Österreich-TippWinterferien weit abseits vom Trubel
Drei Einheimische erzählen von ihrer Passion für die Region am Achensee und den vielfältigen Aktivitäten im Schnee.
Peter Schwandl, Langlauftrainer
In jungen Jahren war Peter Schwandl Leichtathlet. Paradedisziplin: 3000 Meter Steeple. Eine Distanz, bei der schon bald jeder Schritt schmerzt. Kein Spurt, der schnell vorbei ist, kein Marathon, bei dem man die Kräfte einteilen kann. Heute liebt es der 47-Jährige, zu gleiten, sich nahezu mühelos fortzubewegen, langer Schritt, kurzer Schritt. «Man ist mit wenig Kraftaufwand immer in Bewegung – in einer wundervollen Naturlandschaft.» Damit meint Schwandl die Region Achensee in Tirol, wo er eine von sieben Langlaufschulen betreibt. Das grosse Angebot verwundert nicht, der Achensee ist die Wiege des professionellen Unterrichts in der Loipe. Gustav Leithner hatte hier Ende der 1970er-Jahre den ersten offiziellen Langlauflehrplan für Österreich entwickelt.
Am grossen Parkplatz in Pertisau schnallt Schwandl die schmalen Ski an, skatet hinein in die Karwendeltäler. «Man ist abseits des Trubels. Alles ist ruhig, fast geräuschlos.» Jedes der drei Sackgassentäler führt kilometerweit in die wilde Berglandschaft hinein. Links steile Hänge, rechts steile Hänge, dazwischen die Loipe und Alphütten, in denen es kräftige Tiroler Suppen zum Aufwärmen gibt.
Naturliebhaber Schwandl ist von der Infrastruktur am Achensee begeistert. Er berichtet von der Präparierung der Loipen, die in seinen Augen optimal ist: Die Spurgeräte verkehren erst in den frühen Morgenstunden. So bildet sich in den Rillen weniger Eis. Ausserdem rückt er abends mit Stirnlampe aus – auch zu seinen Vollmondkursen. Schwandl schwärmt von den drei Langlaufrevieren Pertisau, Achenkirch und Steinberg, die es zusammen auf mehr als 200 Kilometer bringen. Da sei für jeden Langläufer etwas dabei: «Ob Genussläufer oder Hochleistungssportler – sie können unten am See laufen oder oben auf der Alm.»
Schwandl kennt sich in der Langlaufwelt bestens aus, das verleiht seinen Einschätzungen zum Achensee zusätzliches Gewicht. Der Oberösterreicher trainiert seit vielen Jahren Leistungssportler und war lange in Seefeld tätig, dem Tiroler Langlaufmekka. Dort setzte man ihn sogar als Stadionchef ein anlässlich der Nordischen Ski-WM 2019. An seine erste Kursstunde, als er eine Gruppe Briten unterrichtete, erinnert er sich mit einem Lächeln: «Die waren auf den Ski so schlecht wie ich in Englisch. Zum Glück hatten wir alle Humor.»
Marina Hausberger, Rangerin
Sie kann ihre Füsse nicht lange stillhalten. Die junge, sportliche Frau muss einfach raus in die Natur. Welch ein Glück, dass Marina Hausberger vor ein paar Jahren eine Stelle als Rangerin im Naturpark Karwendel bekam, der am Achensee beginnt und sich nach Westen erstreckt.
Im Sommer hat die 35-Jährige viel Arbeit, geht mit Freiwilligen auf Tour, um Müll zu sammeln, Zäune aufzustellen und Alpweiden in Ordnung zu bringen. «Aber meine schönste Zeit ist der Winter», sagt Marina Hausberger. Jetzt kann sie die Natur vielfach geniessen: bei Winterwanderungen und Schneeschuhtouren mit Feriengästen oder in der Freizeit auf Skitouren – ihrer grossen Leidenschaft. Die Berge im Zillertal, ihrer Heimat, hat sie längst gemeistert. Heutzutage ist sie am Achensee unterwegs, steigt hinauf zur Erfurter Hütte, die auch im Winter bewirtschaftet ist, und erklimmt auf Fellen die Gipfel des Rofangebirges. Ihre Lieblingstour startet in Achenkirch und führt auf die Hochplatte. «Super Skihänge. Nicht zu steil, nicht zu flach.»
