AboKommentar zur Skyguide-PanneWo steckt die Luftfahrtministerin?
Simonetta Sommaruga treibt Geschäfte, die ihr am Herzen liegen, mit Verve voran. Geht es um die Luftfahrt, lässt sie dieses Engagement aber schmerzlich vermissen.
Die Flugsicherheit ist ein fragiles Konstrukt. Es braucht wenig, und es kommt ins Wanken. Das hat die Skyguide-Panne von Mittwoch gezeigt. Trotzdem besteigen Abertausende weltweit Flugzeuge, ohne einen Gedanken daran zu verlieren. Das ist gut so. Doch diese Sicherheit ist ein kostbares Gut, dem die zuständigen Unternehmen und Behörden, aber auch die Politik Sorge tragen müssen. Sie darf nicht als selbstverständlich erachtet werden – auch nicht von der Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation.
Simonetta Sommaruga hat als Umweltministerin bewiesen, mit wie viel Verve und Durchhaltewillen sie Geschäfte vorantreiben kann. Beispielsweise bei der Abstimmung zum CO2-Gesetz. Sie forciert als Verkehrsministerin auch die Stärkung des Schienenverkehrs – etwa 2019, als sie beschloss, zusätzlich mehr als eine Milliarde Franken in den Unterhalt der Bahnen zu stecken. Dieses Engagement lässt Sommaruga in ihrer Rolle als Luftfahrtministerin aber schmerzlich vermissen. Das beklagen Vertreter aus sämtlichen aviatischen Bereichen – von den Airlines und den Flugplätzen über die Geschäfts- und Kleinfliegerei bis hin zur Flugsicherung.
Dabei stehen gerade Skyguide turbulente Jahre bevor: Der Flugverkehr erholt sich. Eurocontrol, die europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt, schätzt, dass bereits im Laufe von 2024 das Vor-Corona-Niveau erreicht wird. Just dann steckt Skyguide allerdings mitten in einer Pensionierungswelle, etliche Lotsen treten ihren Ruhestand an. Gleichzeitig tut sich die Flugsicherung schwer, fähigen Nachwuchs zu rekrutieren – ganz besonders in der Westschweiz.