Reisen: WellnessDas sind die schönsten Thermalbäder Europas
Nichts hilft besser gegen die Kälte als ein warmes Bad – eingelassen von Mutter Natur höchstpersönlich.
Es verspricht wohlige Wärme und einen Boost für die Gesundheit: Das Wasser in Thermalbädern ist per Definition mindestens 20 Grad warm (meist aber weitaus wärmer), kommt tief aus dem Erdinnern und weist deshalb hohe Mineralstoffwerte auf. Kommt hinzu: Nicht selten sind Hot Springs in spektakuläre Naturkulissen eingebettet. Grund genug, sie zum Ziel einer herbstlichen Reise zu erklären – oder gleich ein Thermen-Hopping durch Europa ins Auge zu fassen. Hier unsere Favoriten.
Bath, England: Soaking with a View
Baden und Sightseeing geht hier in einem: Wer an der Hot Bath Street (so lautet die Adresse tatsächlich) ins einzige natürliche Thermalbad Grossbritanniens eintaucht, tut dies auf Augenhöhe mit verwinkelten Dächern und im Antlitz der ikonischen Abteikirche. Die 95’000 Einwohner zählende Stadt im Südwesten Englands ist bekannt für ihre Architektur aus dem 18. Jahrhundert und ihre Thermalquellen.
Davon, dass sich Letztere schon die Kelten und Römer vor über 2000 Jahren zunutze gemacht haben, zeugen die «Roman Baths». Man kann sie heute als historische Stätten besichtigen. Gebadet wird hingegen im Thermae Bath Spa, wie der vier Bäder zählende Betrieb heute heisst. Kronjuwel ist der Open-air Rooftop Pool; dort lässt es sich bei bester Sicht auf die Skyline in 35,5 Grad warmem Wasser königlich entspannen.
Héviz, Ungarn: Ein Schloss im See
Er soll aus einem kränkelnden Kind den oströmischen Kaiser Theodosius II. gemacht und die Elefantendame Nelly von ihrem Beinleiden erlöst haben: Dem Hévizer Thermalsee wird so manche gute Tat zugeschrieben. Mit Torfschlamm und kalzium-, magnesium- und leicht radonhaltigem Wasser lockt er schon seit der Römerzeit Badewillige auf den Plan.
Genährt wird der im Südwesten Ungarns gelegene See von einer Fläche von sechs Fussballfeldern mit fast 40 Grad warmem Thermalwasser aus verschiedenen Quellen. Und weil diese so aktiv sprudeln, erneuert sich das Wasser gar alle 72 Stunden komplett von selbst. Heute lädt der weltweit grösste natürliche und biologisch aktive Thermalsee mit seinem illustren hölzernen Badepalast zum Ausspannen zwischen Seerosen. Und das selbst im Winter bei noch angenehmen 24 Grad.
Pantelleria, Italien: Gratis im Krater baden
Ein See, so glatt, dass ihn die Venus einst als Spiegel benutzt haben soll: Anhand dieser Legende ist der Specchio di Venere auf der Insel Pantelleria – auf halbem Weg zwischen Sizilien und Tunesien – zu seinem Namen gekommen. Er kann aber noch mehr als schön aussehen: Im Krater eines Vulkans gelegen, wird der «Venussee» aus drei Thermalquellen gespeist. 35 bis 38 Grad heiss ist das Wasser, das an seinem Südufer in den bis zu 12 Meter tiefen Kratersee sprudelt. Dazu gibt es Schwefelgeruch und – je nach Gusto – Schlammpackungen direkt vom Boden. Ob darin das Schönheitsrezept der Venus verborgen liegt?
Die vom azurblauen Meer umgebene, rund 88 Quadratkilometer grosse Insel birgt neben dem Kratersee schöne Täler sowie eine reiche Pflanzen- und Vogelwelt. Bei klaren Verhältnissen reicht die Sicht bis zur sizilianischen Berglandschaft (ab/bis Trapani gibt es Fährverbindungen) und zur Bucht von Tunis.
