Umweltskandal am Lötschberg«Wir treiben die Strafanzeige mit aller Konsequenz voran»
Blausee-Mitbesitzer Philipp Hildebrand macht nach dem Fischsterben Druck auf die Behörden. Der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus wiederum droht den Baufirmen.
Nachdem die Affäre um tote Fische beim Blausee und giftige Abfälle in einer nahen Kiesgrube am Mittwoch publik wurde, traten am Donnerstag die drei prominenten Besitzer der Blausee AG vor die Medien. Darunter auch Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand. Er sagte: «Wir haben die Sachlage intensiv über Wochen diskutiert und sind einstimmig zum Schluss gekommen, dass uns keine andere Wahl bleibt, als Strafanzeige einzureichen.» Diese würde man nun mit «aller Konsequenz» vorantreiben. «Alle drei Eigentümer stehen voll hinter diesem Beschluss», sagte Hildebrand, der heute Vizepräsident des Vermögensverwalters Blackrock ist (zum Ticker von der Medienkonferenz).
Regierungsrat droht mit Baustopp
Auch der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus (SVP) reagiert auf den Umweltskandal. Seinem Amt fehlten zwar die Ressourcen, um jede Baustelle genau zu kontrollieren. Doch der Fall zeige, dass Bund und Kanton auf Grossbaustellen vermehrt Stichproben machen müssten. «Wir müssen rigide kontrollieren, wenn sich jemand nicht an die Bewilligung hält», sagt der Berner Bau- und Verkehrsdirektor.
Er richtete eine Drohung an die Adresse des Bahnunternehmens BLS als Bauherrin und die involvierten Firmen Marti und Vigier. Sie hatten den mit Giften kontaminierten Aushub aus dem Lötschberg im Kandertal einfach in eine lokale Kiesgrube gebracht und dort teils deponiert. «Bei weiteren Verstössen müssen wir zusammen mit dem BAV Schritte einleiten. Das könnte dazu führen, dass diese Baustelle stillgelegt wird», sagt Neuhaus.
Jürg Grossen, Präsident der Grünliberalen und Nationalrat, ist «sehr besorgt und schockiert» aufgrund des Fischsterbens. Er wohnt in Frutigen im Kandertal. Er befürchtet, dass vergiftetes Grundwasser nicht nur in den Blausee und in die dortige Fischzucht gelangt sein könnte, sondern talabwärts auch in das Trinkwasser seiner Gemeinde. «Das muss sofort ganz genau abgeklärt werden», fordert Grossen.
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