Sommerwetter angesagtWie wird der Sommer?
Die Langzeitprognosen der Meteorologen lassen auf einen schön warmen Sommer hoffen. Allerdings reichen die Daten nur zum Träumen.
Nach diesem verunglückten Frühling – es war der kälteste seit über 30 Jahren – sehnt man sich nach einem schön warmen Sommer. Auch wenn der Kopf weiss, dass Wettervorhersagen über mehrere Monate mit grosser Vorsicht zu geniessen sind, so ist man doch neugierig, wenn Wetterdienste wie zum Beispiel Meteo Schweiz saisonale Prognosen für den Juli, August und September anstellen.
Wie sieht es diesen Sommer aus? Es ist mit einer Wahrscheinlichkeit von gut 60 Prozent mit überdurchschnittlich warmen Monaten im Nord- und Ostschweizer Mittelland zu rechnen. Für einmal ist die Trendrechnung gegenüber den Varianten «kühler» und «normaler» Sommer eindeutig. Wir können zumindest hoffen, dass wir einen sonnigen und vielleicht sogar heissen Sommer erleben.
Aber eben: Wer unter den Sonnenanbetern nun schon frohlockt, dessen Freude wird durch die Meteorologen auch etwas getrübt. Meteo Schweiz schreibt dazu: «Wenngleich in den letzten Jahren in der Langzeitprognostik deutliche Fortschritte erzielt worden sind, so ist die Güte solcher Vorhersagen in der Praxis nach wie vor begrenzt.» Das Wettergeschehen ist zu chaotisch. Die Modelle stellen die Realität nur vereinfacht dar. In der Schweiz besonders: Die Topografie beeinflusst das Wetter regional und lokal. Kommt hinzu, dass die Entwicklung der Wetterlagen von der atmosphärischen Zirkulation rund um die Nordhalbkugel abhängt, deren langfristiges Verhalten nur schwer vorhersehbar ist.
«Die Zahl der wärmebringenden Hochdrucklagen ist in den letzten Jahren im Sommerhalbjahr markant gestiegen.»
Dennoch: Mit der Erderwärmung wächst grundsätzlich die Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittlich wärmere Sommer. Die Langzeitprognosen beziehen sich jeweils auf den langfristigen Durchschnitt der saisonalen Temperatur von 1981 bis 2010. Der Trend der Sommertemperaturen ist jedoch seit langem positiv. In Zürich und Lugano zum Beispiel nehmen die Sommertemperaturen im Durchschnitt seit 1864 pro Jahrzehnt um 0,10 Grad zu, in Bern wird es durchschnittlich alle zehn Jahre 0,13 und in Basel sogar um 0,16 Grad wärmer.
Zudem ist in den letzten Jahren im Sommerhalbjahr die Zahl der wärmebringenden Hochdrucklagen markant gestiegen. «Im Sommerhalbjahr sind heute im Mittel 30 Tage mehr Hochdrucklagen zu erwarten als in den 1970er Jahren», sagt Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz. Das allein sei schon ein bedeutendes Potential für mehr Hitze in der Schweiz. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Hitzeperioden gestiegen.
Schweiz stark durch Extremereignisse betroffen
Die Langfristprognosen beziehen sich nur auf saisonale Durchschnittswerte. Sie geben keine Auskunft über einzelne Wetterentwicklungen. Es kann also durchaus sein, dass auch kühlere Phasen den Sommer begleiten, die dann durch andauernde extreme Hitzeperioden abgelöst werden.
Die Schweiz gehört weltweit zu jenen Staaten, die am stärksten von Hitzeextremen betroffen sein werden.
Vielleicht gibt es wieder einen Sommer wie im letzten Jahr, der mit knapp 1 Grad über der Norm von 1981 bis 2010 zu den sehr warmen Sommern in der über 155-jährigen Messreihe gehörte. Der Sommer 2018 geht als drittwärmster seit Messbeginn in die Annalen ein. Doch weiterhin unübertroffen bleibt die Juni- und Augusthitze des Sommers 2003. Lang anhaltende kräftige Hochdruckgebiete, sogenannte Omega-Lagen, führten damals immer wieder zu Wetterlagen, die heisse Luft aus dem Süden in die Schweiz brachten – und zahlreiche tropische Nächte über 20 Grad Celsius. Auch dieses Szenario wäre rein statistisch für diesen Sommer möglich.
Für die Klimaforscher ist jedoch eindeutig: Die Schweiz gehört weltweit zu jenen Staaten, die am stärksten von Hitzeextremen betroffen sein werden. Das ist aus den «Klimaszenarien für die Schweiz» zu entnehmen, die vor zwei Jahren veröffentlicht wurden. Dieser Trend habe sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten beobachten lassen und werde sich sehr wahrscheinlich auch in Zukunft fortsetzen, falls die Massnahmen im Klimaschutz nicht greifen. Mit jedem zusätzlichen Grad Celsius der mittleren Erwärmung in der Schweiz verdopple sich ungefähr die Anzahl der sehr heissen Tage. Bis Mitte dieses Jahrhunderts könne die Anzahl sehr heisser Tage in der Schweiz in einem typischen Sommer bis auf 18 steigen. 30 Grad und mehr wie vor einer Woche sind schon heute zumindest in den Städten keine Seltenheit mehr.
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