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Badminton-Exoten aus Grönland
Wenn der Helikopter nicht fliegen kann, wird die Meisterschaft verkürzt

Sie holte am Sudirman-Cup den Ehrenpunkt für Grönland: Sara Lindskov Jacobsen. 
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Ein solches Interview hatten sie noch nie gesehen. Während Sara Lindskov Jacobsen die Fragen des Moderators beantwortete, lieferte Frederik Elsner mit seiner Gitarre die passende Hintergrundmusik. Und weil das Gespräch am Rande des Sudirman-Cups, der Mixed-Team-WM, auf CCTV 5 lief, dem Sportkanal des staatlichen chinesischen Fernsehens, erlebten Millionen von Zuschauenden eine Lockerheit, die sie aus ihrer Heimat nicht kennen.

China und Grönland – grösser könnten die Unterschiede gerade im Badminton kaum sein. 56’000 Menschen leben auf der grössten Insel der Welt, die ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark ist. Knapp 1000 davon spielen Badminton – im 1,4-Milliarden-Staat China gibt es mehr organisierte Amateurligen. «Die Teilnahme am Sudirman-Cup war ein riesiges Highlight für uns», sagt Michael Kleist im Videogespräch.

Er ist Präsident des Grönländischen Badmintonverbands und war 2019 Teammanager an jener Mixed-Team-WM in Nanning. Nach Niederlagen gegen Macau und Kasachstan resultierte der 31. und letzte Turnierrang. Lindskov Jacobsen sorgte aber gegen Kasachstan für den Ehrenpunkt. 

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Wiederkehrende Höhepunkte sind für die Junioren die Arctic Winter Games, bei denen sie unter anderem auf Teams aus Alaska und dem Yukon treffen, und für die Erwachsenen die Island Games, wo es bei der letzten Austragung durch einen 3:2-Finalsieg gegen Guernsey die erste Team-Goldmedaille gab. «Unsere Planung ist auf diese Anlässe ausgerichtet», erklärt Kleist.

In den nächsten Tagen ergibt sich wieder eine Chance zum internationalen Vergleich. Beim EM-Qualifikationsturnier in Sursee trifft Grönland in der Vorrunde am Donnerstag und Freitag auf die Ukraine und Ungarn. Die Anreise gestaltete sich dabei so wie jeder Auslandtrip: kostspielig und langwierig. 4000 Kilometer beträgt die Luftlinie zwischen der Hauptstadt Nuuk und Zürich, das Team übernachtet in Kopenhagen und erreicht die Schweiz am zweiten Tag.

Auch für Wettkämpfe innerhalb des Landes, das vor allem für spektakuläre Naturbilder bekannt ist, müssen die Cracks Strapazen auf sich nehmen. 2000 Kilometer beträgt die Distanz zwischen Norden und Süden etwa, und weil es zwischen den bewohnten Orten keine Verbindungsstrassen gibt, verschieben sich die Personen stets auf dem Luft- oder Seeweg. Nuuk ist die einzige Stadt im eigentlichen Sinn, mit knapp 20’000 Einwohnern, dazu kommen zwölf Orte mit 1000 bis 5500 Einwohnern sowie knapp 60 «nunaqarfiks», Siedlungen mit 13 bis 830 Einwohnern.

Viele sehen sich nur in der Meisterschaftswoche

Die Spieler trainieren im lokalen Club, gelegentlich fliegen sie per Helikopter auch für Trainingsblöcke in benachbarte Orte. Die ganze Community trifft sich meist nur einmal im Jahr, bei den nationalen Meisterschaften, Junioren und Erwachsene spielen in der gleichen Woche. «Es ist wichtig, dass die Jungen da Anschauungsunterricht erhalten», sagt Kleist. Der Termin ist immer an Ostern, was witterungstechnisch meist sicher ist.

Unlängst mussten sie das Turnier aber verkürzen, wie Kleist sagt: «Einige Teilnehmer mussten mit dem Schneemobil anreisen, weil die Bedingungen für Helikopter nicht gut waren.» Ähnliche Probleme haben übrigens auch die Fussballer. Die nationale Meisterschaft wird im August innerhalb einer Woche durchgespielt, natürlich auf Kunstrasen und oft vor der majestätischen Kulisse von Eisbergen direkt neben dem Platzrand.

Frederik Elsner widmet sich mittlerweile voll seiner Musikkarriere und tritt vor bis zu 25’000 Personen auf. Aber auch in Sursee spielt ein Grönländer, dessen Bekanntheitsgrad weit über den Sport hinausgeht. Jens-Frederik Nielsen (31) war bis vor kurzem Industrie- und Rohstoffminister von Grönland und sitzt nun für die Opposition im Parlament.

Grönland schaut in den nächsten Tagen in die Zentralschweiz, die Vorrundenbegegnungen des Teams werden im Staatsfernsehen live übertragen. Um 6 Uhr morgens – die Zeitverschiebung beträgt vier Stunden.

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