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Endlich, der Slalom-Startschuss
Wer hat Angst vor den Schweizern? Alle!

Lehrt die Konkurrenz das Fürchten: Daniel Yule in Siegerpose nach dem Slalom in Kitzbühel 2020.
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Sie wollen mit dem Kopf durch die Wand. Matteo Joris verzweifelt fast. «Voll, voll, voll, immer», so sagt es der Trainer des Slalomteams.

Mit der Nummer 35 aufs Podest? So stellen sie sich das vor. Sandro Simonet, Marc Rochat, Männer mit einem brutal schnellen Schwung. Und mit ziemlich wenig Geduld. Joris sagt: «So funktioniert das nicht im Slalom.» Ein paar Mal ins Ziel kommen, Punkte machen, die Top 20 anvisieren, irgendwann die Top 10, «und dann, wenn sie dort regelmässig hineinfahren, können sie ans Podest denken».

Doch sie ist auch verständlich, diese Ungeduld in der zweiten Garde von Joris’ Team. Schliesslich sieht auch sie seit etwas mehr als zwei Jahren, was alles möglich ist für Schweizer Slalomfahrer, vor denen sich lange niemand zu fürchten brauchte. Dritt- und Viertbester der Welt waren Daniel Yule und Ramon Zenhäusern im letzten Winter. Loïc Meillard rundete als 14. das Glanzergebnis ab.

Längst gehören die Athleten von Swiss-Ski zu den Siegesanwärtern, sind sie die Gefürchteten, oder wie es Joris sagt: «Das Niveau ist da, die Jungs sind in Form, wir sind topfavorisiert.» Auch in diesem Jahr, das gerade für die Slalomfahrer ein spezielles ist.

Zenhäusern hat es übertrieben

Der erste Schnee ist schon wieder geschmolzen, da starten sie erst in ihren Winter. 21. Dezember, Auftakt in Alta Badia. Fast elf Monate sind vergangen seit dem letzten Wettkampf. Eine ewig lange Zeit, in der viel richtig gemacht werden kann, aber auch sehr viel falsch.

Die Dosis zu finden zwischen Schneetagen und Regeneration, intensivem Training und Form konservieren – sie gleicht einer Gratwanderung.

Zenhäusern etwa hat es Anfang Sommer übertrieben, nach drei Monaten ohne eine Fahrt auf Schnee. Das untere Schienbein war letztlich entzündet von den vielen Läufen im engen Skischuh. Der Walliser legte eine Pause ein, reiste nach Griechenland, «das Meer war perfekt, um das auszukurieren», sagt er. In der Folge legte er immer wieder Pausen ein, schuftete im Konditions- und Intervallbereich, feilte an der Technik, fuhr kaum je mit Zeitmessung: «Hätte ich schon im September Vollgas gegeben, wäre mir schnell die Luft ausgegangen.»

Einen Rennunterbruch wie diesen hat der 28-Jährige noch nie erlebt. «Es ist schön, geht es jetzt endlich los», sagt er.

Schlag auf Schlag auf Schlag

Und wie es losgeht. Am Dienstag folgt das Nachtspektakel in Madonna di Campiglio. Im Januar: Slalom um Slalom, sieben an der Zahl. Sonst schon ist der erste Monat des Jahres reich an Slaloms, in diesem Jahr hat Corona den Kalender der Techniker vollgestopft.

Lieber so als gar kein Rennen, sagt Zenhäusern.

Sagt auch Yule, der Teamleader. Er hat sich die Zeit auch mit zwei Riesenslaloms vertrieben, seine ersten im Weltcup überhaupt. Vor zwei Wochen war es, als sich der Walliser in Santa Caterina an die Premiere wagte – und im zweiten Rennen als 25. verblüffte. «Das hat mich in den Rennmodus gebracht», sagt der 27-Jährige. Joris sagt: «Ist die Intensität eines Wettkampfs da, ist Daniel gleich dabei.»

Auf die jüngsten Europacup-Rennen in Italien verzichtete Yule. Den Teufel wird er tun, jetzt, vor den vielen Höhepunkten dieser Saison, noch zu riskieren, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Der Weltcup ist in seiner eigenen Blase unterwegs, die Durchmischung mit den Europacup-Athleten birgt auch Risiken.

Wiedererstarkter Aerni

Luca Aerni wollte sich die Wettkämpfe dennoch nicht entgehen lassen. Er muss Kilometer sammeln. Erstmals in seiner Karriere hat der Berner den Ausrüster gewechselt, statt Salomon- fährt er nun Fischer-Ski. Er sagt: «Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt.»

Gezeigt haben das die jüngsten Resultate in Val di Fassa, wo er in einem Slalom Dritter wurde – hinter Clément Noël und Stefano Gross, zwei Spitzen- und Siegfahrern im Weltcup. «Es geht jetzt einfacher von der Hand, ich fühle mich freier im Kopf.»

Joris, sein Trainer, hatte das Material längst als eines der Probleme ausgemacht bei Aerni, dem einstigen Supertalent, das in den letzten zwei Jahren zuschauen musste, wie ihm die Konkurrenz enteilt. Nun sagt der Italiener: «Er hat erstmals wieder den Mut von St. Moritz.»

Damals, 2017 an der WM, hatte Aerni seinen Glanzmoment, als er im Kombinationsslalom vom 30. auf den 1. Platz vorfuhr und Gold holte. Und im Winter darauf war er es, der die Slalomfahrer aus der Bedeutungslosigkeit holte. In Madonna di Campiglio wurde er Zweiter, es war der erste Podestplatz für die Schweiz nach acht Jahren.

Am Dienstag geht es zurück ins Trentino. In den letzten Tagen hat sich Aerni das Video von 2017 immer wieder angeschaut. «Ich sehe darin Dinge, die ich jetzt auch mache», sagt er, «Dinge, die ich wiedergefunden habe.» Und Joris, der Chef, kann über sein Team sagen: «Ich glaube, es wird ein guter Winter für uns.»

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