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Wimbledon hat seinen Traumfinal
Wie aus Alcaraz im Nu ein Rasenspezialist wurde

Halt, ich bin auch noch hier! Carlos Alcaraz hat im Wimbledon-Final Grosses vor.
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Tennis ist ein Spiel. Manchmal vergisst man das, wenn man die Matches von Novak Djokovic schaut, der seine Gegner mit ­roher Gewalt, schon fast maschineller Ballsicherheit und eiserner mentaler Stärke niederringt. Immer und immer wieder.

Der Serbe ist auf einer ­Mission und lässt sich durch nichts von seinem Weg abbringen. Nicht einmal von einem Schiedsrichter, der ihn einen Punkt verlieren lässt, weil er zu lang gestöhnt ­haben soll. Mit einem souveränen Dreisatzsieg über Herausforderer Jannik Sinner (6:3, 6:4, 7:6) zog er in seinen neunten ­Wimbledon-Final ein.

Tennis ist ein Spiel. Und das sieht man bei keinem so schön wie bei Carlos Alcaraz. Der Spanier, meist ein Lächeln auf den Lippen, stellt fast mit jedem Ball etwas anderes an. Nichts macht ihm mehr Spass, als seinen Gegner nach allen Regeln der Kunst auszuspielen. Inzwischen hat er die Kombination Aufschlag-Volley entdeckt, doch natürlich spielt er am Netz meist keinen normalen Volley, sondern einen Volleystopp. Das macht mehr Spass.

Alcaraz blamiert Medwedew

Manchmal übertreibt es Alcaraz – wenn er etwa versucht, einen Volley zwischen den Beinen zu spielen. Aber er ist in seinem Halbfinal gegen Daniil Medwedew so überlegen (6:3, 6:3, 6:3), dass er sich das leisten kann. Der Russe, der ohnehin nicht so elegant aussieht, macht gegen ihn oft einen unbeholfenen Eindruck. Er mag es, wenn die ­Bälle regelmässig auf ihn zukommen, was an diesem Tag überhaupt nicht der Fall ist.

Mit Djokovic gegen Alcaraz hat Wimbledon seinen Traumfinal. In Paris hatten sich die beiden im Halbfinal getroffen, am Sonntag geht es ab 15 Uhr um den Titel. Es ist das Duell der Gegensätze. Alt ­gegen Jung, Rekordmann gegen Newcomer, Konstanz gegen Spielfreude, Entschlossenheit ­gegen Unbeschwertheit.

Ein Mann auf einer Mission: Novak Djokovic strebt nach einem achten Wimbledon-Titel.

Wobei es Djokovic in Paris schaffte, dass Alcaraz die Lockerheit einbüsste. Der 20-Jährige bekam nach dem gewonnenen zweiten Satz Krämpfe, weil ihn der Serbe so sehr gepusht hatte. Die Partie war gelaufen, obschon Alcaraz sie noch fertigspielte.

In jenem Duell, in dem viele Alcaraz sogar als Favoriten gesehen hatten, zeigte Djokovic eindrücklich, wie er sein Spiel nochmals weiterentwickelt hat. Wirkt er manchmal fast schon gelangweilt, weil ihn seine Konkurrenten nicht in Bedrängnis bringen können, spielte er gegen Alcaraz vom ersten Ballwechsel ultra­aggressiv und liess dem Spanier so keine Zeit, sein Spiel aufzuziehen. Das stresste Alcaraz – und das dürfte auch diesmal die Strategie von Djokovic sein.

Doch auch Alcaraz lernt schnell. Hatte er vor kurzem noch nicht richtig gewusst, wie er auf Rasen spielen solle, hat er nun seinen Stil gefunden auf dieser für ihn noch ungewohnten Unterlage. Er stösst immer öfter ans Netz vor und hat daran Gefallen gefunden, seine Gegner auszumanövrieren mit kurzen Bällen, Lobs, Winkelspiel, Stopps.

«Alcaraz hat die Gabe, sich schnell anzupassen. Das war auch stets eine meiner grössten Stärken.»

Novak Djokovic

War er in Wimbledon 2022 schon im Achtelfinal an Sinner gescheitert, hat er auf Rasen inzwischen zwölf Matches in Serie gewonnen. Er gewann ja schon das Vorbereitungsturnier im Queen’s Club. Mit seinem Improvisationstalent eignet er sich ­eigentlich gut für Rasen.

Seine rasante Entwicklung ist Djokovic nicht entgangen: «Ich glaube nicht, dass viele erwartet hatten, dass er so gut spielen würde», sagte dieser. «Denn sein Spiel wurde auf Sandplätzen und langsameren Hartplätzen ent­wickelt. Aber er hat die Gabe, sich schnell anzupassen. Was eine grossartige Qualität ist. Das war auch stets eine meiner grösste Stärken: dass ich mein Spiel ständig weiterentwickelte, an die Herausforderungen der jewei­ligen Gegner anpasste. Grosses Lob, dass ihm das schon so früh in seiner Karriere gelingt.»

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Alcaraz ist der dritte Spanier in einem Wimbledon-Final nach Manuel Santana (Sieger 1966) und Rafael Nadal (Sieger 2008, 2010). «Es ist ein Traum für mich», sagte er im Platzinterview. «Ich werde es geniessen. Es ist Zeit, weiter zu träumen – und nicht, Angst zu haben oder müde zu sein. Ich habe gehört, Djokovic hat auf diesem Court seit zehn Jahren nicht mehr verloren. Aber ich werde kämpfen und daran glauben, dass ich ihn hier schlagen kann.» Worauf tosender Applaus erklang.

34 Siege in Serie

Seine letzte Niederlage in Wimbledon erlitt Djokovic 2017, als er im Viertelfinal gegen ­Tomas Berdych (auf Court 1) ­wegen einer Ellbogenverletzung bei 6:7, 0:2 aufgab. Im Februar 2018 liess er seinen rechten Ellbogen in der Rennbahnklinik in Muttenz operieren, worauf seine Karriere wieder Fahrt aufnahm. Seitdem hat er in Wimbledon 34 Matches in Folge gewonnen.

Wenn ihn einer schlagen kann, dann Alcaraz. Doch Djokovic ist noch längst nicht bereit, der nächsten Generation den Vortritt zu lassen. Der 36-Jährige drückt es so aus: «Es macht Spass, Teil dieser Generation zu sein.»