Nachfolge von Petra GössiThronfolger oder Geheimwaffe – wer übernimmt die FDP-Spitze?
Die Parteipräsidentin tritt ab – auf ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger wartet ein harter Job. Wir zeigen, wer die besten Chancen hat.
Verlorene Wahlen, giftiger Streit über den richtigen Kurs: Die FDP Schweiz steckt in einer Krise, die mit der CO₂-Abstimmung vom Sonntag ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Nun tritt Parteipräsidentin Petra Gössi per spätestens Ende Jahr zurück – und hinterlässt ihrer Nachfolge die schwierige Aufgabe, die FDP zu einen und auf den Erfolgspfad zurückzuführen.
Um die neue Person an der Spitze zu bestimmen, will die FDP demnächst eine Findungskommission einsetzen. Schon heute lassen sich aber einige Favoriten für die Gössi-Nachfolge benennen.
Andrea Caroni
Als erster Vizepräsident der FDP steht der Ausserrhoder Ständerat zuvorderst in der freisinnigen Erbfolgelinie. Caroni gilt als umgänglich und ist keinem Flügel eindeutig zuzuordnen. Zudem scheut er sich nicht, auch unpopuläre Herausforderungen anzunehmen, wie etwa sein Engagement gegen die Pädophileninitiative zeigte. Einen nicht ganz makellosen Eindruck hinterliess er bei der sich hinziehenden, pannenreichen Suche nach einem neuen Bundesanwalt: Als Präsident der zuständigen Gerichtskommission agierte Caroni mit wenig Fortüne. Ob ihm dies bei einer Kandidatur für das FDP-Präsidium schaden könnte, ist offen. Nach seinen Ambitionen gefragt, antwortete Caroni am Montag bloss: «Kein Kommentar.»
Philippe Nantermod
Nantermod ist neben Caroni der zweite Vizepräsident der FDP und damit ebenfalls in einer natürlichen Nachfolgeposition. Der Unterwalliser Nationalrat gehört zum rechtsfreisinnigen Flügel, wäre aber wohl in der Lage, sich pragmatisch einzumitten. Die anhaltende Formschwäche der FDP in der Deutschschweiz könnte allerdings die Hemmschwelle erhöhen, einen Welschen zum Chef zu machen. Zudem ist Nantermod bisher nicht als stupender Wahlkämpfer aufgefallen: Bei seiner Kandidatur für den Ständerat vor zwei Jahren erzielte er ein schlechtes Ergebnis. Ob Nantermod Interesse am FDP-Präsidium hat, ist offen; er will sich im Moment noch nicht äussern.
Thierry Burkart
Er gehörte in den letzten Monaten zu den prominentesten Kritikern der unter Petra Gössi eingeschlagenen Linie: Im Januar sorgte Ständerat Burkart für Aufsehen, als er in Opposition zur Parteilinie das Rahmenabkommen mit der EU zur Ablehnung empfahl. Desgleichen sprach er sich gegen das von der Fraktion massgeblich geprägte CO₂-Gesetz aus – und bewies damit Nähe zur Basis, die das Gesetz am Sonntag deutlich verwarf. Würde ihn die Partei zum Präsidenten machen, drückte sie damit den Wunsch nach einem rechtsgerichteten Kurswechsel aus. Burkart will auf Anfrage noch nicht sagen, ob er sich eine Kandidatur überlegt.
Damian Müller
Jung, smart und progressiv: Der Luzerner Ständerat Damian Müller verkörpert das Elektorat, das die FDP seit Jahren anzusprechen versucht. Sein Name wird im Zusammenhang mit dem Präsidium immer wieder genannt. Das grösste Handicap des 37-Jährigen ist sein politisches Profil: Von allen Papabili stünde Müller am deutlichsten für eine Fortsetzung des Gössi-Kurses. Insbesondere für das CO₂-Gesetz kämpfte er bis zuletzt mit Vehemenz. Müller war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Andri Silberschmidt
Das jüngste amtierende Mitglied des Nationalrats gilt als eine Art Geheimwaffe in der Diskussion um die Gössi-Nachfolge. In der Debatte um das CO₂-Gesetz hat sich Silberschmidt auffällig zurückgehalten. Von seinem frisch-unverbrauchten Stil erhoffen sich manche in der FDP Schwung und Aufbruchstimmung; sein Name wurde in den letzten Wochen oft ins Spiel gebracht. Am Montag gab der 27-Jährige allerdings bekannt, dass er eine Kandidatur nicht in Erwägung ziehe. Es sei dafür noch zu früh.
Susanne Vincenz-Stauffacher
Die Zahl der Frauen, die als Nachfolgerin von Petra Gössi ernsthaft infrage kommen, ist klein. Am ehesten vorstellbar wäre die Kür von Susanne Vincenz-Stauffacher, die heute bereits Präsidentin der FDP-Frauen ist. Gegen sie spricht aber, dass sie erst seit zwei Jahren im Nationalrat sitzt sowie – gewichtiger – dass sie dort links von Petra Gössi politisiert. Die St. Gallerin stünde damit für das Gegenteil jenes Kurswechsels, den sich die Gössi-Kritiker erhoffen. Vincenz-Stauffacher teilt auf Anfrage mit, sie müsste sich vor einer Kandidatur «vertieftere und ganz grundsätzliche Gedanken machen».
Christian Wasserfallen
Keiner hat die abtretende Präsidentin Petra Gössi schärfer kritisiert als Christian Wasserfallen. Für die SVP-nahen Teile der FDP repräsentiert der Berner Nationalrat den Freisinn so, wie er eigentlich sein sollte. Wasserfallen stellt auf Anfrage aber klar, dass er an einer Kandidatur «nicht interessiert» sei.
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