Geldblog: Barrier Reverse ConvertiblesWo ist der Haken bei den Renditeoptimierungs-Produkten?
Martin Spieler erklärt, wie das beliebte Finanzinstrument funktioniert – und welche Risiken Anleger damit eingehen.
Vor einiger Zeit hatten sie das Thema Barrier Reverse Convertibles behandelt. Ich verstehe deren Funktionsweise und habe auch schon Verluste damit eingefahren – so 2008, als ich CS-Aktien kaufen musste. Was ich nicht verstehe: Irgendwo muss ein hoher Jahreszins bei diesen Instrumenten herkommen. Wer ist bereit, im heutigen Zinsumfeld zu solchen Konditionen Geld aufzunehmen? Leserfrage von R.F.
Interessanterweise zählen Barrier-Reverse-Convertible-Produkte im aktuellen Tiefzinsumfeld zu den beliebtesten Finanzinstrumenten gerade auch bei vielen Privatanlegern, obwohl viele die Funktionsweise nicht wirklich verstehen. Barrier Reverse Convertibles sind strukturierte Produkte, die man zur Renditeoptimierung einsetzen kann. Sinnvoll sind sie aus meiner Sicht in erster Linie in Marktphasen mit tendenziell seitwärts tendierenden Märkten. Sie sind an einen oder mehrere Basiswerte gekoppelt, verfügen über eine feste Laufzeit und einen beim Kauf bekannten Coupon, der regelmässig zur Auszahlung gelangt.
Wichtig für viele Anlegerinnen und Anleger, die solche Instrumente kaufen, dürfte einerseits die Tatsache sein, dass hohe Coupons geboten werden, während man etwa mit Anleihen von guten Franken-Schuldnern kaum eine Rendite erzielt, und anderseits der Umstand, dass der versprochene hohe Coupon unabhängig vom Auf und Ab des mit dem Instrument verbundenen Basiswertes ausbezahlt wird. Viele dürften sich sagen: Den hohen Coupon habe ich auch sicher.
Sollte der Herausgeber des Produktes Pleite gehen, muss man mit einem Ausfall rechnen.
Allerdings blenden Sie nicht selten aus, dass sie am Ende der Laufzeit unter Umständen nicht mehr das investierte Geld zurückbezahlt erhalten, sondern eine Aktie ausgeliefert bekommen, die sich unvorteilhaft entwickelt hat, weil die vorher festgelegte Barriere tangiert oder unterschritten wurde. So kann es einem wie Ihnen gehen, dass man plötzlich auf Grossbanken-Aktien sitzt, die man wahrscheinlich gar nie wollte. Wenn der Basiswert aber ausgezeichnet läuft, partizipiert man daran nicht direkt. Stattdessen bekommt man das investierte Geld zurück und wie erwähnt den in Aussicht gestellten Coupon.
Aus meiner Sicht eignen sich solche Instrumente nur für Anleger, die ein erhöhtes Risiko in Kauf nehmen können, weil man riskiert, dass man später auf Aktien sitzt, die man eigentlich nie erwerben wollte. Ein zusätzliches Risiko besteht im Emittentenrisiko, welches man bei diesen strukturierten Instrumenten eingeht. Sollte der Herausgeber des Produktes Pleite gehen, muss man mit einem Ausfall rechnen. Viele Leute, die Barrier Reverse Convertibles nutzen, dürften sich genau die Frage stellen, welche Sie aufgebracht haben – wie ist ein solcher Zins möglich?
«Der Coupon ist kein Zins»
Eine treffende Antwort darauf hat aus meiner Sicht Martin Wallmeier, Finanzprofessor der Universität Fribourg gegeben. In einem früheren Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» stellt er klar: «Der Coupon ist kein Zins». Er vertritt die Auffassung, dass der Begriff Coupon im Zusammenhang mit Barrier-Reverse-Convertible-Instrumenten missverständlich sei. «Er stammt aus dem Bereich der Anleihen und suggeriert, dass man einen Zins bekommt.» Bei strukturierten Produkten jedoch sei der Coupon eine Optionsprämie. «Im Produkt wird eine Put-Option verkauft, eine Art Versicherung, und dafür bekommt man einen Betrag – man nimmt quasi eine Versicherungsprämie ein.»
Das ist in Kürze gut erklärt, wie der hohe Coupon zustande kommt. Den Coupon kann man als guten Indikator für das involvierte Risiko ansehen. Wenn Anleger eine deutlich höhere «Verzinsung» angeboten bekommen als mit Anleihen, dann bedeutet das auch: Der Investor geht ein entsprechendes Risiko ein. Ich sehe die Gefahr bei solchen Produkten generell, dass Anleger das Risiko einfach ausblenden.
Indem man in Barrier-Reverse-Convertible-Instrumente investiert, verfolgt man eine Schreiberstrategie. Die «Finanz und Wirtschaft» umschreibt dies so: «Man investiert indirekt in einen Zero Bond und verkauft eine Down-and-in-Put-Option. Bei der Konstruktion eines Barrier Reverse Convertibles wird die Option so gewählt, dass der Ausübungspreis am Geld notiert. Das bedeutet, der Ausübungspreis entspricht bei der Lancierung dem aktuellen Kurs des Basiswerts. Aus dem Verkauf der Option erhält der Emittent eine Prämie, die die Höhe des Coupons massgeblich bestimmt.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.