bislang wird für unsere Sprachregion einzig das Wort des Jahres spezifisch vergeben, wobei da die Fantasie zuletzt mit «Impfdurchbruch» zu wünschen übrig liess.
Schauen wir uns die zehn Kandidaten genauer an:
bodenlos
Meint: schlecht, mies, unglaublich. Tiefere Bedeutung: keine. Wird gerne adverbial verwendet: «Ich bin bodenlos müde.»
Smash
Meint: mit jemandem etwas anfangen. Tiefere Bedeutung: Beim Partyspiel «Smash or Pass» wird in Tinder-hafter Tradition ad hoc beurteilt, ob man jemanden attraktiv findet oder nicht.
Diggah
Meint: Kumpel, Freund. Kommt von: «Dicker», norddeutsche Umgangssprache. Sagt man das wirklich immer noch?
Macher
Meint: jemand, der umsetzt, ohne zu zögern.
slay
Meint: ausserordentlich gut, überragend. Kommt von: Gegner ausschalten im Videospiel. Wem das besonders oft gelingt, der ist einfach slay.
Gommemode
Meint: einen Lauf haben, im Sinn von «sich im Gomme-Modus befinden». Ein weiteres Lehnwort aus der Gamer-Szene: Der Youtuber GommeHD hat das Spiel «Minecraft» offenbar perfektioniert – spielt er gerade besonders gut, ist er im «Gommemode». Voilà.
wyld
Meint: heftig, krass, enorm. Die alternative Schreibweise mit dem «y» hat sich durch diverse Memes eingebürgert.
Bre/Bro
Meint: Kumpel, Bruder. Alternativ auch: Bru. Hatten wir das nicht schon mal?
sus
Meint: verdächtig, suspekt. Einmal mehr entlehnt aus einem Videospiel, mit dem Zusatz «sus» für «suspicious» werden in «Among Us» tatverdächtige Mörder bedacht.
Siiu!
Meint: Ja! Seht her! Ich! Kommt von: Fussballer Cristiano Ronaldo. Über den linguistischen Ursprung wird lustvoll debattiert. Am wahrscheinlichsten: eine Kombination von Spanisch (si) und Portugiesisch (sim).
Ihre Stimme abgeben können Interessierte (einen Alterstest gibt es nicht) online bis zum 13. September, danach werden die zehn Kandidaten auf drei minimiert. Danach kann man wiederum bis zum 18. Oktober abstimmen – eine Woche später steht das Jugendwort des Jahres fest.
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