Kunst trifft TrumpWie die Statue der amerikanischen First Lady beinahe verbrannte
Die Skulptur von Melania Trump im slowenischen Städtchen Sevnica wurde von Vandalen beschädigt, was den Künstler Brad Downie aber kaum betrübt.
Die blaue Holzstatue von Melania Trump in der slowenischen Kleinstadt Sevnica wurde vor kurzem ein Raub der Flammen und stark beschädigt. Die Skulptur wurde am 4. Juli 2019 aufgestellt. Genau ein Jahr später, also am amerikanischen Unabhängigkeitstag 2020, wurde sie von bislang noch unbekannten Vandalen beschädigt. Die Statue war von Anfang an nicht als ehrendes Denkmal gedacht, sondern als Mahnmal, erklärt der amerikanische, in Berlin wohnhafte Künstler Brad Downie.
Das Interesse der Medien war der grob behauenen Holzstruktur von Anfang an sicher. Nicht etwa, weil das Werk besonders schön gewesen wäre, sondern weil diese wohl nicht ganz zufällig einer Madonna ähnelnde Melania vielen Kommentatoren einfach nur hässlich erschien. Auf Social Media kursierten Bezeichnungen wie «Vogelscheuche», «Schlumpf» oder «Thomas, die kleine Dampflokomotive».
Der Künstler Brad Downie schuf die lebensgrosse Figur nicht selbst, sondern liess sie von Ales «Maxi» Zupevc, einem Kollegen aus Sevnica, mit einer Kettensäge aus einem Holzblock herausfräsen. Es ging dabei, wie Downie kürzlich dem Kunstmagazin «Monopol» erzählte, nie um eine Heldengeschichte, sondern um Kritik an einer Frau, die aus Slowenien in die USA auswanderte und schliesslich im Bett eines Mannes landete, dem nichts wichtiger zu sein scheint, als die Einwanderung in die USA zu unterbinden.
Gerade in diesen Tagen kochen die Geschichten über die heissen Nächte wieder auf, die Melania mit Donald Trump, Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell gefeiert haben soll. War sie am Anfang nichts anderes als eine Prostituierte? Geniesst Ghislaine Maxwell, die gestern dem Richter vorgeführt wurde, eventuell besonderen Schutz, weil sie und Epstein, der sich vor rund einem Jahr das Leben genommen hatte, mit dem heutigen Präsidenten und seiner Frau aufs Engste befreundet waren?
Nun steht bloss noch ein abgesägter Baumstamm im Feld.
Der Holzbildhauer Zupevc erklärt seine besondere Nähe zu Melania damit, dass er gleich alt sei wie die First Lady, also Jahrgang 1970, und erst noch im selben Krankenhaus zur Welt gekommen sei wie sie. Brad Downie wiederum legt Wert auf die Feststellung, dass die nun beschädigte Statue gar nicht das eigentliche Kunstwerk sei, sondern bloss Teil eines Video-Essays, in dem es um ein kulturelles Porträt der lokalen Bevölkerung und ihrer Beziehung zur prominenten Landestochter gehe.
Wie Downie weiterhin verlauten lässt, ist er gar nicht so traurig über die Beschädigung der Statue. Zum einen hätten die Flammen die wichtigsten Partien der Skulptur, also Gesicht, Arme und Beine verschont. Zum anderen sei von Anfang beabsichtigt gewesen, dass diese Statue Reaktionen provoziere, die bis hin zum Vandalenakt reichen könnten. Die beschädigte Skulptur liess er inzwischen abtransportieren und in sein Atelier schaffen. Nun steht bloss noch ein abgesägter Baumstamm im Feld.
Strafanzeige gegen unbekannt
Um alle Zweifel auszuräumen, sagt der Konzeptkünstler dann auch noch, dass er die Beschädigung mitnichten selbst in Auftrag gegeben habe. Vielleicht war es ja ein Anhänger der First Lady? Im Gegenteil, er habe bei der Polizei Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht. Sollten die Täter gefasst werden, möchte er freilich nicht, dass sie bestraft werden, sondern dass sie die Motive erklären, die zu ihrem Vandalenakt führten.
Auch wenn der slowenische Brandanschlag an die zahlreichen Denkmalstürze erinnert, die im Zuge der Black-Live-Matters-Proteste geschahen, so ist die Beschädigung Melanias also ganz anders geartet. Ihre Skulptur war nie wie jene der Sklavenhalter aus den Südstaaten zur Glorifizierung gedacht. Auch nicht für die Ewigkeit, sondern als Teil einer provozierenden, zeitlich beschränkten Kunstaktion. Erst jetzt denkt Downie übrigens laut darüber nach, ob er seine Melania-Statue nochmals auferstehen lassen soll, nun aber in Bronze gegossen, damit sie vielleicht doch noch eine Ewigkeit hält.
Angesprochen auf die gestürzten und beschädigten Denkmäler in den USA und Grossbritannien, sagt er: «Die Ästhetik des Vandalismus ist verführerisch, aber die Ästhetik der Propaganda ist es auch. Ich denke, das ist in erster Linie der Grund, warum Menschen Monumente beseitigen wollen. Anstatt sie zu zerstören oder zu stürzen, würde ich versuchen, sie zu dekontextualisieren, ob das nun bedeutet, sie aus dem Aussen- in den Innenraum zu bringen oder neu zu betrachten, warum sie aufgestellt wurden.»
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