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Geldblog: Klug anlegen
Warum Sie mit geliehenem Geld nie investieren sollten

Investiertes Geld bleibt dem Anlagerisiko ausgesetzt: Daher müssen Anleger immer mit Verlusten rechnen.
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Unsere Beraterin empfiehlt uns, einerseits eine Hypothek auf der Liegenschaft meiner Frau aufzunehmen, die einen Wert von rund 850000 Franken hat. Die Liegenschaft ist ohne Schulden. Sie spricht von Steuerersparnis und einem Zinsgewinn. Man zahlt 1 Prozent Zins auf der Hypothek und hat dafür 4 Prozent Zinseinkünfte. Gibt es hier Punkte, die vor einer solchen Investition zu beachten sind? Leserfrage von G.Z.

Ich kenne den konkreten Vorschlag Ihrer Finanzberaterin nicht, habe aber aufgrund Ihrer Schilderungen erhebliche Bedenken. Theoretisch klingt die Sache schön: Man zahlt einer Bank für das Geld, das man mittels einer Hypothek aufnimmt, nur einen bescheidenen Zins, investiert das so geliehene Geld und bekommt schliesslich eine attraktive und sichere Rendite von 4 Prozent. Wenn das so einfach wäre, würden das alle genauso machen.

In der Theorie wirkt die Idee gut – in der Praxis aber geht für Sie die Rechnung nicht auf. Es ist zwar richtig, dass Sie derzeit für eine Hypothek nur wenig Zins bezahlen. Sie können durchaus die tiefen Zinsen von 1 Prozent auf mehrere Jahre hinaus sichern. Das Problem sehe ich auf der anderen Seite: Bei den 4 Prozent an Zinseinkünften, die Ihnen Ihre Beraterin in Aussicht stellt. Damit Sie im aktuellen Tiefzinsumfeld tatsächlich 4 Prozent Rendite erreichen, müssten Sie schon ziemlich hohe Risiken eingehen. Sie könnten das Geld in Aktien mit hohen Dividendenrenditen investieren, die aber starken Kursschwankungen ausgesetzt sind und bei denen auch die Dividenden nie garantiert sind.

Eine attraktive Rendite ist nur mit erhöhten Risiken möglich – und genau diese Risiken tragen nur Sie alleine.

Mit deutlich weniger schwankungsanfälligen Obligationen in Schweizerfranken ist eine Rendite von 4 Prozent pro Jahr nicht möglich – es sei denn, Sie würden Anleihen von Hochrisikofirmen erwerben, wovon ich Ihnen aber dringend abrate. Obligationen von sehr sicheren Schuldnern wie der Schweizerischen Eidgenossenschaft weisen nach wie vor eine Minus-Rendite auf. Auch Unternehmensanleihen von Schuldnern mit einem guten Kreditrating bringen in Schweizer Franken kaum Zins.

Etwas mehr Zins wäre möglich, wenn Sie auch Fremdwährungsobligationen einbeziehen würden. Doch dann tragen Sie zusätzlich ein Währungsrisiko. Sie können es wenden wie Sie wollen: Mit sehr sicheren Anlagen ist in Schweizerfranken eine jährliche Rendite von 4 Prozent unrealistisch. Selbst wenn Sie das geliehene Geld im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandates anlegen lassen würden, müssten Sie das volle Anlagerisiko tragen.

Eine attraktive Rendite ist nur mit erhöhten Risiken möglich – und genau diese Risiken tragen nur Sie alleine. Die Bank oder Finanzfirma, die Sie berät, würde indes doppelt profitieren: Erstens verdient Sie mit der Hypothek, die Sie auf dem schuldenfreien Haus Ihrer Frau aufnehmen würden. Und zweitens würde die Bank oder Finanzfirma auch bei der Anlage oder Vermögensverwaltung des Kapitals Gebühren generieren.

Sie zahlen somit einiges an Gebühren und tragen dazu noch beträchtliche Risiken. Aus meiner Sicht geht die Rechnung für Sie nicht auf. Ohnehin sollte man mit geliehenem Geld – das ist auch eine Hypothek – nie investieren. Denn ansonsten läuft man Gefahr, dass man im schlimmsten Fall auf einer Hypothek sitzt und das investierte Geld aufgrund eines Anlageverlustes geringer ist.