Umstrittene Gletscher-SkirennenBaustopp verordnet: Streit um Zermatter Skirennen verschärft sich
Nach Klagen von Umweltverbänden hat die Baukommission des Kantons Wallis die Einstellung gewisser Arbeiten auf dem Gletscher verordnet. Der Veranstalter wehrt sich.
Die Skirennen in Zermatt erhitzen die Gemüter. Und so schnell werden sich diese kaum beruhigen. Anfang Woche kam der Vorwurf auf, dass für die Weltcuprennen vom 11./12. respektive 18./19. November Arbeiten in Bereichen auf dem Gletscher vorgenommen worden seien, für welche keine Bewilligung vorgelegen habe. Teile der Strecke sollen sich ausserhalb der sogenannten Skisportzone befinden, in der Skipisten erstellt werden können und mit schweren Maschinen gearbeitet werden darf. Konkret geht es um ein Flachstück nach dem Matterhornsprung, welches mehrere Hundert Meter lang ist.
Drei Wochen lang wurde auf dem Gletscher mit drei Baggern gearbeitet, so viel ist sicher. OK-Chef Franz Julen versichert bei jeder Gelegenheit, dass alles legal abgelaufen sei, sämtliche Genehmigungen lägen vor. Nur: Die Baukommission des Kantons Wallis ordnete am Donnerstag die sofortige Einstellung aller möglichen Arbeiten am Theodulgletscher an, die ausserhalb des Perimeters des homologierten Skigebietes auf Schweizer Seite durchgeführt werden. Umweltverbände haben Druck ausgeübt, namentlich Pro Natura, WWF Schweiz und Mountain Wilderness.
Die Baukommission fügt an, dass zum jetzigen Zeitpunkt und angesichts der ersten verfügbaren Informationen eine völlige Einstellung der Arbeiten gegen den Grundsatz der Verhältnismässigkeit verstossen hätte. Die Kommission weist zudem darauf hin, dass gegen den Entscheid Berufung eingelegt werden könne.
Der Veranstalter seinerseits wehrt sich. Via Medienmitteilung lässt er ausrichten: «Das lokale Organisationskomitee kennt den genauen Inhalt der Klage nicht, da es nicht Partei ist. Durch die Einsicht in den Entscheid mussten wir feststellen, dass falsche Annahmen im Sachverhalt vorkommen.» So argumentierten etwa die Kläger, dass auf der Schweizer Seite des Gletschers technisch beschneit würde, was nicht der Fall sei. Dasselbe gelte für die Behauptung, dass die Piste ausserhalb der Skisportzone liege.
Trainings für Sonntag sind bestätigt
Beschwerde werden die Zermatter nicht einlegen. Zumal der Baustopp ohnehin Pro-forma-Charakter hat – die Strecke ist fertig und rennbereit. Die Baukommission wird in Kürze Sichtungen vor Ort vornehmen. Bewahrheiten sich die Vorwürfe und sollten sich Teile der Piste tatsächlich nicht auf dem ursprünglich vorgesehenen Gebiet befinden, ist das erste länderübergreifende Skirennen im Weltcup von der Schweiz nach Italien kaum zu retten. OK-Chef Julen indes sagt: «Wir hoffen, dass diese Ortsschau so schnell wie möglich stattfindet, damit Klarheit herrscht. Die Rennen sind in keinster Weise in Gefahr.»
Stellt sich die Frage, wie exakt die Grenzen auf dem Gletscher gezogen werden können, wo es anders als auf Strassen nicht alle paar Meter eine entsprechende Markierung gibt. Diverse Szenekenner versuchen zu beschwichtigen, es heisst etwa, die Trainings für Sonntag seien bereits bestätigt worden, der Zoff werde unnötigerweise aufgeblasen. Die Einheiten im Vorfeld der Weltcuprennen finden auf bestehenden Touristenpisten statt, die von den aktuellen Zonendiskussionen nicht tangiert sind.
Swiss-Ski-CEO Diego Züger sagt: «Dass die Angelegenheit nun so eskaliert ist und derart hohe Wellen schlägt, ist natürlich schlecht für alle Beteiligten. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass alles mit rechten Dingen abgelaufen ist. Daher gehen wir davon aus, dass die Rennen wie geplant stattfinden werden.»
Affaire à suivre.
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