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Geldblog: Börsenklima
Warum weitere Korrekturen wahrscheinlich sind

Überbewertete Titel und diverse Risiken: Die Luft an der Börse ist dünner geworden.
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Mein Pensionskassengeld liegt auf einem Freizügigkeitskonto beim VZ und ist zu 100 Prozent in ETF Vorsorge Aktien 25, Max. 30, passiv angelegt. Im Dezember erreiche ich das 70. Altersjahr – deshalb erfolgt die Auflösung des Freizügigkeitskontos von 800'000 Franken. Für die 700'000 Franken nach Steuern empfiehlt mir der VZ-Berater eine weitere Anlage in ETF mit Anlageprofil 50 Prozent Aktienanteil. Neben dem Pensionskassengeld verfüge ich über 550'000 Franken, welche zu 90 Prozent in konservativen Fonds angelegt sind. Ich bin ein konservativer Anlagetyp und möchte keine grossen Risiken eingehen. Wie gross beurteilen Sie das Risiko dieser ETF-Anlage? Leserfrage von R.Z.

Selbst wenn Sie den Anlagevorschlag Ihres Beraters mit einem Aktienanteil von 50 Prozent beim aus dem Freizügigkeitskonto frei werdenden Geld umsetzen, verfolgen Sie auf das gesamte Vermögen betrachtet eine konservative Anlagestrategie. Denn auch dann wären rund 67 Prozent Ihres gesamten Vermögens konservativ angelegt, wobei ich aus der Ferne nicht beurteilen kann, ob allenfalls die von Ihnen erwähnten konservativen Fonds nicht doch auch einen Aktienanteil aufweisen, was sehr gut möglich ist. In diesem Fall wäre der Aktienanteil total höher und der Anteil, der nicht in schwankungsanfällige Aktien investiert ist, entsprechend kleiner – möglicherweise dann nur noch 60 Prozent.

Grundsätzlich halte ich bei dem Ihnen gemachten Anlagevorschlag weniger dies für problematisch, sondern mehr die Frage, wann die angedachten rund 350'000 Franken neu in Aktien investiert würden. Aus Ihrer Frage schliesse ich, dass Sie sich Sorge machen, dass die Aktienmärkte in nächster Zeit weiter korrigieren könnten. Ich halte diese Sorge für begründet.

Die neue Corona-Omikron-Variante beinhaltet auch für die Wirtschaft und die Finanzmärkte viele Unsicherheitsfaktoren, die derzeit noch schwer beurteilbar sind. Falls es zu weiteren Lockdowns und Beschränkungen kommt, würde dies die Wirtschaftserholung unter Umständen erheblich bremsen. Zusätzlich sind wir selbst nach den neusten Rückschlägen mit einer hohen Bewertung vieler Aktien und Märkte konfrontiert. Einige Titel – etwa aus dem US-Tech- und Elektroautosektor – dürften wohl immer noch stark überbewertet sein. Die Börsen hatten in diesem Jahr gleich mehrfach Rekordstände erreicht. Dies bedeutet nicht, dass sie nicht noch weiter steigen können, aber zweifellos wird die Luft immer dünner.

Weitere Unsicherheitsfaktoren sind die stark gestiegenen Schuldenberge auf der ganzen Welt und auch geopolitische Risiken.

Denn wir sind über die neue Corona-Omikron-Variante hinaus mit einer Vielzahl von weiteren Unsicherheitsfaktoren konfrontiert. Angefangen von der stark steigenden Teuerung in den USA und in Deutschland bis zur Geldpolitik. Sollte sich die hohe Inflation in den USA und in Deutschland nicht wie bis jetzt von den meisten Marktteilnehmern angenommen nur als vorübergehendes Phänomen erweisen, sondern dauerhaft werden, wird dies negative Folgen für die Aktienmärkte haben. Dann nämlich könnten die grossen Notenbanken, insbesondere die US-Notenbank, gezwungen sein, die Zinsen schneller und stärker anzuheben, als dies bis jetzt kommuniziert wurde. Ein Zinsschock würde bei vielen Aktien zu einer Neubewertung führen. In diesem Szenario wären die Börsen in den USA und Europa auf dem aktuellen Niveau überbewertet und würden korrigieren.

Weitere Unsicherheitsfaktoren sind die stark gestiegenen Schuldenberge auf der ganzen Welt und auch geopolitische Risiken. Zu Letzteren zähle ich die Möglichkeit, dass China Taiwan einverleiben könnte. Dies könnte zu einer weltpolitischen Krise führen und zudem gravierende wirtschaftliche Folgen haben, da nirgendwo so viel Computerchips produziert werden wie auf Taiwan. Einen Vorgeschmack, was passieren könnte, haben wir in den letzten Monaten aufgrund des Corona-bedingten Chipmangels erlebt, der die Produktion in Tech- und Autofirmen in einigen Ländern stark beeinträchtigte. Dies zeigt Ihnen, dass die Märkte in einer verletzlichen Lage sind, nachdem sie in den letzten Jahren teilweise sehr stark gestiegen waren.

Ein Investment in Aktien-ETFs halte ich keineswegs für falsch, zumal Sie mit anderen Anlageklassen wie Obligationen von sicheren Schuldnern im aktuellen Tiefzinsumfeld kaum Rendite erwirtschaften können. Angesichts der nach wie vor hohen Bewertung vieler Aktien und der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren – nicht zuletzt auch wegen der neuen Corona-Omikron-Variante – würde ich sicher nicht gleich den ganzen Betrag in Aktien investieren, sondern einen gestaffelten Einstieg in Betracht ziehen, damit Sie weniger Gefahr laufen, ausgerechnet zu einem teuren Zeitpunkt gekauft zu haben.

Unabhängig davon sollten Sie sich zu nichts drängen lassen und nur so viel Risiken eingehen, wie Sie aus Ihrem persönlichen Empfinden heraus tragen wollen und können. Dabei sollten Sie sich immer vor Augen halten: Das Anlagerisiko und allfällige Buchverluste tragen immer nur Sie alleine.