Aspartam, Saccharin, SteviaWHO warnt vor künstlichen Süssstoffen
Schlechte Nachrichten für Fans von Coca-Cola light und Co.: Aspartam und andere Süssungsmittel helfen nicht bei der Gewichtsreduktion und bergen sogar gesundheitliche Risiken.

Sind Süssstoffe gesünder als herkömmlicher Zucker, helfen sie gar beim Abnehmen? Die Diskussion darüber ist wohl mindestens so alt wie Cola light, eine Analyse der Weltgesundheitsorganisation dürfte den Süssstoff-Fans nun aber heftiges Bauchweh bescheren. So warnt die WHO in einer neuen Empfehlung vor der Verwendung von künstlichen Süssstoffen wie Aspartam, Saccharin, Sucralose oder Stevia. Man solle diese zuckerfreien Stoffe nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle einsetzen, da dies langfristig nicht wirksam sei und gesundheitliche Risiken bergen könne, heisst es in einer Mitteilung.
Die WHO hat für ihre Empfehlung die zum Thema verfügbaren Studien durchleuchtet und analysiert. Im 210-seitigen Bericht heisst es nun, dass Süssstoffe das Körpergewicht kurzfristig zwar leicht senken könnten, gerade bei stark übergewichtigen Menschen. Dies sei aber vor allem in Untersuchungen festgestellt worden, in denen Süssstoffe mit herkömmlichem Zucker verglichen wurden, und der Effekt sei gering.
Langfristige Beobachtungen kommen zum Schluss, dass Süssstoffe eher zu Übergewicht oder sogar Adipositas führen. In der Metastudie der WHO kam auch heraus, dass Aspartam und Co. das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Die Resultate gelten nicht für Menschen mit bestehendem Diabetes, wie die Autorinnen und Autoren schreiben.
Gesundheitliche Vorteile von Süssungsmitteln in hergestellten Lebensmitteln und Getränken gibt es gemäss WHO nicht. Das gelte nicht nur für synthetische Süssstoffe wie Acesulfam, Aspartam, Sucralose oder Saccharin, sondern auch für natürlich vorkommende wie Stevia. Einziger Lichtblick: Wer herkömmlichen Zucker mit Süssungsmitteln ersetze, also beispielsweise von normaler Cola auf Cola light oder Cola Zero wechsle, könne womöglich das Kariesrisiko senken, heisst es. Zudem beziehen sich die Resultate nur auf Lebensmittel, Produkte wie Zahnpasta oder Hautcremen, die Süssungsmittel enthalten, sind von der Empfehlung der WHO also nicht betroffen.

Eine Unsicherheit orten die Autorinnen und Autoren der Analyse bei der Datenlage zu Krebserkrankungen. So gebe es Hinweise auf einen Zusammenhang von Blasenkrebs und dem Süssstoff Saccharin, die Studienlage lasse aber keine definitiven Schlüsse zu. Einige Untersuchungen seien zwar zu diesem Ergebnis gekommen, heisst es, doch in vielen Fällen hätten sich diese Studien bei genauerer Betrachtung dann als voreingenommen oder mangelhaft herausgestellt. Die Resultate müssten deshalb sehr vorsichtig interpretiert werden, und ein Zusammenhang zwischen Saccharin und Blasenkrebs sei sehr unsicher.
Die WHO empfiehlt aber ohnehin, die Aufnahme von Zucker insgesamt zu reduzieren und stattdessen ungesüsste Lebensmittel und Getränke zu konsumieren oder solche mit natürlichem Zucker wie Obst. Für die Gesundheit sei es wichtig, dass schon junge Menschen weniger süss essen, sagt WHO-Ernährungsdirektor Francesco Branca. Zuckerfreie Süssstoffe sind gemäss Branca «keine wesentlichen Nahrungsbestandteile» und haben «keinen Nährwert».
Der internationale Verband der Süssstoffhersteller wehrt sich gegen die WHO-Resultate. Die Süssungsmittel seien eine hilfreiche Alternative, um die Einnahme von Zucker und Kalorien zu vermindern, ohne auf den bekannten süssen Geschmack verzichten zu müssen, heisst es in einer Mitteilung. Zudem seien die Vorteile der Mittel bei der Behandlung von Diabetes nicht erwähnt worden. Die WHO schreibt im Bericht allerdings explizit, dass die Resultate nicht für Menschen mit bestehendem Diabetes gelten.
Die Empfehlung der WHO ist zudem für die Länder nicht bindend.
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