Saisonstart im Herbst nach CoronaDas Opernhaus denkt wieder gross
Der Saisonstart wird auf den Sechseläutenplatz übertragen, ein neuer Generalmusikdirektor dirigiert einen neuen «Ring»: Gross denken, lautet die Devise am Opernhaus.
Der Intendant
Wenn es nach dem Opernhausintendanten Andreas Homoki geht, wird es am 12. September eng auf dem Sechseläutenplatz: Denn das Opernhaus überträgt mit seiner Saisoneröffnung Strauss’ «Salome» auf die Grossleinwand. Wir sind wieder da, will man damit signalisieren. Nach einem Jahr Corona-Betrieb mit ausgelagertem Orchester und gestreamten Premieren ist die Sehnsucht gross nach Liveaufführungen und echtem Publikum.
Was genau möglich sein wird, wie viele Menschen im Saal und auf dem Platz zugelassen sein werden, ist noch offen. Aber Homoki ist optimistisch: «Man muss ja ins Leben zurück, wir können uns nicht ewig verkriechen.»
Gross denken, heisst deshalb die Devise für die kommende Saison. Und Homoki selbst – der gerade noch Strawinskys «L’histoire du Soldat» ganz minimalistisch für zwei Sänger, zwei Stühle und fünfzig Zuschauer auf die Bühne gebracht hat – denkt besonders gross. Er inszeniert nicht nur die «Salome», sondern startet mit dem «Rheingold» seinen ersten, auf drei Spielzeiten angelegten «Ring des Nibelungen». Der Moment sei genau richtig, sagt er, «ich kenne den Betrieb inzwischen sehr gut, wir konnten das alles mit Musse planen».
Der neue Chefdirigent
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Im Orchestergraben wird bei diesem Grossprojekt Gianandrea Noseda stehen, der Nachfolger von Fabio Luisi als Generalmusikdirektor am Opernhaus. Auch für ihn wird es der erste «Ring» sein, und das Projekt war mit ein Grund dafür, dass sich der weltweit gefragte Dirigent für Zürich entschieden hat.
Es gebe auch noch andere, sagt er im Zoom-Gespräch, nachdem es doch noch geklappt hat mit dem Mikrofon («es ist einfacher, Mahlers Fünfte zu dirigieren als hier die richtigen Knöpfe zu finden!»): die Nähe zum Flughafen etwa, auch die Nähe zu seinem Wohnort am Lago Maggiore. Und natürlich das Orchester und der Chor, «sie sind wirklich sehr gut und unglaublich vielseitig».
Neben dem «Rheingold» wird er auch noch die Wiederaufnahme von Wagners «Tristan» dirigieren. Aber für den ersten Auftritt im neuen Amt setzt er dennoch aufs italienische Repertoire: Verdis «Trovatore» ist seine erste Premiere, später folgt die Wiederaufnahme des «Falstaff». Dazu stehen drei Konzerte in seiner Agenda.
Die Diven
Den Manrico im «Trovatore» wird Piotr Beczala singen, er ist einer der grossen Namen im Programmbuch 2020/21. Ansonsten fällt vor allem die hohe Diven-Dichte auf: Diana Damrau singt die Anna Bolena, Cecilia Bartoli bringt ihre Salzburger Produktion der «Italiana in Algeri» nach Zürich, und für Wiederaufnahmen hat man neben anderen Anna Netrebko, Elina Garanca und Anja Harteros engagiert.
Auch abseits der Bühne gibts prominente Frauen: Simone Young dirigiert die «Salome», Jetske Mijnssen inszeniert Poulencs «Dialogues des Carmélites».
Das Corona-Erbe
Ein weiterer illustrer Name ist jener von Thomas Hampson, der in der Uraufführung der Oper «Girl With a Pearl Earring» des Schweizers Stefan Wirth singen wird. Das Stück hätte schon letztes Jahr herauskommen sollen, musste aber wegen Corona verschoben werden. Auch Pergolesis Barockoper «L’Olimpiade» wird (auf Kosten des Opernballs) nachgeholt – und mit ihr der Dokfilm, den David Marton und Sonja Aufderklamm in einem Altersheim in Rümlang gedreht haben: Was das Virus mit den Menschen angestellt hat, wird da noch einmal eindrücklich zu erleben sein.
Dreimal Spuck
Auch Ballettchef Christian Spuck präsentiert sich in der kommenden Saison mit barockem Repertoire: «Monteverdi» ist der schlichte Titel seiner neuen Choreografie. Zudem wird Spuck gleich doppelt auf dem Sechseläutenplatz vertreten sein: Seine «Messa da Requiem» wird zu Beginn der Saison übertragen, sein «Dornröschen» macht den Abschluss.
Die Premieren 2021/22
12. September 2021: Strauss, «Salome» (Simone Young/Andreas Homoki)
1. Oktober: «Angels’ Atlas», Ballett (Crystal Pite, Marco Goecke)
24. Oktober: Verdi, «Il trovatore (Gianandrea Noseda/Adele Thomas)
13. November: Evers, «Die Odyssee», Uraufführung Familienoper (Eduardo Strausser, Ann-Kathrin Stöcker/Rainer Holzapfel)
5. Dezember: Donizetti, «Anna Bolena» (Enrique Mazzola/David Alden)
15. Januar 2022: «Monteverdi», Ballett (Riccardo Minasi/Christian Spuck)
13. Februar: Poulenc, «Dialogues des Carmélites» (Tito Ceccherini/Jetske Mijnssen)
6. März: Rossini, «L’italiana in Algeri» (Gianluca Capuano/Moshe Leiser, Patrice Caurier)
12. März: Pergolesi, «L’Olimpiade» (Ottavio Dantone/David Marton, Sonja Aufderklamm)
3. April: Wirth, «Girl With a Pearl Earring» (Peter Rundel/Ted Huffman)
30. April: Wagner, «Das Rheingold» (Gianandrea Noseda/Andreas Homoki)
5. Mai, Winterthur, Internationales Opernstudio: Haydn, «Il mondo della luna» (Joseph Bastian/Tomo Sugao)
21. Mai: «Peer Gynt», Ballett (Victorien Vanoosten/Edward Clug)
14. Juni: Junge Choreografen, Ballett
19. Juni: Mozart, «Le nozze di Figaro» (Stefano Montanari/Jan Philipp Gloger)
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