Tönnies verspricht VerbesserungenWas der Schnitzelkönig nun ändern will
Der deutsche Fleischkonzern Tönnies will die verheerenden Arbeitsbedingungen verbessern. Die Ankündigung wirft allerdings Fragen auf.
Auf einmal geht alles schnell. Der Druck auf den westfälischen Fleischfabrikanten Clemens Tönnies wächst von Tag zu Tag. Am Samstag hatte er angekündigt, so nicht weitermachen zu wollen. Er werde den Konzern, ja die ganze Branche verändern, erklärte Tönnies, ohne zu sagen, wie.
Am Dienstag lieferte er in einer Pressemitteilung erste Einzelheiten. In den «Kernbereichen der Fleischgewinnung» würden die Werkverträge abgeschafft und die Mitarbeiter direkt von der Unternehmensgruppe eingestellt. Tönnies wolle «zügig ausreichenden und angemessenen Wohnraum» für die Beschäftigten schaffen. Tönnies kündigte zudem eine «flächendeckende digitale Zeiterfassung» an allen deutschen Standorten der Gruppe an.
Antworten zeigen Defizite auf
Jeder Punkt der Ankündigung wirft allerdings Fragen auf. Einige beantwortet der Konzern auf Nachfrage nur vage. «Wir stehen am Anfang dieser Veränderung», lässt ein Sprecher wissen: «Wir sind mitten in der Erarbeitung von Details sowie vor allem zeitnaher erster Umsetzungsschritte.» Bis Jahresende sollen gemäss dem Sprecher alle Mitarbeiter in Kernbereichen wie Schlachtung, Zerlegung und Verpackung direkt eingestellt werden. Wie viele Vertragsarbeitnehmer dort arbeiten, schreibt er nicht. Der Umkehrschluss mancher Ankündigung zeigt bestehende Defizite auf. Ausreichenden und angemessenen Wohnraum gab es bisher also wohl nicht.
Ob Tönnies nun selbst in grossem Stile Unterkünfte für Mitarbeiter bauen und vermieten wird, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Und auch nicht auf Nachfrage: «Zum Wohnraumkonzept können wir aktuell noch keine weiteren Angaben machen. Wir wollen auch in Zukunft in Deutschland Fleisch produzieren. Dafür brauchen wir die gesellschaftliche Akzeptanz», lässt sich Clemens Tönnies in der Mitteilung zitieren. Zur Stärkung der Akzeptanz soll es laut Ankündigung der Firma an allen Standorten ein «Integrationsprogramm» geben. Wie es aussieht, ist offen.
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