Starke Niederschläge im ganzen LandWallis: 1000 Einsatzkräfte nach Erdrutschen aufgeboten
Der viele Regen lässt in die Pegelstände in Schweizer Seen und Flüssen steigen, zudem herrscht Lawinengefahr. Besserung ist vielerorts frühestens am Donnerstag in Sicht.
Anhaltende Niederschläge haben in der Schweiz zu einer angespannten Lawinen- und Hochwassersituation geführt. Nachdem am Dienstag bereits die Warnstufe für mehrere grosse Gewässer erhöht wurde, brachte auch der Mittwoch an den meisten Orten noch keine Entspannung bei den Pegelständen.
Der Niederschlag hat im Verlaufe des Tages aber nachgelassen, die Schneefallgrenze ist auf gut 1200 Meter gesunken, schreibt Meteoschweiz auf X. Seit Samstag seien in der Schweiz 2’976’648’500’000 Liter Regen gefallen, hat der Wetterdienst ausgerechnet. Damit könnte man fast den Zugersee füllen.
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Im Raum Zürich wurde die Gefahrenstufe für die Limmat vom Bund kurz am Dienstag auf 3 erhöht. Der Sihlsee erreichte eine Höhe, bei welcher ab Mittag kontrolliert Wasser abgelassen werden musste. In der Folge ist auch der Pegel der Sihl am Dienstagnachmittag angestiegen.
Auch am Mittwochmorgen führen die beiden Flüsse wegen des Dauerregens noch sehr viel Wasser. Die kantonalen Messwerte, welche den Ist-Zustand der Wasserpegel abbilden, zeigen derzeit aber bei den Fliessgewässern keine Daten über Gefahrenstufe 2.
Der Greifensee hat allerdings am Mittwochmorgen die Hochwasser-Grenze überschritten: Sein Pegel lag um 7.40 Uhr bei 436,05 Metern über Meer, also 5 Zentimeter über der Alarmgrenze. Mit dem Überschreiten des Alarmwertes gilt rund um den Greifensee neu die Gefahrenstufe 3.
1000 Helfer nach Erdrutschen im Wallis im Einsatz
Im ganzen Kanton Wallis wird gleichzeitig wegen starker Regenfälle vor steigenden Wasserständen, Erdrutschen und Steinschlägen gewarnt. Die Situation wird voraussichtlich erst gegen Freitag besser.
Die kantonalen Behörden riefen die «besondere Lage» aus. Wegen Steinschlaggefahr fahren seit Dienstagnachmittag keine Züge der Matterhorn Gotthard Bahn mehr, es verkehrten Ersatzbusse.
«Durch die starken Niederschläge und das Schmelzen des angesammelten Schnees sind die Böden wassergesättigt und führen zu geologischer Instabilität, insbesondere entlang von Verkehrswegen», warnt der Kanton am Mittwoch.
Mehrere Strassenabschnitte waren wegen Felsstürzen, Erdrutschen oder Steinschlägen gesperrt. Der kantonale Führungsstab empfahl daher, die Fahrten auf das Nötigste zu beschränken. Die Dienststellen für Mobilität, Nationalstrassenunterhalt, Naturgefahren, Feuerwehr und Zivilschutz setzten derzeit rund 1’000 Personen ein. Die Situation bleibe bis mindestens am Freitag kritisch.
Bielersee überschreitet Hochwassergrenze
Auch dem Kanton Bern macht das Hochwasser zu schaffen. Beim Bielersee herrschte laut Naturgefahrenportal die zweithöchste Hochwasserstufe, also «grosse Gefahr». Der Pegel erreichte in der Nacht auf Mittwoch die Hochwassergrenze von 430,35 Meter über Meer.
Die Sicherheitsorgane überwachen die Situation laufend, wie die Stadt Biel mitteilte. Sie rief die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Die von Hochwasser betroffenen Gewässer wurden gesperrt. Gemäss dem Regulierdienst des Kantons Bern wird der Pegel des Bielersees weiter steigen. Die Lage sei derzeit aber nicht mit den Hochwasserereignissen früherer Jahre vergleichbar.
Die Abflussmenge der Aare steigt seit dem Mittwochvormittag stetig an. Inzwischen beträgt sie 433 Kubikmeter pro Sekunde. Damit ist sowohl die Schadensgrenze von 420 Kubikmetern pro Sekunde überschritten, als auch die Gefahrenstufe drei erreicht.
In der Stadt Bern wurden im Gebiet Marzili und Altenberg die Hochwasserschutzmassnahmen erweitert, wie Schutz und Rettung Bern bekannt gab. Die Organisation bittet die Bevölkerung, die Installationen zu respektieren und nicht daran herumzuhantieren und sich vom Aareufer fernzuhalten. Die Uferwege wurden gesperrt.
Im Berner Oberland gingen am Dienstag zudem mehrere Erdrutsche auf Strassen nieder, so etwa zwischen Frutigen und Adelboden. Die Strasse konnte am späten Dienstagnachmittag wieder geöffnet werden.
Rhein wegen Hochwasser gesperrt
Der Rhein bei Basel wurde wegen Hochwassers für Schiffe bis Donnerstag gesperrt. Der Rheinpegel überschritt am Dienstagnachmittag an der Messstation Rheinhalle die Hochwassermarke IIa von 838 Zentimetern, wie der Pegelstandsanzeige auf der Website der Schweizerischen Rheinhäfen zu entnehmen war.
Weiter Flussaufwärts kam es in Schaffhausen am Dienstagabend zu einem Hangrutsch. Die Mühlentalstrasse ist daraufhin gesperrt worden. Laut der Schaffhauser Polizei haben rund ein Kubikmeter Schlamm und Geröll die Strasse verschüttet. Ein Autofahrer konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten und kollidierte mit dem Geröll, blieb aber unverletzt.
In mehreren Regionen des Kantons Waadt wurden die Feuerwehr, der Zivilschutz, die Waadtländer Polizei und das Umweltamt präventiv mobilisiert, um den Wasserstand der Flüsse und Seen zu überwachen.
Angespannt war die Lage insbesondere im der Region Orbe am Jura-Südfuss und in der Vallée de Joux. In Orbe standen mehrere Brücken unter Beobachtung. Der Damm wurde punktuell mit Sandsäcken verstärkt. Der Fluss trat nicht über die Ufer. Auch bei der Arve und der Rhone in Genf herrschte Gefahrenstufe 4 («Grosse Gefahr»). Die Behörden raten der Bevölkerung, sich von den Flüssen fern zu halten.
Erhebliche Lawinengefahr
Auch die Lawinengefahr ist aktuell erheblich: Die zweithöchste Gefahrenstufe (Stufe 4) werde für den Mittwoch für das westlichste Wallis und das Berner Oberland prognostiziert, hiess es im Lawinenbulletin. Ansonsten herrsche «erhebliche Lawinengefahr» (Stufe 3).
Seit Sonntag kamen lokal bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen, wie der Wetterdienst Meteonews schrieb. Die Niederschläge auf die bereits feuchten Böden und die intensive Schneeschmelze liessen die Wasserstände vieler Gewässer ansteigen. Die Höchstpegel werden für Donnerstag erwartet.
Denn auch in den kommenden Tagen ist laut verschiedenen Wetterdiensten mit weiteren Niederschlägen zu rechnen, insbesondere am Alpennordhang. Gemäss Prognosen des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) wird erst am Freitag mit einem Rückgang des Pegels unter die Hochwassermarken gerechnet.
Zur Lawinen-App «White Risk»
fem/oli/SDA
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