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Ein Tschüss mit viel Pathos
Was steckt hinter Vettels Abschiedsvideo?

Schlicht und schwarzweiss: Vettel gibt seinen Rücktritt aufwendig inszeniert bekannt.
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Was will er uns damit sagen?

Mit Sebastian Vettel hat am Donnerstag einer der erfolgreichsten Rennfahrer überhaupt seinen Rücktritt aus der Formel 1 angekündigt. So weit, so aufregend. Doch das Video, in dem der 35-jährige Deutsche seine Botschaft überbrachte, ist auch darüber hinaus bemerkenswert.

Da ist die Ästhetik, schlicht und schwarzweiss. Als die Kamera schon läuft, setzt sich Vettel erst hin, auf einen kleinen Hocker vor weisser Wand, in schwarzem Shirt und schwarzer Hose. Es ist ein Setting wie für ein umfassendes Geständnis. Mit grossen, fast traurigen Augen blickt Vettel in die Kamera, liest Satz für Satz von seinem Statement ab. Die Locken, in der rasanten Jugend noch kurz gehalten, sind gewachsen über die Jahre. Das ist Vettel, der Weise.

Da ist die Form, für die Vettel, der die sozialen Medien seit jeher gemieden und kritisiert hat, am Donnerstag eigens einen Account auf Instagram erstellte, in seinem ersten und bislang einzigen Beitrag seinen Rücktritt verkündete und so bis dato fast 2 Millionen Follower generierte. Vettel, der Influencer.

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Da ist der Inhalt, der ihm Bewunderung und auch Kritik einbringt. Als unverbiegbar rühmen ihn die einen, weil Vettel seinem über die Jahre offenbar gewachsenen Umweltbewusstsein Ausdruck verleiht, von einem Rennen spricht, das es noch immer zu gewinnen gebe, und damit den Wettlauf gegen die Erwärmung des Planeten meint. In den letzten Jahren ist er immer öfter auch als Kritiker der eigenen Gilde aufgetreten, hat sich in Österreich für Bienen starkgemacht, in England Müll gesammelt.

Daneben prangerte er den unkritischen Auftritt der Formel 1 in diversen Austragungsländern an, förderte in Saudiarabien ein Kartrennen für Frauen, machte sich in Ungarn für die LGBTQ+-Community stark, drängte nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine mit darauf, dass das Rennen im russischen Sotschi abgesagt wird. Vettel, der Aktivist.

Vettel, der Aktivist: Öffentlichkeitswirksam mit dem Fahrrad auf der Rennstrecke im österreichischen Spielberg.

Als Phrasendrescher tun ihn andere ab, weil er im Video ein tatsächlich etwas eigentümliches Pathos bemüht. Am Ende reiht Vettel nur noch wohlklingende Worthülsen aneinander: «Ich glaube an das Morgen», «Mein bestes Rennen liegt noch vor mir», «Die Spuren, die ich auf der Strecke hinterlassen habe, werden bleiben, bis Zeit und Regen sie wegspülen».

Es sind markige Trivialitäten, wie sie im Prinzip perfekt zu dem Rennzirkus passen, den Vettel ja eigentlich mit kritisieren will: zur Formel 1 mit ihrem neuen PR-Anstrich, gelenkt vom amerikanischen Vermarkter Liberty Media, konsumiert von einem neuen, jungen Publikum. Vettel, der Promoter.

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Wer wird er künftig sein? Wirklich nur noch Ehemann und Vater, wie er im Video ankündigt? Was will er mit der gerade jetzt noch generierten Reichweite anfangen?

Vielleicht einfach gar nichts. Vielleicht zieht sich Sebastian Vettel wirklich zurück auf seinen Bauernhof im thurgauischen Ellighausen und verzichtet auf die grosse Bühne. Und das Video war tatsächlich nur dafür da: für einen aufwendig inszenierten Rücktritt.