Wimbledon-Siegerin Barbora KrejcikovaMit 18 klingelte sie an der Tür ihres Idols, jetzt sendet sie ihr Grüsse in den Himmel
Niemand hatte sie auf der Rechnung, nun machte sich Barbora Krejcikova (28) mit dem Finalsieg über Jasmine Paolini zur Wimbledon-Siegerin. Was für sie besonders emotional ist.
Als es geschafft war, als sie tatsächlich Wimbledon-Siegerin war, deutete Barbora Krejcikova in den Himmel. Es war ein Gruss an ihre frühere Trainerin Jana Novotna, die im November 2017 mit 49 Jahren an den Folgen von Eierstockkrebs verstorben war.
Novotna hatte Krejcikova viel von Wimbledon erzählt, von ihren herzzerreissenden Finalniederlagen gegen Steffi Graf (1993) und Martina Hingis (1997) – und wie sie es 1998 schliesslich doch noch schaffte, den lang ersehnten Wimbledon-Titel zu gewinnen. Im folgenden Jahr trat sie mit 31 zurück.
Ohne Novotna hätte es die Profispielerin Krejcikova wohl nicht gegeben. Diese war 18 und wusste nicht recht, ob sie aufs Tennis setzen oder eine Ausbildung beginnen sollte. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und klingelte in ihrer Heimatstadt Brünn an der Tür von Novotna und fragte sie um Rat. «Sie sagte mir, ich hätte das Potenzial für eine Tenniskarriere und nahm mich unter ihre Fittiche», erzählt Krejcikova. Das war 2014. Leider dauerte die Zusammenarbeit nicht lange, weil Novotna bald von ihrer Krebserkrankung erfuhr. Aber sie blieb bis zu ihrem Tod die Mentorin von Krejcikova.
«Bevor sie starb, sagte sie mir, ich solle so weiter machen und einen Grand-Slam-Titel gewinnen», erzählte Krejcikova nun auf dem Centre Court Wimbledons, die edle Venus Rosewater Dish für die Siegerin in den Händen. «Das schaffte ich dann in Paris (2021). Aber ich hätte nie gedacht, dass ich einmal die gleiche Trophäe wie Jana gewinnen könnte. Es ist surreal, was passiert ist. Es ist definitiv der beste Tag meiner Tenniskarriere und auch der beste meines Lebens.»
Dass die 28-Jährige Wimbledon gewinnen würde, hatte vor dem Turnier wohl niemand geglaubt. Nicht einmal sie, wie sie lächelnd zugab. Ihre Saison war geprägt gewesen von Verletzungen und Niederlagen. In Roland Garros scheiterte sie in der Startrunde an Viktorija Golubic. In Wimbledon steigerte sich die exzellente Doppelspielerin nun aber von Runde zu Runde und schlug ab dem Achtelfinal mit Danielle Collins (WTA 11), Jelena Ostapenko (14), Jelena Rybakina (4) und Jasmine Paolini (7) allesamt Topspielerinnen.
Frohnatur Paolini verlor nach Paris, als sie gegen Iga Swiatek (2:6, 1:6) chancenlos gewesen war, auch ihren zweiten Grand-Slam-Final. Diesmal schaffte sie es immerhin, für Spannung zu sorgen. Als Krejcikova zum Sieg aufschlug, begann die Tschechin zu zittern. Schliesslich setzte sie sich aber 6:2, 2:6, 6:4 durch.
Paolini schaute Wimbledon wegen Federer
«Die letzten zwei Monate waren crazy für mich», sagte Paolini. «Heute bin ich ein bisschen traurig. Aber ich versuchte trotzdem, weiter zu lächeln. Es ist immerhin Wimbledon, das ich früher immer am Fernsehen schaute und wobei ich Federer die Daumen drückte. Es waren wunderbare zwei Wochen.»
Wimbledon bleibt damit bei den Frauen in tschechischer Hand. 2023 hatte Marketa Vondrousova als erste Ungesetzte seit 60 Jahren gewonnen. Nun folgte mit Krejcikova ihre Landsfrau. Und vielleicht schaute Jana Novotna ja von oben zu und lächelte.
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