Corona auf BaliWer keine Maske trägt, muss Liegestütze machen
Die Polizei auf der indonesischen Insel Bali greift zu aussergewöhnlichen Mitteln, um Personen ohne Mundschutz zu massregeln. Wer die Busse nicht zahlen kann, wird zu Liegestütze oder Kniebeugen verdonnert.
Es hört sich an wie eine Massregelung aus alten Zeiten, als die Turnlehrer sehr streng waren: Wer zu spät zum Training kommt, muss 20 Liegestütze machen, wer herummault, bekommt noch mal 20 drauf. Wer das für ulkig hält, hat noch nie einem indonesischen Polizisten in die verspiegelte Sonnenbrille geguckt. Lachen wäre an dieser Stelle keine gute Idee. Das muss man wissen, wenn man auf Bali, was den Besucherinnen und Besuchern in den allermeisten Fällen als friedlich, freundlich und wunderschön erscheint, ohne Mund- Nasen-Schutz angehalten wird. Mehrere Clips, die derzeit in sozialen Netzwerken kursieren, belegen, dass auch Fremde, die bei Verstössen gegen Covid-19-Verordnungen erwischt werden, und die erforderlichen 150’000 Rupien (etwa 9 Franken) Strafe nicht zahlen können, dazu aufgefordert werden, stattdessen 50 Liegestütze zu machen.
Wenn der Schutz unter der Nase hängt, wie man es auch von nachlässigen Europäern kennt, sind immerhin noch 15 Liegestütze fällig. Es soll schon vorgekommen sein, dass die Strafe in Kniebeugen umgewandelt wurde, weil der Täter oder die Täterin nicht fit genug war.
Europäer und US-Amerikaner als Virenschleuder
Es ist eine Beobachtung, die man derzeit auch in Thailand machen kann: Wenn jemand ohne Maske im öffentlichen Raum herumspaziert, ist das fast nie ein Asiate. Dabei gelten vor allem Europäer und US-Amerikaner im südostasiatischen Raum als Virenschleuder: nicht nur, weil die Zahlen steigen, sondern weil Europäer und US-Amerikaner offenbar widerwilliger auf die Wissenschaft und die Autoritäten hören.
«Der Respekt davor, eine Maske zu tragen, ist bei ausländischen Touristen sehr gering ausgeprägt», sagte Gusti Agung Ketut Suryanegara, ein Polizist aus Bali, der Agentur AFP. 90 Prozent der Verwarnten seien Fremde, «zuerst sagen sie, dass sie die Regeln nicht kennen», führte Suryanegara aus, «dann sagen sie, sie hätten die Maske vergessen, sie sei nass geworden oder kaputt».
Wobei die Bezeichnungen Touristen oder Fremde nur bedingt greifen, denn nach Bali kommt derzeit eigentlich nur, wer ohnehin in Indonesien lebt. Der Inlandstourismus wurde stark beworben, Hotels sind teilweise absurd günstig, denn bis 8. Februar darf nur nach Bali reisen, wer ein Businessvisum oder einen Diplomatenpass besitzt und auf eigene Kosten eine Hotel-Quarantäne absolviert.
Vor Weihnachten wurde ein PCR-Test verpflichtend für eine Flugreise vorgeschrieben, das führte dazu, dass 133’000 gebuchte Flugreisen und entsprechend viele Hotels storniert wurden. Mittlerweile sieht man immer häufiger «Zu verkaufen»-Schilder in den Läden, einige Hotels haben ihren Betrieb eingestellt.
Reisen auf der Insel ist ungehindert möglich, wenn man erst mal dort ist. Die meisten Sehenswürdigkeiten sind offen und wenig frequentiert. Eigentlich wäre Hochsaison, auch sonnensehnsüchtige Schweizer würden sich normalerweise in Ubud oder Kuta einfinden. Seit November vergangenen Jahres versucht die Regionalregierung, eine Sonderregelung in Jakarta zu beantragen, um internationalen Tourismus wieder möglich zu machen. Bislang ohne Erfolg.
Inländische Reisewelle
Die Politiker in Jakarta stehen enorm unter Druck. Die Empfindlichkeiten kommen nicht von ungefähr. Die Ansteckungsraten in Bali sind niedrig, aber im gesamten Indonesien fast so hoch wie in Indien, etwa 860’000 Ansteckungen bei 25’000 Toten beklagt der Inselstaat, in dem 270 Millionen Menschen leben, seit Beginn der Pandemie. Die Regierung versucht, Corona nun mit einer Impfkampagne in den Griff zu bekommen.
Vergangenen Dienstag setzten die Behörden eine US-Amerikanerin fest, die seit einem Jahr auf Bali lebt und per Twitter unter dem Namen Kristen Gray nützliche Tipps gab, wie man trotz Einreiseverbot nach Bali gelangen könnte. In den vergangenen Tagen stiegen die Corona-Zahlen auf Bali wieder. Ein Ergebnis der inländischen Reisewelle zum Jahreswechsel.
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