AboGespräch mit Pariser Rabbinerin«Wer Juden hasst, sieht sich selbst als Opfer»
Delphine Horvilleur ist eine von drei Rabbinerinnen in Frankreich. Sie kritisiert den religiösen Feminismus und stört sich insbesondere an der linken Identitätspolitik.
Im Pariser Quartier Marais ist der Morgen sommerlich kühl, die Tische vor dem Café des Artistes sind ein wenig feucht. Delphine Horvilleur rührt in ihrem Tee und lächelt hier und da Passanten zu. Im jüdisch geprägten 4. Arrondissement ist die Welt klein, man kennt sich. Eine ältere Dame kommt an den runden Tisch. «Danke, Madame. Ich bin eine grosse Bewunderin Ihrer Arbeit. Was für ein wunderbares neues Buch.» Gemeint ist «Vivre avec nos morts», Horvilleurs Buch über Trauer und Trost, das dieser Tage herauskam. Kurz darauf schaut Horvilleurs Ehemann vorbei, Ariel Weil, Bürgermeister der Pariser Innenstadtbezirke, mit dem sie drei Kinder hat. Er ist auf dem Weg zur Arbeit und bringt seiner Frau eine kleine Papiertasche, die sie neben sich auf den Tisch legt. «Gerade erst erschienen und schon ein Bestseller», sagt Horvilleur und klopft freudig auf das Tütchen, darin das neue Buch.