Geldblog: Saron- oder FesthypothekWie entwickelt sich der Hypozins?
Wer sich für eine Hypothek entscheiden muss, sollte sich eine eigene Meinung zu den Zinsaussichten bilden.
Wir haben eine neue Wohnung gekauft und wollten die Finanzierung wie folgt aufteilen: Etwas mehr als die Hälfte als Festhypothek zu 0.8 Prozent und den Rest als Saron. Etwas mehr als ein Drittel des Kapitals bringen wir selbst ein. Würde es Sinn machen, alles in Saron zu nehmen? Finanziell sind wir gut aufgestellt. Leserfrage von M.S.
Die Saron-Hypothek, welche die bisherige Libor-Hypothek ersetzt, weil der Libor nach Ende 2021 nicht mehr erhoben wird, ist auf Kurzfristigkeit ausgelegt. Sie sind mit einem solchen Vertrag dem Risiko von Zinsveränderungen vollständig ausgesetzt, da eine Erhöhung der Kapitalmarktzinsen innert sehr kurzer Zeit gleich an Sie in Form von höheren Saronsätzen weitergegeben würde.
Bei der Beurteilung, ob Sie die gesamte Hypothek als Saron-Vertrag beziehen oder doch lieber teilweise auf eine Festhypothek setzen wollen, müssen Sie sich fragen, wie viel Risiko Sie eingehen können und möchten. Sie sollten sich somit eine Meinung zu den künftigen Zinsaussichten bilden, da Sie genau diesem Risiko je nach Ihrem Entscheid mehr oder weniger stark ausgesetzt sind. Persönlich rechne ich damit, dass die Zinsen in der Schweiz noch einige Zeit sehr tief bleiben werden.
Falls sich bei den Zinsen später dennoch eine steigende Tendenz abzeichnet, könnten Sie immer noch in eine Festhypothek wechseln.
Aufgrund der Corona-Pandemie und den gravierenden Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft hat die Schweizerische Nationalbank vorderhand kaum Handlungsspielraum für Zinserhöhungen. Wegen dem starken Franken ist die SNB stark von der Europäischen Zentralbank abhängig. Diese hat signalisiert, dass sie die Zinsen noch über 2022 hinaus tief behalten will. Zudem wurde im Dezember die Geldpolitik sogar noch mehr gelockert, indem die ohnehin schon intensiven Anleihenaufkäufe nochmals ausgeweitet wurden. Würde die SNB die Zinsen vor der EZB anheben, würde der Franken gegenüber dem Euro noch attraktiver und damit stärker. Doch genau dies will die SNB verhindern. Daher ist sie gezwungen, die Zinsen tief zu behalten. Auch die EZB kann die Zinsen nicht anheben, da sie sonst die Erholung in Europa nach der Coronakrise abwürgen würde und der Schuldendienst für die hoch verschuldeten EU-Länder teurer würde, was ebenfalls niemand will.
Vor diesem Hintergrund spricht vieles dafür, dass die Zinsen tief bleiben. Wenn Sie selbst der Meinung sind, dass die Zinsen noch länger nicht steigen, könnten Sie in der Tat voll auf eine Saron-Hypothek setzen. Bei dieser zahlen Sie derzeit lediglich die Marge der Bank und kämen wohl günstiger als mit einer Festhypothek. Falls sich bei den Zinsen später dennoch eine steigende Tendenz abzeichnet, könnten Sie immer noch in eine Festhypothek wechseln. Wichtig ist aber, dass Sie sich bewusst sind, dass Sie bei einer reinen Saron-Hypothek erhöhte Risiken tragen. Falls Sie mehr Berechenbarkeit wünschen und das Zinsrisiko zumindest nicht voll übernehmen wollen, spricht nichts gegen eine Festhypothek als Ergänzung zu einer Saron-Hypothek.
Da Sie mir schreiben, dass es Ihnen finanziell gut geht, dürften Sie eher in der Lage sein, ein erhöhtes Zinsrisiko zu tragen und so weniger Zinskosten zu tragen. Letztlich müssen Sie aber selbst für sich abwägen, wie viel Risiko Sie tatsächlich übernehmen möchten. Lohnenswert ist es zudem, dass Sie Offerten von mehreren Banken einholen. Dann können Sie vergleichen und die Variante nutzen, die für Sie besonders vorteilhaft ist.
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