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Corona-Medienkonferenz in Bern
«Junge warten zu lange – und werden dann direkt in die Intensivstation eingeliefert»

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Das Wichtigste zum Thema:

Hier gelangen Sie zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.

Hier finden Sie die Übersicht zu den Impfquoten: So weit ist die Schweiz mit dem Impfen.

  • Das Infektionsgeschehen in der Pandemie verlagert sich zunehmend zu den Jüngeren, was sich besonders bei den Hospitalisationen zeigt.

  • Laut Swissmedic liefert AstraZeneca die notwendigen Studien nicht, um über die Zulassung des Impfstoffs zu entscheiden.

  • Personen, die vollständig gegen Covid-19 geimpft sind, werden für sechs Monate von der Quarantänepflicht befreit.

  • Kommt es bei der Lieferung der Impfstoffe zu Lieferengpässen, müssen die Kantone dauernd umdisponieren. Das schlägt auf das Impftempo nieder.

  • Von der Taskforce aufgestellte Szenarien zeigen einen Anstieg der Ansteckungszahlen auch bei einer Erhöhung des Impftempos.

Wieso bei Roche-Medikament schon grünes Licht, obwohl keine Zulassung?

Mathys antwortet dazu: «Es geht darum, schwere Krankheitsverläufe möglichst zu verhindern.»

Bolte ergänzt: «Es werden nicht gesunde Menschen mit dem Arzneimittel behandelt, sondern Patientinnen oder Patienten, denen der Antikörper-Cocktail helfen kann. Das ist gestützt auf die Covid-Verordnung des Bundes in Ordnung und eine grosse Chance. Wenn wir während der Swissmedic-Prüfung zu einem anderen Urteil kommen, passen wir die Verwendung sofort an. Das Medikament wird nun geprüft.»

Gibt es schon eine Lösung zum Impfpass?

Mathys sagt: Im Gegensatz zu gewissen Medien, die das geschrieben haben: «Nein».

Warum steigen die Fallzahlen nicht so stark wie angenommen?

Mathys antwortet: «Die Fallzahlen haben sich tatsächlich nicht so entwickelt, wie das angenommen wurde.» Das sei zu einem grossen Teil der Bevölkerung zu verdanken, die sich gut an die Regeln gehalten habe. Die Entwicklung sei nicht so gewesen, wie zu Jahresbeginn angenommen. Das sei richtig.

Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewaeltigung und internationale Zusammenarbeit BAG, spricht neben Nora Kronig, Vizedirektorin, Leiterin Abteilung Internationales BAG, Christoph Berger, Praesident Eidgenoessische Kommission fuer Impffragen EKIF, und Martin Ackermann, Praesident National COVID-19 Science Task Force, von rechts, waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 20. April 2021 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Gibt es eine Möglichkeit, bei den Produktionsfirmen Schadenersatz zu fordern?

Kronig sagt: «Die Verträge sind per Quartal gesetzt. Wir sind für das zweite Quartal weiter auf Kurs. Die Produktionsketten sind komplex, es kann dort immer wieder Verzögerungen und Schwankungen geben. Klare Gründe für die Verzögerungen haben wir nicht, sind aber in Kontakt, um sie zu klären.»

Wieviele Impfdosen werden nun im Mai geliefert?

Kronig antwortet: «Wir kennen die Mengen, die sich verzögern. Die Prognosen für Mai wurden noch nicht definitiv kommuniziert.»

Nora Kronig, Vizedirektorin, Leiterin Abteilung Internationales, Bundesamt fuer Gesundheit BAG, rechts, diskutiert mit Christoph Berger, Praesident Eidgenoessische Kommission fuer Impffragen EKIF, kurz vor Beginn einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 20. April 2021 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Die Infektionszalen sinken doch - warum die grossen Sorgen?

Die Fragerunde beginnt. auf die erste Frage sagt Mathys: «Das Absinken der Kurve ist immer so, das hat mit Meldeverzögerungen zu tun. Aber ich habe es gesagt, die Kurve ist in den letzten Tagen abgeflacht. Bei den Geimpften kann man eine Absenkung bei der älteren Altersgruppe beobachten, bei den anderen nicht.»

