Preppy-StyleWarum sich die Jungen nun konservativ kleiden
Tweed-Zweiteiler, Haarreifen und Pullunder sind zurück. Unter dem Motto «Old Money Aesthetic» zieht man sich wieder wie die Kennedys an.
Als der Designer Ralph Lauren im April die Olympia-Uniformen für die amerikanischen Athleten und Athletinnen präsentierte, erntete er prompt Spott und Häme. Die weissen Windjacken und dunkelblauen Polo-Shirts im Preppy-Style wurden als «elitär» und «protzig» verschrien. Ein Twitter-Nutzer schrieb zynisch: «Die Leute vom Team USA ziehen sich immer so an, als hätten sie einen reichen Vater.»
Nun, nur wenige Monate später, ist der Preppy-Style so angesagt wie noch nie und wird sogar als grösster Modetrend für den Herbst gehandelt. Gemäss Daten der Secondhand-Website «The RealReal» könnte der Stil sogar die beliebte Streetwear-Mode verdrängen. Während Suchanfragen nach gehypten Labels wie Vetements und Yeezy um rund 25 Prozent zurückgingen, seien sie bei der klassischen Marke Ralph Lauren um 238 Prozent gestiegen. Auch auf der Shopping-App Depop wird seit Juni deutlich häufiger nach den Schlagwörtern «prep» und «preppy» gesucht.
Dabei gibt es den Kleidungsstil seit mehr als 100 Jahren. Während «preppy» so viel wie adrett bedeutet, wurden im Nordosten der USA Schüler, die aus wohlhabendem Hause stammten und vornehme Privatschulen oder Universitäten besuchten, als «Preppies» bezeichnet. Der elitäre Stil wurde vor allem ab den 1960er-Jahren immer beliebter und erreichte Anfang der Achtzigerjahre seinen Höhepunkt, als Lisa Birnbachs «The Official Preppy Handbook» (Das offizielle Preppy-Handbuch) erschien.
Obwohl das Buch als Parodie der konservativen Elite gedacht war, beschleunigte der Bestseller den Preppy-Trend – plötzlich legten alle vollkommen unironisch ihre Pullover um die Schultern. Auch von Labels wie Lacoste, Tommy Hilfiger und Ralph Lauren sowie Berühmtheiten wie den Kennedys und der britischen Königsfamilie wurde der Kleidungsstil mitgeprägt.
Pandemie bewirkt Nostalgie-Wahn
Genau an diese Ära der altreichen Oberschicht knüpft die aktuelle Preppy-Renaissance an. Unter dem Motto «Old Money Aesthetic» (Ästhetik des reichen Geldadels) romantisieren Gen Z und Millennials nun deren Lebensstil. Auf Tiktok wurde der Hashtag #oldmoneyaesthetics bereits 33 Millionen Mal angeschaut.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Aber warum ist der Preppy-Style ausgerechnet jetzt so gefragt? Es ist ziemlich gut möglich, dass der Trend mit der Corona-Pandemie zusammenhängt. Die jungen Generationen drücken damit einerseits eine Sehnsucht nach einem exklusiven und unbekümmerten Lebensstil aus, andererseits jedoch auch nach den guten alten Zeiten. Schliesslich haben Studien gezeigt, dass Menschen in Zeiten der Instabilität eher zu Nostalgie neigen.
Während der Lockdowns begannen Social-Media-Nutzer deshalb, Fotos von alten Landhäusern, Oldtimern und Ralph-Lauren-Kampagnen zu teilen. Davon inspiriert, stellen Tiktoker seither etliche Outfits zusammen, die sie theoretisch bei einem Ausflug auf einer Jacht oder beim Tennis oder Golf im noblen Countryclub anziehen würden. Denn auch diese einst typischen Hobbys der Elite haben während der Pandemie einen bemerkenswerten Aufschwung und Imagewandel erlebt.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Mit dem durch die Pandemie ausgelösten Nostalgietrend verabschieden sich die jüngeren Generationen gleichzeitig auch ein Stück weit vom neureichen Style, den die Kardashians so populär gemacht haben. Dieser Stil wird auf Social Media nun des Öfteren als «geschmacklos» oder «protzig» bezeichnet.
«Gossip Girl» als Preppy-Vorbild der Gen Z
Statt zu Hoodies und Leggings greifen modebewusste Gen Z und Millennials deshalb nun zu zeitlosen Kleidungsstücken wie schweren Pullis mit Zopfmuster, Trenchcoats oder Hemden. Bei den Schuhen sind vor allem Loafers beliebt, die zurzeit ohnehin als Trend-Schuh gelten. Ein absolutes No-go hingegen sind schrille Farben oder Animal Prints. Die Devise lautet, Kleidung wie Make-up schlicht, clean und klassisch zu halten.
Abgesehen von diesen Regeln steht beim Preppy-Revival jedoch weniger eine Uniform, sondern vielmehr Individualität im Vordergrund. So werden die traditionellen Kleidungsstücke oftmals mit einem modernen Stilbruch, wie etwa mit Bikershorts oder Sneakers, aufgelockert.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Abgeschaut haben dies die Gen Z und Millenials unbestritten bei den Figuren aus «Gossip Girl», die als Preppy-Vorbilder der jüngeren Generationen gelten. Seit Juli läuft nun die Neuauflage der kultigen US-amerikanischen Teenie-Serie, die ursprünglich in den Nullerjahren erschienen ist. Die Show handelt von der Welt der Rich Kids, die eine exklusive Privatschule in der New Yorker Upper East Side besuchen. Die dortige Schuluniform besteht natürlich aus karierten Röcken, Kniestrümpfen und Blazern – doch die reichen Cool Kids fügen dem Look eine persönliche Note hinzu. So kombinieren sie die traditionellen Kleidungsstücke zu aktuellen Trends wie Cowboystiefeln oder lässigen Bauchtaschen – und machen den Preppy-Chic so alltagstauglich.
Fehler gefunden?Jetzt melden.