Zoom: Chalets von Patrick LambertzWie Lebewesen im verschneiten Land
Der Fotograf Patrick Lambertz hat allein stehende alte Häuser vor weisser Kulisse aufgenommen. Sie sehen aus, als seien sie beseelt.
Manche Häuser scheinen uns aus ihren Fenstern anzuschauen und ihren Ausdruck je nach Wetter zu ändern. Da wir uns beobachtet fühlen, blicken wir wiederholt zu ihnen hin – so, als ob wir sie doch bei einer unbedachten Bewegung überraschen könnten.
Patrick Lambertz ist in seiner Schweizer Wahlheimat über Land gefahren, um Häuser ins Bild zu setzen, die eigenwillig und eigenständig sind: Allein stehen sie in der verschneiten Landschaft, von welcher sie sich mit ihren Eigenheiten voller Stolz absetzen.
«Chalets of Switzerland» heisst der Fotoband – leicht ironisch. Es geht nämlich nicht um die mit viel Kapital aufgehübschten Häuser in den Bergen, die in «Schöner wohnen»-Katalogen vorgestellt werden. Nein, es geht um hundskommune Häuser, die in die Jahre gekommen sind.
Wie ein von Lebenserfahrung gezeichnetes Gesicht strahlen sie eine Individualität aus, die in Bann zieht. Keine geschleckten Fassaden präsentieren sich uns, sondern abgewetzte, mitunter schmutzige Oberflächen vor stets weissem Hintergrund.
Wir begegnen in diesem Band einer vom Untergang bedrohten Schweiz: Die Zersiedelung der Landschaft durch ungezähmten Bauwahn zerstört die letzten freien Flächen, auf denen diese Häuser stehen. Mit dem Blick des Zugewanderten entdeckt der deutsche Fotograf die Schönheit dieser stummen Welt.
Indem Patrick Lambertz die Sujets vor einem winterlichen Hintergrund fotografiert, hebt er deren individuelle Charaktere hervor. So verleiht er ihnen eine poetische Aura in der Tradition der Neuen Sachlichkeit von Bernd und Hilla Becher oder von Karl Blossfeldt.
Dabei benützt der Fotograf die Natur als Studio: Der bedeckte Himmel stellt mit dem weichen, kontrastarmen Licht eine neutrale Kulisse dar, vor der sich die Häuser in Szene setzen.
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