Aqua Dome, Tirol: Drei Ufos fürs Ötztal
Schon im 16. Jahrhundert erzählte man sich im Ötztal von den heilenden Kräften des «Längenfelder Badl». 40 Grad warm und aus einer Tiefe von 1865 Metern sprudelt das Wasser hier – und wird heute in die insgesamt zwölf Innen- und Aussenbecken des Aqua Dome geleitet. Futuristisch muten dabei die drei dampfenden «Badeschalen» mit Blick auf die imposante Bergwelt an: Zur Auswahl stehen eine Massageschale, eine Soleschale mit Musik und Lichteffekten sowie eine Schwefelschale mit Thermalwasser-Fontäne. Hinzu kommen Becken im Innern sowie eine 2000-Quadratmeter-Saunawelt.
Freitags bleibt die Therme jeweils eine Stunde länger, nämlich bis Mitternacht, geöffnet – und lädt zum «Mondscheinbaden» unterm Sternenhimmel. Neben Einzeleintritten und Tagespässen gibt es auch Pakete mit Übernachtung, Verpflegung und Privat-Spa im Thermen-eigenen 4-Stern-Superior-Hotel. Wander- und Mountainbike-Trails sowie Langlaufloipen liegen direkt vor der Tür.
Leukerbad, Schweiz: Goethe war auch schon da
Unter den inländischen Thermalquellen sind jene in Leukerbad die wohl geschichtsträchtigsten. Schon im Mittelalter setzten Gästeströme zu den «Leukerbadner Heilquellen» ein, illustre Gäste wie Goethe oder Mark Twain verhalfen dem Ort später zu zusätzlicher Bekanntheit.
Schätzungsweise 3000 Liter des 51 Grad warmen Thermalwassers sprudeln heute pro Minute aus den acht Quellgruppen in Leukerbad. Dem zuvor geht ein über vierzig Jahre währender Prozess, bei dem das Regenwasser um die 500 Meter tief ins Gebirgsinnere eindringt und mit Mineralien angereichert wieder an die Oberfläche steigt.
Geniessen lässt sich das wohlige Warm in drei verschiedenen öffentlichen Thermalquellen: in der Leukerbad-Therme (Achtung: eingeschränkte Öffnungszeiten wegen Umbauarbeiten bis Anfang Dezember!), in der Walliser Alpentherme & Spa sowie in der kleinen, aber feinen Therme 51° (Reservationspflicht).
Loutra Pozar, Griechenland: Heisskalte Grenzerfahrung
Im Norden Griechenlands befinden sich die Thermalbäder von Pozar. In und um die Kleinstadt Aridaia am Fusse des Berges Voras Kaimaktasalan angesiedelt, beziehen sie ihr Wasser aus den heissen Quellen von Aridea, nur wenige Kilometer zur Grenze von Nordmazedonien entfernt.
Nicht nur das warme Wasser, auch die Schlucht, durch welche dasselbe fliesst, ist einen Besuch wert. Sie erstreckt sich von der griechischen Grenze bis zu den Bädern – und ist geprägt von reicher, wilder Natur, die mit Wasserfällen, Höhlen und Pfaden zu Wanderungen lädt. Weil ein Nebenfluss kaltes Wasser führt, lässt es sich hier ganz auf eigene Faust kneippen! Geniessen kann man das 37 Grad warme Wasser auch klassisch in einer Anlage mit Indoor- und Outdoor-Pools, Jacuzzis und Spa-Anwendungen in Aridaia.
Blaue Lagune, Island: Klassiker mit Bars im Wasser
Kaum wo wird mit solch einer Hingabe «gesoakt» wie in Island. Auf der von Vulkanen geprägten Insel braucht man denn auch nicht lange nach dem nächsten Thermalbad zu suchen: Es gibt sie in allen Landesteilen und in unterschiedlichen Ausführungen, von luxuriös bis spartanisch.
Die wohl bekannteste unter ihnen ist die Blaue Lagune in Grindavík – Augenschmaus und komfortables Spa-Erlebnis in einem. Damit es in dem weitläufigen Gewässer – und an den In-Water-Bars mit wahlweise Drinks oder Maskenschlamm (fürs Gesicht) – trotz Popularität aber nicht allzu kuschelig wird, ist der Besuchereinlass begrenzt und eine vorgängige Onlinereservation Pflicht. Weil die Blaue Lagune in der Nähe des internationalen Flughafens liegt, bietet sich ein Besuch vor dem Abflug oder sogar bei einer längeren Umsteigezeit an. Noch selten war ein Layover so gediegen!
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