News-Ticker zur 99-Prozent-InitiativeJuso-Initiative wuchtig gescheitert | Kampf um Steuern geht weiter
Die Juso kommen mit ihrer Initiative zur Kapitalgewinn-Besteuerung auf nur 36 Prozent. News, Infografiken und Reaktionen im Ticker.
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Das Wichtigste in Kürze
Die Jungsozialisten wollten mit ihrer Initiative das Geld von Vermögenden stärker umverteilen.
Die Initiative ist gescheitert: 66 Prozent der Stimmenden und alle Kantone haben sich dagegen ausgesprochen.
Die Juso bereiten aber bereits eine neue Initiative vor, um die Reichsten höher zu besteuern. Die Wirtschaft ihrerseits ist erfreut über die Ablehnung und will für die Abschaffung der Stempelsteuer kämpfen.
Zur grossen Übersicht: So hat Ihre Gemeinde abgestimmt
Zum Abstimmungsticker «Ehe für alle».
Gut zu wissen:
Erklärt in 6 Beispielen – Wen die 99-Prozent-Initiative trifft – und wen nicht
Umverteilung – Schweiz im weltweiten Vergleich
Juso-Chefin im Porträt – Die Mission der Ronja Jansen
Resultat der Nachwahlbefragung
Im Auftrag von Tamedia und 20 Minuten haben die beiden Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen zwischen dem 24. und dem 26. September eine Online-Nachwahlbefragung durchgeführt. Die folgenden Resultate basieren auf den gewichteten Antworten von 12’743 Teilnehmerinnen und Teilnehmern:
Die 99-Prozent-Initiative wurde sowohl von den Frauen (62 Prozent) als auch von den Männern (68 Prozent) deutlich abgelehnt.
Zustimmung fand die Initiative einzig bei den Wählerinnen und Wählern von Grünen und SP. Die Sympathisanten aller anderen grossen Parteien lehnten die Initiative deutlich ab.
Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen, Einkommensklassen sowie Stadt und Land sind nicht sehr ausgeprägt. Von allen Altersgruppen, allen Einkommensklassen sowie in allen Siedlungstypen ist die Initiative abgelehnt worden.
Ausserdem wurde in der Nachwahlbefragung gefragt, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer grundsätzlich der Meinung sind, dass das vermögendste eine Prozent tendenziell stärker besteuert werden sollte. Diese Frage beantworteten 57 Prozent mit Ja oder eher Ja.
Zusammenfassung: Wuchtiges Nein, aber der Kampf um Steuern geht weiter
Die Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern (99-Prozent-Initiative)» ist wuchtig gescheitert. 66 Prozent der Stimmenden und alle Kanton lehnen das Volksbegehren der Juso ab.
Die Initiative verlangte, dass Einkommen aus Kapital künftig ab einem noch nicht definierten Schwellenwert eineinhalb Mal so hoch besteuert werden wie Lohneinkommen. SP, Grüne Partei, EVP und die Gewerkschaften unterstützten die Initiative.
Ein Prozent der Schweizer Bevölkerung verfügt über rund 42 Prozent des gesamten Vermögens in der Schweiz. Mit der 99-Prozent-Initiative sollte diese soziale Ungleichheit angegangen und mehr Verteilungsgerechtigkeit geschaffen werden - zugunsten der 99 Prozent, die nicht zu den Reichsten zählen.
Bereits neue Initiative geplant
Die Jungsozialisten planen bereits eine nächste Initiative gegen die Superreichen. Dabei geht es darum, «die Reichsten für die Klimakrise zahlen zu lassen», wie Juso-Vizepräsident Thomas Bruchez dem Westschweizer Fernsehen RTS sagte. Die Initiative zielt darauf ab, das private Vermögen auf 100 Millionen Franken zu beschränken und mit dem Überschuss einen wirtschaftlichen und sozialen Wandel zu finanzieren.
