Zu Fuss durchs EmmentalWurzeldurchzogener Waldgrund, jäh stürzende Halden
Unser Wanderkolumnist ist wieder unterwegs: Diese Woche von Trub nach Sumiswald, durch eine eigenwillige Landschaft mit Kinoformat.
Lang war die Tour gewesen, stark die Bilder. Als ich im Zug heimwärts die Augen schloss, sah ich Hügel und Kämme aller Formen. Das Emmental war nun in mir. Seine Landschaft, eine Mischung aus Poesie und Schroffheit, hat Kraft wie kaum eine andere hiesige.
Am Morgen war ich früh dran gewesen. Im Dorf Trub stieg ich aus dem Bus, zog gleich los, und schon begann der Weg zur Klosteregg zu steigen. Bald kam das erste Abenteuer in Sicht: eine seilgesicherte Passage durch die Nagelfluhflanke hoch über dem Sältebach.
Vor Unterstauffen wurde alles wieder anmutig. Weit vorn erblickte ich zur Rechten den Napf, der die Gegend unangefochten regiert; er sah aus diesem Winkel wirklich aus wie ein umgestülpter Napf. Immer neue Seiten zeigte im Folgenden das Land der Emme, verhüllte sich mit Wäldern, öffnete sich wieder.
Flurnamen wie ein kauziges Gedicht
Des öftern musste ich schmunzeln über die Flurnamen auf meiner Karte. Über all die Hubel und Chnubel und anderen Bezeichnungen. Meine Wegstationen Stauffechnubel, Schafholle, Schynezingge klangen wie ein kauziges Gedicht.
Beim Homattgätterli gabelte sich der Weg, rechts ging es zum Napf. Ich wählte links. Schmal war der Pfad bis zum Rotchnubel mit wurzeldurchzogenem Waldgrund und jäh stürzenden Halden. Bei der Lüderenalp, meinem Zwischenziel, war Trubel mit Fussgängern, Bikern und Autofahrern. Kein Wunder, der Blick Richtung Alpen ist fantastisch. Ich gönnte mir eine Rast auf der Terrasse.
Die Bilder im Kopf
Hinab nach Sumiswald verliefen danach längere Abschnitte auf Hartbelag. Kein Problem, die Landschaft lenkte mich genügend von einem feinen Achillessehnenschmerz ab. Noch einmal diese Weite und Nähe im Wechsel. Noch einmal Höfe mit Blumen- und Gemüsegärten. Noch einmal blumenübersäte Matten, summende Bienen und der fein kühlende Wind.
Sparenegg, Senggenberg, Harendegg, Harusberg zogen vorbei, die Muskeln wurden doch langsam müde. Unten am Bahnhof Sumiswald-Grünen reichte die Zeit grad, dass ich einen Schoggiriegel und ein Mineral kaufen konnte.
Und dann stieg ich in den Zug und schloss die Augen und war nun mein eigenes Privatkino. Der Film hiess «Emmental».
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