Ackermann ergreift ebenfalls das Wort. «Wir können momentan nicht sagen, ob wir im Wachstum sind.»

Kantone müssen laufend umdisponieren

Kommt es bei der Lieferung der Impfstoffe gegen das Coronavirus zu Lieferengpässen, müssen die Kantone dauernd umdisponieren. In solchen Fällen sind die Impfstellen gezwungen, terminierte Erstimpfungen zu verschieben, damit sie genügend Impfstoff für die anstehenden Zweitimpfungen haben.

Das schlage sich auf das Impftempo nieder, sagte Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, am Dienstag vor den Bundeshausmedien in Bern. Längere Öffnungszeiten der Impfzentren würden nur bei ausreichend Impfstoff Sinn machen.

Nach Auskunft von Nora Kronig, Vizedirektorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), sind die Liefermengen der Impfstoffe mit den Produzenten quartalsweise vereinbart. Im zweiten – allerdings noch jungen – Quartal sei man auf Kurs.

Szenarien zeigen Zunahme auch bei beschleunigter Impfung

Von der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes aufgestellte Szenarien zeigen einen Anstieg der Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus auch bei einer Erhöhung des Impftempos. Auch bei intensiveren Tests wäre mit einer weiteren Ausbreitung zu rechnen, sagte Taskforce-Leiter Martin Ackermann.

Durch die am Montag erfolgten Öffnungsschritte könnte die Zahl der Ansteckungen und damit der Hospitalisierungen rasch zunehmen, sagte Ackermann. Gerade in den Altersgruppen zwischen 45 und 65 sei ein schneller Anstieg möglich.

Gemäss Szenarien der Taskforce würden sowohl 50'000 als auch 100'000 Impfungen pro Tag eine Zunahme nicht verhindern. Auch eine Intensivierung des Testens auf einen Test pro Woche für 20 Prozent der Bevölkerung würde eine Ausbreitung nicht verhindern. Das Impfen sei nun in der zweiten Phase und durch Logistik und Strategie der Kantone geprägt. Ausschlaggebend sei weiterhin das Verhalten jedes Individuums.

Die Schweiz geht ein Risiko ein

Taskforce-Chef Ackermann ergreift das Wort. Man habe vor dem Hintergrund des Öffnungsschrittes Szenarien für die nächsten Monate errechnet. (Dabei zeigt er Grafiken). Er sagt, dass es bei den Öffnungen langsam und bei den Impfungen nun schnell gehen solle. «Das wäre das optimale Vorgehen».

Ackermann führt aus, dass er und die Taskforce weitere Modelle errechnet hätten. Daraus schliesse man erstens, dass durch Öffnungen die Anzahl der Infizierten und der Hospitalisierungen stark zunehmen könnten. Zweitens müsste so schnell wie möglich geimpft werden. Drittens müssten die Basismassnahmen strikt eingehalten werden. «Wir haben es in der Hand, wie wir uns nun verhalten werden.» Man müsse mit den Öffnungen schlau umgehen. Er rate jeder Person, sich so lange zurückzuhalten, bis sie geimpft sei.

Eine Statistik zum Situationsbericht wird auf einem Bildschirm angezeigt, waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Dienstag, 20. April 2021 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Ackermann warnt zum Schluss: «Die Schweiz geht mit den Öffnungen ein Risiko ein.» Alle stehen in der Verantwortung, vorsichtig zu sein. «Sonst müssen wir in diesem Land mit sehr hohen Zahlen rechnen.»

Martin Ackermann, Praesident, National COVID-19 Science Task Force, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Situation des Coronavirus, am Mittwoch, 7. April 2021 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Kinder können noch nicht geimpft werden

Berger sagt noch: «Geimpfte Personen sollen sich testen lassen, wenn sie Symptome des Virus haben. Und Kinder können noch nicht geimpft werden.» Es gebe keine klaren Daten und Resultate. Aber man hoffe, dass man das bald könne.

