AboInterview über Börsen-RebellionWurden die Millennials beim Gamestop-Coup reingelegt?
An der Börse ist der Klassenkampf ausgebrochen, sagt Thorsten Hens. Der Zürcher Finanzprofessor erklärt, warum das ein unfairer Kampf ist und was die Spieltheorie mit all dem zu tun hat.
Herr Hens, letzte Woche hat ein riesiger Schwarm Kleinanleger einen Frontalangriff auf Hedgefonds-Spekulanten wie Citadel gemacht, die wie andere Giganten im Investmentgeschäft den Ruf gefrässiger Heuschrecken innehaben. Ist das Spiel jetzt schon vorbei?
Die Aktie des Computerspielehändlers Gamestop stieg zuerst in schwindelerregende Höhe, doch jetzt stürzt sie gerade stark ab. Es ist äusserst spannend zu verfolgen, was momentan passiert, da es dies in dieser Form noch nie gegeben hat. Als Finanzprofessor muss ich jedoch auch sagen, dass die Börse ein Biotop ist. Da gibt es Heuschrecken, Käfer, Frösche und natürlich noch vieles mehr. Alle von ihnen sind auf ihre Art wichtig. Wer sich – wie etwa die Hedgefonds – Aktien befristet gegen eine Gebühr ausleiht, hofft, dass der Kurs in der Zwischenzeit stark fällt und man dann beim Verkauf durch die Differenz des Wertes einen Gewinn einstreichen kann. Bricht der Kurs jedoch vorher ein, kann man viel Geld verlieren. Solche Transaktionen sind wertvoll, damit Kurse nicht übertrieben hoch werden. Das Ausleihen von Aktien ist ein ganz normaler Service. Zum Beispiel nehmen Pensionskassen in der Schweiz allein mit solchen Leihgebühren jedes Jahr mehrere Millionen Franken ein.