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Sascha Ruefer nach den Spielen
Wie eine Figur von Dostojewski

Die Nati-Experten Rainer Maria Salzgeber, Sascha Ruefer und Beni Huggel (von links).
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Die Nati hatte eben den Weltmeister aus der EM geworfen, nun setzte sich Ruefer zu Salzgeber und Huggel. Er sagte: «Das macht dich kaputt.»

Die Schweizer Fussballgemeinde badete derweil in Glückseligkeit. Gewonnen! Gegen Frankreich!

Ruefer andererseits wirkte wie eine Figur aus einem Dostojewski-Roman. So wie bereits bei seinen Post-Match-Auftritten zuvor war Ruefer von den Strapazen gezeichnet. Er suchte zuweilen nach Worten, und was er dabei fand, war selten von ausgesuchter Brillanz. Lief es den Schweizern schlecht, gab Ruefer in der Regel Xhaka die Schuld.

Warum tritt Sascha Ruefer nach eineinhalb, zwei Stunden des Kommentierens auch noch als Experte auf? Weil er «exzellentes Hintergrundwissen» habe, eine «sehr gute Ergänzung» sei und einen «Mehrwert» für die Zuschauer biete. So Ruefers Vorgesetzter, Bereichsleiter Dani Bolliger.

«Ich hätte das nicht gewollt», sagt dagegen Ruefers Vorgänger, Beni Thurnheer. Schliesslich hätte er während des Matchs sagen können, was er zu sagen gehabt hätte.

Ein grundsätzliches Fremdeln

Nach dem Match befindet sich Sascha Ruefer jedenfalls in einem ziemlich eigentümlichen Geisteszustand. Salzgeber sagt es so: Ruefer sei «noch in der Emotion drin». Eine eigentümliche Emotion allerdings ist das, eine ruefersche Melancholie, eine ins Hadern kippende Aufgewühltheit. Mit Müdigkeit und den Spielen allein lässt sie sich nicht erklären.

Ruefer scheint mit der Nati grundsätzlich zu fremdeln. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Ist es wegen Shaqiris Lamborghini? Weil Seferovic nicht reagiert, wenn Ruefer ihn aufs Handy anruft? Weil er es verpasst hat, den Spielen einen rhetorischen Stempel à la «I werd narrisch» zu verpassen? Bringen ihn die Herausforderungen einer postmigrantischen Gesellschaft ins Grübeln?

Salzgeber, nachdenklich

Ruefers Mattheit steht dabei in seltsamem Kontrast zur verbalen Kraftmeierei. Tore nennt er gern «Ofen». So ganz nimmt man es ihm nicht ab, wie schon gewisse überdrehte Livekommentare davor. Ruefers Sound erinnert an die Schlagermusik, die er so liebt: eine forcierte Emotionalität, die misstrauisch macht.

Den seltsamsten Auftritt nach einem Nati-Spiel überliess Ruefer allerdings Salzgeber und Huggel. Auch nach dem Frankreich-Spiel kamen die beiden irgendwie auf die gelben Haare zu sprechen. Dann begann Salzgeber unvermittelt zu schwärmen: «Das ist doch das unvorstellbar Schöne am Fussball.» Huggel korrigierte umgehend und sagte, das habe mit Fussball nichts zu tun. Salzgeber nickte nachdenklich und gab Huggel recht.

Sascha Ruefer sass derweil schweigend daneben. Er machte in diesem Moment einen ganz passablen Eindruck.