Den Skitourenboom erlebt Marina Hausberger mit gemischten Gefühlen. Als Rangerin weiss sie, dass die Tiere im Winter Ruhe brauchen und sich nicht alle Menschen respektvoll verhalten. Bei Winterwanderungen im Naturpark versucht sie, die Teilnehmenden zu sensibilisieren. «Wenn wir Wildtiere unnötig aufscheuchen, kann es sein, dass sie den Winter nicht überleben.» Die Gäste lauschen gebannt, was Marina zu erzählen hat. Sie staunen, wenn die Rangerin auf Tierspuren im Schnee oder auf Gämsen am gegenüberliegenden Hang zeigt und erklärt, dass diese im Winter ihren Magen verkleinern, weil es weniger zu fressen gibt.
Bei ihren Winterwanderungen hatte Marina Hausberger immer die Langläufer beobachtet, die unten im Tal Runden zogen. Mit den schmalen Latten hatte sie nichts am Hut. Aber je öfter sie die Sportler sah, die mit fliessenden Bewegungen über den Schnee glitten, desto neugieriger wurde sie. «Und dann habe ich es endlich ausprobiert und war begeistert», erzählt Marina Hausberger. Mittlerweile hat die Tirolerin schon einige Langlaufregionen erkundet. «Aber die Loipen am Achensee halten jedem Vergleich stand und sind der Hammer.»
Martin Hauser, Kutscher
Eine Fahrt mit Pferdeschlitten oder Kutsche muss, wenn es nach Martin Hauser geht, unbedingt ein besonderes Vergnügen bleiben: «An Bord ein Paar, eine Familie, aber nicht zwölf Leute dicht gedrängt wie im Postauto.» Standard muss auch sein, die Gäste direkt bei der Unterkunft abzuholen. «Die Leute staunen, wenn die Kutsche nur für sie vorfährt», so Hauser. Unterwegs wollen die Menschen Unterhaltung, Geschichten über das Dorf und den See hören.
Mittlerweile hat sich der 55-Jährige aus dem Geschäft zurückgezogen, die Kollegen in Pertisau, neben Achenkirch Pferde-Hotspot am See, führen alles in seinem Sinne weiter. Auch jene, die früher eher auf Masse setzten, hätten umgestellt. «Die Fahrt mit Schlitten und Kutsche ist zur exklusiven Veranstaltung geworden, die Gäste sind bereit, dafür zu bezahlen», sagt Hauser. Pferdehaltung und -training seien aufwendig und teuer. «Du fährst viele Stunden allein mit den Tieren, um sie an Wege und Abläufe zu gewöhnen.»
Und zum Pferdeschlitten-Erlebnis gehören möglichst viele Varianten, welche die Gespanne jederzeit fahren können. Man brauche sonnige Strecken für gutes Wetter, Routen im tief verschneiten Wald und Wege, die sich nachts bei Vollmond eignen.
Der Pertisauer betreibt im Sommer das Strandbad, ausserdem die Golfvilla mit 14 Zimmern. Martin Hauser hat auch eine Tüftlerwerkstatt, in der er den «geschlossenen Horsebag» erfunden hat – eine Auffangvorrichtung für Pferdeäpfel. Seit Jahrzehnten ist er Mitglied im Golfclub. Die Golfvilla seiner Eltern stand früher direkt auf dem Course. Martin Hauser: «Wenn meine Mutter im Garten Salat schnitt, brachte sie gleich noch einen Kübel Golfbälle in die Küche.»
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Achensee Tourismus. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Tamedia.
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