Erleichterung bei den Bürgerlichen
Das Nein-Lager zeigte sich erleichtert. Der Bundesrat und eine Mehrheit des Parlaments lehnten die Initiative ohne Gegenvorschlag ab. SVP, Mitte-Partei, FDP und GLP beschlossen die Nein-Parole. Auch die grossen Wirtschaftsverbände, der Gewerbeverband und Start-up-Verbände waren gegen die Initiative.
Das klare Nein zur 99-Prozent-Initiative der Juso ist laut der Co-Präsidentin des Nein-Komitees, Marianne Binder-Keller, ein «Bekenntnis der Schweizer Bevölkerung zur Schweizer Wirtschaft». Die Bevölkerung habe pragmatisch für das Wohl der Unternehmen abgestimmt.
Das sagte die Mitte-Nationalrätin am Sonntag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Bevölkerung sei offensichtlich in grosser Mehrheit mit der Umverteilung in der Schweiz einverstanden, sagte sie weiter. Das Ausmass sei nicht so gross wie die Initiantinnen und Initianten immer behauptet hätten.
Weiterentwicklung des Steuersystems
Die Diskussion darüber, welche Besteuerung in der Schweiz gerecht oder ungerecht ist, ist mit diesem Entscheid jedoch nicht beendet. Der Ständerat stimmte in der laufenden Herbstsession einer Vorlage zu, die den umstrittenen Eigenmietwert abschaffen will.
Hinzu kommt die Einführung einer globalen Mindeststeuer. Die G7-Staaten haben sich im Juni auf einen Steuersatz von 15 Prozent für multinationale Unternehmen mit Umsätzen von mehr als 750 Millionen Euro beschlossen. Von der Mindeststeuer sollen rund 200 Schweizer Unternehmen betroffen sein. (sda)
Unser Kommentar zum Resultat
In seinem Kommentar zum Abstimmungsresultat schreibt Wirtschaftsrdaktor Philipp Felber-Eisele, die Juso hätten ein Imageproblem. Die wuchtige Ablehnung habe hauptsächlich mit der Absenderin zu tun.
Drei Städte schwimmen gegen den Strom
Die Städte Bern, Lausanne und Zürich haben gegen den Trend der 99-Prozent-Initiative zugestimmt. Zudem einige Quartiere in anderen Städten und vereinzelte Gemeinden, vor allem im Kanton Jura.
Der Bundesrat nimmt um 16.30 Uhr Stellung
Finanzminister Ueli Maurer nimmt um 16.30 Uhr Stellung zum Abstimmungsergebnis. Sie können die Reaktion des Bundesrats hier im Livestream verfolgen.
Das Endresultat ist da
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Zürich sagt Nein, noch fehlt der Tessin
Auch der Kanton Zürich ist ausgezählt. Die Stimmbevölkerung lehnt die 99-Prozent-Initiative mit 64 Prozent Nein-Stimmen ab. Aber: Die Stadt Zürich stimmt mit 50,19 Prozent ganz knapp zu. Jetzt fehlt fürs Endresultat nur noch der Kanton Tessin.
Petra Gössi feiert in gediegenem Rahmen
FDP: Klassenkampfrhetorik der Juso
Für die FDP steht fest, dass sich das Stimmvolk einmal mehr «nicht von der Klassenkampfrhetorik der Jungsozialisten» habe täuschen lassen. Die Initiative hätte für einen bedeutenden Teil der Bevölkerung ein echtes Problem dargestellt. «Mit der deutlichen Ablehnung dieser extremen Initiative zeigt das Schweizer Stimmvolk seine breite Unterstützung für das Unternehmertum, für einen wettbewerbsfähigen und attraktiven Wirtschaftsstandort Schweiz», heisst es in einer Medienmitteilung. Die FDP, werde sich weiterhin gegen diese Art von linker Initiative stellen, «die keine Probleme löst, sondern die Bevölkerung spaltet».
SP: «Angstkampagne der Gegner»
«Die finanzkräftige Kampagne der Wirtschaftsverbände hat dem Stimmvolk Angst gemacht», sagt Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz. «Während die Rechte in der Pandemie die KMU im Regen stehen liess, nutzte sie diese nun als Vorwand, um Steuerprivilegien für Superreiche zu verteidigen.» Das sei heuchlerisch und falsch.