Geimpfte für sechs Monate von Quarantäne befreit

Personen, die gegen das Coronavirus geimpft sind, werden für sechs Monate von der Quarantänepflicht befreit. Die Quarantänebefreiung tritt 14 Tage nach der Impfung in Kraft. Das sagt Christoph Berger. Geimpfte Personen sollten sich aber unbedingt weiter testen lassen, falls sie Symptome haben.

Impfstrategie angepasst

Berger äussert sich zur Schweizer Impfstrategie. Diese sei in drei Punkten angepasst worden. «Die Zielgruppe 3, die Kontaktpersonen von besonders gefährdeten Personen, und die Zielgruppe 5, die Personen unter 65-Jahre, können in altersabsteigenden Gruppen geimpft werden. Denn die besonders gefährdeten Personen sind nach der Impfung mit mRNA-Impfungen sehr gut geschützt.»

Zweitens sollen auch Schwangere prioritär geimpft werden, wenn sie zur Risikogruppe gehören oder beispielsweise als Gesundheitspersonal ein erhöhtes Expositionsrisiko haben. Drittens passe das BAG die Impfstrategie für Personen an, die eine Virus-Infektion hatten. Diese sollten fortan nur noch mit einer Impfdosis geimpft werden.

Christoph Berger, Praesident, Eidgenoessische Kommission für Impffragen EKIF, aeussert sich an einem Point de Presse zur Covid 19 Pandemie, am Dienstag, 26. Januar 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)

Swissmedic: Astrazeneca liefert notwendige Studien nicht

Die Arzneimittelbehörde Swissmedic würde gerne über die Zulassung des Impfstoffs von Astrazeneca entscheiden. Ihr fehlen aber die notwendigen Studien, wie Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung bei Swissmedic, am Dienstag in Bern vor den Medien sagte. Anders als angekündigt liefere das Unternehmen die notwendigen Daten nicht, sagte Bolte. «Dieses Impfstoffgesuch war das erste, das bei uns eingereicht wurde. Seither warten wir.»

Es liegt an der Firma und nicht an Swissmedic, betonte Bolte, dass der Impfstoff noch nicht beraten worden sei.

Astrazeneca teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, der Impfstoff des Unternehmens werde derzeit von Swissmedic in einem rollenden Verfahren wissenschaftlich begutachtet.

«Wie bei allen früheren Daten werden wir die Daten aus der US-Phase-3-Studie, die vor der Einreichung an Zulassungsbehörden weitere Analysen und Aufarbeitung benötigen, so schnell wie möglich an Swissmedic weitergeben.» Einen Zeitpunkt nannte Astrazeneca nicht. Das Unternehmen werde weiterhin die laufende Überprüfung der Daten durch Swissmedic unterstützen, hiess es.

Unterlagen nicht geliefert

Bolte hakt noch einmal ein. Das Zulassungsgesuch von AstaZeneca sei das erste gewesen, das man bei Swissmedic erhalten habe. Aber die Unterlagen würden nicht ausreichen, um den Impfstoff zuzulassen. «Es liegt an der Firma und nicht an uns», betont Bolte, dass der Impfstoff noch nicht beurteilt worden sei.

Impfstoffe werden unregelmässig geliefert

Der Bund erhält zwar jede Woche Impfstoffe, der Umfang der Lieferung variiert jedoch. Die Unsicherheiten bleiben entsprechend laut dem BAG gross. Laut einer Meldung vom Impfhersteller Moderna an das BAG werden im Mai 200'000 Dosen weniger geliefert als zuvor angekündigt. Diese Dosen werden im Juni nachgeliefert. «Wir wissen von Tag zu Tag nicht genau, welche Menge kommt», sagte Nora Kronig, Vizedirektorin und Leiterin Abteilung Internationales beim BAG.

Am Samstag war die Lieferung bereits kleiner als vorgesehen. Der zweite Teil der Lieferung wird laut Kronig am Donnerstag kommen. Die Kantone müssten entsprechend flexibel bleiben. «Wir sind erfreut über den Zulassungsantrag von Curevax und warten noch auf die Entscheidung von AstraZeneca», sagte Kronig weiter.

