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Meinung

Kommentar zu gereizten Gästen
Wer sich im Restaurant wie ein König benimmt, wird abgestraft – gut so!

Raffaele Sutter vom Bistro Franzos am Limmatquai sagt: «Wir verwöhnen unsere Gäste, aber wir lassen uns auch nicht alles gefallen.»
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Wer in einem Restaurant oder in einem Café arbeitet, bekommt viel ab. Mehrere Zürcher Gastronomen berichten, dass sich die Gäste seit der Corona-Pandemie noch unflätiger verhalten als zuvor: Belästigungen, wütende Google-Kommentare, «Fräulein!»-Zurufe.

Dass sich die Gastroangestellten schützen, Grenzen ziehen und ein neues Selbstverständnis entwickeln, ist deshalb sehr wichtig. Niemand muss unterwürfig sein und sich alles gefallen lassen. Gäste können auch nicht erwarten, dass sie im Restaurant zum Cappuccino neben dem Zucker auch noch die Betreuung eines Psychotherapeuten erhalten, der ihre schlechte Laune auffängt. Das Motto «Der Kunde ist König» ist zum Glück tot. Erst richtig zur Farce wird diese Erwartungshaltung, wenn man sich die tiefen Löhne in der Gastronomie ansieht. 

Dass das Bewusstsein für Sexismus und Belästigungen in der Gastronomie zudem grösser wird, ist eine gesellschaftliche Errungenschaft. Ein «Fräulein!»-Zuruf (und die damit verbundene Verniedlichung einer Frau) geht nicht mehr. Punkt. 

Ein Fortschritt ist auch der Stolz der Gastronominnen. Dass Restaurants auf ihre Konzepte bestehen und nicht einfach eine Pasta servieren, wenn die Gäste das verlangen, zeugt von Berufsstolz. Und ist es nicht wunderbar, dass es in Zürich eine so diverse Gastroszene gibt?

Service ist eine emotional anstrengende Arbeit. Wer keine Ausbildung hat und «einfach mal ein bisschen zapft», ist schnell überfordert. Gastrobetriebe sollten ihre Angestellten deshalb ausbilden und unterstützen – sonst droht sich der Personalmangel noch zu verschärfen. 

Und die Gäste bedanken sich am besten mit einem Trinkgeld für die Arbeit, auch wenn sie kontaktlos bezahlen. Falls etwas nicht stimmt, bringen sie die Kritik direkt und fair an, statt auf Google ihren Frust niederzuschreiben. Und an einem ganz schlechten Tag gehen sie vielleicht gar nicht erst ins Restaurant, sondern bleiben zu Hause, laden Freunde ein und vertrauen sich ihnen an.