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Weisse Cops, schwarze Gangster

Untitled, New York, New York, 1957
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Es ist das Jahr 1957 in den USA, und der Journalist Robert Wallace schreibt: «Die Nation scheint von einer katastrophalen Welle der Gewalt bedroht. Aus fast jeder grösseren Stadt kamen im letzten Jahr beängstigende Berichte, nicht nur, was die Anzahl der Verbrechen betrifft, sondern auch, wie es scheint, ihre Schwere.»

Crime Suspect with Gun, Chicago, Illinois, 1957
Drug Search, Chicago, Illinois, 1957

Es herrscht also ein Gefühl von Bedrohung, und das Magazin «Life» reagiert darauf mit der Artikelserie «Crime in the U.S.». Für einen mehrseitigen Fotoessay dazu wird der Afroamerikaner Gordon Parks (1912–2006) beauftragt. Während sechs Wochen begleitet der Fotograf Polizisten bei der Arbeit: Er fährt mit ihnen durch schummrige Gegenden, betritt düstere Hinterzimmer und besucht Gefängnisse – inklusive jener Kammern, wo die zum Tode Verurteilten hingerichtet werden. Es sei eine «journey through hell» gewesen, eine Reise durch die Hölle, hält er später fest.

Untitled, Chicago, Illinois, 1957
Untitled, Chicago, Illinois, 1957

«The Atmosphere of Crime» war der Titel seiner Bildstrecke. Parks zeigt Cops bei Strassenkontrollen und Festnahmen, bei der Büroarbeit oder mit Handschellen an Verdächtige gekettet. Oft sind schäbige Flure die Szenerie, etwa bei jenem Bild, auf dem zwei Detectives – in Anzug und Krawatte – ziemlich rabiat eine Tür eintreten. Staatsgewalt, wortwörtlich.

Raiding Detectives, Chicago, Illinois, 1957
Untitled,  1957
Untitled, San Quentin, California, 1957

Parks’ Blick auf das Verbrechen erliegt nämlich nicht den Stereotypen, die Amerika seinerzeit prägen. Brutal erscheinen auf seinen Bildern nicht die meist dunkelhäutigen Delinquenten, die sowieso oft nur schemenhaft erkennbar sind. Brutal sind die Verhältnisse in den Städten, sprich: die Armut, die Drogen, die Diskriminierung. Möglich, dass sich das weisse Amerika 1957 angesichts von Parks’ Bildern in seinen Ängsten bestätigt sah. Doch die Fotografien erzählen, zumindest aus heutiger Sicht, auch vom Leid, vom Überlebenskampf und von der Hoffnungslosigkeit jener, die zu Verbrechern wurden.