Mattea Meyer, Wermuths Kollegin im SP-Präsidium gibt sich kämpferisch: «Wir werden uns weiter gegen die ungerechte Steuerpolitik von rechts wehren, deren einziges Ziel darin besteht, die Steuern für Grosskonzerne und Spitzenverdienern zu senken.»
Städte sagen Ja
Ein Lichtblick für die Juso: Nicht nur in der Stadt Basel, sondern auch in Bern, Lausanne, Biel und Winterthur haben sie Mehrheiten für ihre Initiative erhalten. Aller Voraussicht nach Ja sagen wird auch die Stadt Zürich.
Nur noch drei Kantone fehlen: Zürich, Freiburg und Tessin
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Stadt Basel sagt Ja
Jetzt hat der Kanton Basel-Stadt ausgezählt: Die Juso machen hier das wohl beste Resultat mit 48 Prozent Ja. In der Stadt selbst kommt die Initiative sogar durch – mit 26'946 zu 26'213 Stimmen. Den Ausschlag für das Nein des Kantons geben deutliche Nein in den Gemeinden Riehen und Bettingen.
Economiesuisse will jetzt gegen die Stempelsteuer kämpfen
In seiner offiziellen Stellungnahme zum deutlichen Nein schreibt der Wirtschaftsverband Economiesuisse, das «erfreuliche Resultat» sei der Startschuss für die Kampagne zur Abschaffung der Emissionsabgabe auf Eigenkapital, der sogenannten Stempelsteuer. Die Abschaffung wurde zwar vom Parlament bereits beschlossen. Aber die SP hat dagegen das Referendum ergriffen und sammelt Unterschriften, unterstützt von Grünen und Gewerkschaften.
Jura liefert das bisher knappste Resultat
53 Prozent der Stimmenden sagen im Kanton Jura Nein zur Besteuerung von Kapitalgewinnen. Das ist das bisher knappste Resultat. Knapper könnte es noch in Basel-Stadt werden, wo nach vorläufigen Zwischenergebnissen 52 Prozent gegen die Juso-Initiative sind.
Nein «stärkt die Wirtschaft»
Das Nein-Komitee freut sich: «Wir haben gewonnen!» schreibt es in einem Tweet. Mit dem Nein würden neue Kapitalgewinnsteuern verhindert und die Wirtschaft werde gestärkt.
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Juso feiern eine Million Ja-Stimmen
«Wir sind stolz!» schreiben die Juso auf Twitter. Eine Million Menschen hätten Ja gestimmt und würden damit eine gerechtere Besteuerung fordern.
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Am Ständemehr gescheitert
Jetzt ist klar: Die Juso-Initiative ist am Ständemehr gescheitert. Nachdem auch der Thurgau klar Nein gesagt hat, liegen aus 11,5 Kantonen definitiv ablehnende Resultate vor.
Juso-Chefin will weiterkämpfen
Juso-Präsidentin Ronja Jansen reagiert kämpferisch auf die sich abzeichnende Niederlage: «Es war klar, dass es schwer werden wird. Aber wir haben zumindest eine Debatte lanciert über Verteilgerechtigkeit in der Schweiz.» Das sagte Jansen auf Anfrage dieser Redaktion.
Sie macht deutlich, dass sich die Juso weiter für eine stärkere Besteuerung der Reichsten und Konzerne einsetzen wird. «Die Vermögenskonzentration nimmt zu in der Schweiz. Und Mitte-Rechts arbeitet seit Jahren daran, Vermögende und grosse Firmen zu entlasten», sagt Jansen.
Die Juso haben bereits eine neue Steuerinitiative im Köcher: «Make the rich pay for climate change» heisst sie. Ungewiss ist noch, ob die Juso darin eine Einmalabgabe bei den höchsten Einkommen fordern oder eine Erhöhung der Spitzensteuersätze.
Schlussresultate aus elf Kantonen
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