Moderna liefert Impfstoffe nach

Über den Zulassungsantrag von Curevac bei Swissmedic sei man erfreut, da die Schweiz auch Impfdosen bestellt habe, sagt Kronig weiter. Bezüglich AstraZeneca warte man ebenfalls auf die Zulassung. «Wir planen zum jetzigen Zeitpunkt mit den zugelassenen Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna weiter.» 200'000 Dosen von Moderna werden im Juni nachgeliefert, ergänzt Kronig.

Nora Kronig, Vizedirektorin, Leiterin Abteilung Internationales, Bundesamt fuer Gesundheit BAG spricht an einem Point de Presse mit Fachexperten des Bundes zur Corona-Pandemie Covid-19, am Dienstag, 02. Februar 2021, in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Impfdosen: Die Schweiz auf Kurs

Nora Kronig hat das Wort. «Diese Woche werden wir drei Millionen gelieferte Impfdosen in der Schweiz haben. Der zweite Teil der Lieferung wird voraussichtlich am Donnerstag eintreffen. Wir sind so weit auf Kurs. Aber wir müssen laufend mit Unsicherheiten rechnen.» Gestern habe man übrigens Impfdosen von Pfizer erhalten.

Zulassung noch nicht erteilt

Mathys spricht noch die neuen Medikamente an. Er sagt, dass der Bund die Kosten für die Behandlung übernehme, solange sie noch nicht von den Krankenkassen gedeckt seien.

Claus Bolte übernimmt. Er könne noch nicht viel zum Antikörper-Medikament sagen. «Es ist wichtig zu bedenken, dass wir die Zulassung für das Medikament noch nicht erteilt haben.» Aber solche Medikamente könnten durchaus einen schweren Krankheitsverlauf verhindern, erklärt der Vertreter von Swissmedic.

Virus verlagert sich zu den Jüngeren

Das Infektionsgeschehen in der Covid-19-Pandemie verlagert sich zunehmend zu den Jüngeren. Das zeigt sich besonders deutlich bei den Hospitalisationen. Zudem müssen immer mehr jüngere Leute auf die Intensivstationen.

Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass Jüngere den Krankheitsverlauf unterschätzen, wie Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit (BAG), sagte. Suchten die Betroffenen dann endlich einen Arzt auf, müssten sie häufig gleich auf der Intensivstation eingeliefert werden.

Allgemein nehmen gemäss Mathys die Ansteckungen unter der berufstätigen mobilen Bevölkerung zu. Das ist wohl auf die aggressivere britische Variante des Coronavirus zurückzuführen. Diese dominiert das Infektionsgeschehen unterdessen praktisch zur Gänze. National führt sie das BAG deshalb nicht mehr als Besorgniswert (Value of Concern), international aber weiterhin.

Im Gegenzug nehmen die Fälle bei älteren Menschen über 80 Jahren deutlich ab. Das ist ein Anzeichen für die Durchimpfung dieser Alterskategorie. Bei Ansteckungen blieben die befürchteten negativen Auswirkungen der Osterfeiertage aus. Mathys bezeichnete die Lage als weiterhin fragil, aber leicht besser.

Bei Abwassermessungen der Eidgenössische Forschungsanstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) in Zürich zeigte sich, dass sich die Infektionshäufigkeit über jener der bei den Tests ermittelten bewegte. Eine ähnliche Feststellung ergab sich bei Abwasserüberprüfungen in Lausanne hingegen nicht. Das BAG setzt auf Messungen in weiteren Abwasserreinigungsanlagen.

Lage weiterhin fragil

Die Lage habe sich etwas entspannt, sei aber weiterhin fragil, fährt Mathys fort. Ein negativer Effekt der Ostertage auf das epidemiologische Geschehen könne bislang nicht festgestellt werden. Jetzt sei es umso wichtiger, dass alle vorsichtig blieben.

SDA/red