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Sicherheitsexperte im Interview 
Wie gut sind Schweizer Staudämme im Krisenfall geschützt?

Die Bauweise alpiner Stauanlagen schützt gut vor Sabotageakten: Staumauer des Zervreila-Stausees in Vals.
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Wäre die Sprengung einer Stauanlage, wie es in der Ukraine passierte, auch in der Schweiz möglich?

Die rund 70 grossen Schwergewichtsmauern in der Schweiz beispielsweise sind von der Bauweise her sehr gut geschützt gegen Sabotageakte. Aber es gibt auch leichtere Konstruktionsweisen, etwa Wehr- und Stauanlagen an grösseren Flüssen in der Schweiz, die zum Beispiel im Kriegsfall ebenso gefährdet wären wie in der Ukraine. Die Regulierung für die Sicherheit der Stauanlagen in der Schweiz ist übrigens als Folge einer Kriegshandlung entstanden. Der Bundesrat beschloss 1943, die Stauanlagen besser zu schützen, nachdem zwei Talsperren in Deutschland bombardiert und zerstört worden waren.

Die Schweiz hat rund 220 grosse und 200 kleinere Talsperren. Wie gut ist denn die Schweiz auf solche Vorkommnisse im Krisenfall vorbereitet?

Wir sind für die möglichen Szenarien vorbereitet. Dazu gehört unter anderem der Kriegsfall, ein Terroranschlag oder Naturgefahren, bei denen ein Bruch der Stauanlage droht oder bereits vorhanden ist. Für diese Szenarien gibt es entsprechende Notfallreglemente, die die Zusammenarbeit der Kraftwerksbetreiber und der Behörden wie etwa der Polizei detailliert regeln. Das Notfallkonzept gibt die Kriterien vor, wann und wie die Bevölkerung informiert wird. Das geht von einer Mitteilung der Polizei bis zum Evakuierungsalarm per Sirene.

Verfügt jede Stauanlage in der Schweiz über ein Alarmsystem für Evakuierungen?

Wasseralarmsysteme gibt es bei Stauanlagen mit mehr als 2 Millionen Kubikmeter Stauinhalt oder wo sehr viele Menschen im Unterlauf potenziell bedroht sind. Zudem gibt es Wasseralarm dort, wo es nach einem Bruch der Stauanlage innerhalb von zwei Stunden eine grössere Flutwelle gibt. Wer ausserhalb dieser Reichweite liegt, wird per Allgemeinem Alarm informiert. Es gibt rund 75 Anlagen mit vorinstallierten Sirenen in der Schweiz.

Weiss man von jeder Stauanlage in der Schweiz, mit welchen Wassermassen im schlimmsten Fall, also bei einem Mauerbruch zu rechnen ist?

Es gibt von jeder Stauanlage in der Schweiz Simulationen, mit welcher Wasserwelle im Falle eines Bruches zu rechnen ist. Das ist natürlich von Anlage zu Anlage verschieden, und die Zerstörung im Unterlauf des Stausees ist entsprechend anders – von totaler Zerstörung bis zu geringfügigen Schäden.

Wird im Kriegsfall das Wasser im Stausee abgelassen?

Im Kriegsfall müssen je nach Bedrohungslage die Stauseen präventiv teilweise oder vollständig entleert werden. Jeder grosse Stausee mit einer Wasseralarmanlage muss im Prinzip so konzipiert sein, dass eine Teilentleerung innerhalb von drei Tagen möglich ist.

«Hochwasser stellen eine der wichtigsten Gefährdungen für Stauanlagen dar.»

Markus Schwager, Bundesamt für Energie

Welches ist die grösste Gefahr für Stauseen in Friedenszeiten in der Schweiz?

Das kann man nicht verallgemeinern, das ist von Anlage zu Anlage verschieden. Statistisch gesehen, stellen Hochwasser eine der wichtigsten Gefährdungen für Stauanlagen dar. Die Anforderungen an die Sicherheit von Stauanlagen sind hingegen je nach Grösse der Talsperre und dem gespeicherten Wasservolumen anders. Jede Stauanlage muss aber ein starkes Hochwasser aushalten. Das Bundesamt für Energie hat zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt neue Grundlagen erarbeitet, um mögliche extreme Hochwasser für Stauanlagen besser abschätzen zu können. Auch diese neuen Grundlagen werden künftig dazu dienen, die Sicherheit von Stauanlagen neu zu überprüfen und weiterhin zu gewährleisten.

Gilt das auch für Erdbeben?

Ja. Die Sicherheit wird laufend überprüft. So hat der Schweizerische Erdbebendienst in diesem Jahr neue Gefährdungsgrundlagen für die Schweiz publiziert. Das Bundesamt für Energie wird nun alle Stauanlagen überprüfen, ob sie den Anforderungen der neuen Gefährdung entsprechen.

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