Era 100 und 300 im TestWie gut klingt der neuartige Rundum-Lautsprecher von Sonos?
Dank Atmos-Klang soll der neuste Sonos-Speaker Stereo übertrumpfen. Wir haben ihn im Alltag ausprobiert.
Schreiben wir nicht lange um den heissen Brei herum: Atmos-Musik klingt grossartig, und der neue Sonos Era 300 (500 Franken) ist eine Wucht.
Dass der Artikel nun nicht schon wieder zu Ende ist, deutet es aber an: Bei aller Freude am neuen Musikstandard und am neuen Lautsprecher, ganz so einfach ist es leider nicht.
Fangen wir mit dem Funklautsprecher an: Der klingt für seine moderate Grösse überraschend gut und – wie man es von Sonos kennt – angenehm entspannt und klar. Wer mehr Bass möchte oder andere Vorlieben hat, kann das freilich in den Einstellungen anpassen.
Auch leise gefällt der 300er
Auch wenn man leise hört, klingt der Era 300 schon gut. Das ist bei vielen Lautsprechern keine Selbstverständlichkeit. Aber richtig auftrumpfen kann er, wenn man kräftig aufdreht. Dass auch dann der Bass nicht unschön wummert, ist Sonos hoch anzurechnen.
Selbst war ich überrascht, dass ein einzelner Era 300 schon sehr gut klingt. Gerade wenn es um Rundumklang geht, würde man meinen, dass mehrere Lautsprecher nötig seien. Tatsächlich kann man auch zwei 300er – wie man es von Apples Homepods kennt – zu einem Paar kombinieren.
Der Test mit einem 300er hat aber gezeigt: Ein Paar ist nicht Pflicht. Selbst für ein grösseres Wohnzimmer reicht einer. Aber klar, mit zwei 300ern klingt alles noch mal wuchtiger und raumfüllender.
Ein Multitalent
Wie man es von Sonos kennt, harmoniert der Era 300 mit allen wichtigen Streamingdiensten und Funkstandards. Allen voran Spotify Connect und Apples Airplay. Möchte man andere Audioquellen anschliessen, gibt es einen optionalen Line-in-Adapter (ab 25 Franken), den man hinten am Lautsprecher per USB-C anschliessen kann.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Design, das an eine liegende Sanduhr oder die Verpackung einer Virtual-Reality-Brille erinnert. Tatsächlich stellte es sich im Alltag als nicht trivial heraus, einen idealen Platz dafür in der Wohnung zu finden. Schliesslich sollte der Lautsprecher etwa auf Ohrenhöhe platziert werden und mit dem Design nicht zu viele Blicke auf sich ziehen. Erschwerend kommt hinzu: Man sollte ihn nicht einfach in ein Regal stellen, da der Ton eben nicht nur vorne rauskommt, sondern auch oben.
Ist der 300er einmal ideal aufgestellt, kann das Wechselbad der Gefühle mit der Atmos-Musik beginnen. Da der neue Standard für Rundummusik, oder präziser: Spatial Audio, noch neu ist, gibt es den nicht bei allen Diensten und nicht bei allen Alben.
Wer Spotify nutzt, hat schon mal Pech. Dort gibt es gar nichts. Hierzulande ist Apple Music die beste Wahl. Aber auch der Amazon-Streamingdienst und Tidal bieten Atmos. Hat man in Apple Music ein Album gefunden, das in Atmos erhältlich ist, kann man das nicht einfach auf dem iPhone auswählen und per Airplay auf den Era 300 schicken. Airplay kann nämlich kein Atmos.
Mühsamer Weg via App
Der einzige Weg ist, die Sonos-App zu verwenden und diese mit Apple Music zu verbinden. Nur wenn man direkt in der Sonos-App ein Atmos-Album auswählt, kommt auch Atmos-Klang aus dem Era 300. Das ist übrigens bei Apple mit den Homepods, die auch Atmos beherrschen, nicht viel besser. Auch dort muss man im Kontrollzentrum erst gezielt die Homepods als Klangquelle auswählen und dann in Apple Music die Musik starten.
Nur wenn man sich an dieses bei beiden Herstellern unelegante Prozedere hält, bekommt man auf dem Bildschirm des iPhones ein «Atmos» Logo angezeigt. Und vor allem Atmos-Musik zu hören. Freilich kann man sein Glück auch mit Sprachsteuerung versuchen. Aber das ist Roulette. Denn nicht selten gibt es vom selben Album mehrere Versionen, und nicht jede ist in Atmos erhältlich.
Lieblingsalben neu entdecken
Hat man ein Lieblingsalbum in Atmos gefunden, macht es grossen Spass, es noch mal neu zu entdecken. Je nachdem, wie gut es abgemischt wurde, hört man ganz neue Aspekte und Instrumente. Dabei sind nicht nur neue Alben dabei. Das Angebot an Atmos-Titeln reicht von den Beatles über die Talking Heads bis zu klassischer Musik – und sogar eine Globi-Geschichte gibt es in Atmos.
Bei aller Freude an Atmos-Musik darf aber nicht vergessen gehen, dass auch Stereo- und Mono-Alben auf dem Era 300 sehr gut klingen. Der neue Standard macht die alten Standards nicht überflüssig. Genauso wie Mono-Alben nach der Einführung von Stereo nicht schlechter geklungen haben, klingen nun Stereo-Alben nicht plötzlich schlecht.
Aber nun, da Technologiekonzerne und Plattenfirmen Atmos für sich entdeckt haben und es eben auch sehr gut klingt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir mehr Alben, Streamingdienste, Lautsprecher und Kopfhörer mit Atmos sehen.
Fazit: Der Era 300 ist für seinen Preis ein beeindruckender Lautsprecher. Wer gerne Musik hört, wird damit viel Freude haben. Wer schon mal Atmos ausprobieren möchte, sowieso. Man muss sich aber bewusst sein, dass wir erst ganz am Anfang stehen, was Atmos-Musik angeht.
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