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Fragen an Hans Ulrich Obrist
Wie bringen wir die Welt wieder ins Gleichgewicht?

Alles eine Frage des Framings: Kartenset für hilfsbedürftige Kreative von Brian Eno und Peter Schmidt.
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Vor fast fünfzig Jahren hat der britische Musiker und Musikproduzent Brian Eno eine Art Kartenspiel entwickelt. Dessen Ziel war es nicht, gegen jemand anderen zu gewinnen, sondern dabei zu helfen, aus einer kreativen Sackgasse herauszufinden. Gemeinsam mit dem Künstler Peter Schmidt hat Eno überlegt, welche Fragen man stellen und welche Leitsätze man vor Augen haben sollte, um ein Projekt, bei dem man nicht weiterkommt, mit neuen Augen zu sehen, um es zu Ende bringen zu können. Das Ergebnis waren gut hundert Karten mit Fragen und Vorschlägen wie: Was würde dein engster Freund jetzt tun?; Drehe alles einmal um; Mach jetzt etwas Unvorhergesehenes und Zerstörerisches; Mach den Abwasch; Gib deinem schlimmsten Impuls nach; oder: Welchen Fehler hast du letztes Mal gemacht?

Eno und Schmidt gaben ihrem Kartenset, das in vielen Auflagen erschien und dessen frühe Exemplare inzwischen einen beträchtlichen Sammlerwert besitzen, den Namen «Oblique Strategies», also «schiefe Strategien». Schief deshalb, weil viele der Anregungen dazu animieren, etwas zu tun, was man vernünftigerweise nicht tun sollte. Eno selbst hat die Karten regelmässig angewendet, bei eigenen Kompositionen, aber auch als Produzent und Komponist für David Bowie oder U2. Die Band Coldplay machte sich Enos schiefe Strategien ebenso zu eigen wie R.E.M., die Texte der Karten in gleich mehreren Songs zitierten.

In Musik- und Kunstkreisen sind Enos Kreativinputs ziemlich bekannt, aber gemeinsam mit Eno haben wir uns gefragt, ob sich dessen Prinzip nicht auch auf andere Bereiche anwenden liesse. Wir hatten dabei das grösste und schwierigste Projekt vor Augen, mit dem die Welt beschäftigt ist und bei dem es mehr Sackgassen als Lösungen zu geben scheint: die Vermeidung der Klimakatastrophe. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «364 More Earth Days» hat Eno schon mit dem Sammeln von Fragen und Anregungen begonnen, aber wir werden noch eine ganze Weile sammeln, bevor der Kartenstapel gedruckt vorliegt – natürlich klimaneutral und nachhaltig produziert. Und gleich dazu eine Frage: Wir reden so oft von Nachhaltigkeit. Aber was genau möchten Sie eigentlich nachhalten?

Und jetzt sind Sie dran: Bitte schreiben Sie uns Ihre Frage, die uns alle weiterbringt, Ihren Spruch, der dem Denken eine neue Richtung gibt, Ihre schräge Strategie, mit der wir die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen können, an:

redaktion@dasmagazin.ch, Instagram: #364More, oder per Post:
Serpentine Galleries, Kensington Gardens, W2 3XA London.

Hans Ulrich Obrist ist künstlerischer Direktor der Serpentine Galleries in London.