Die Geschichte eines SymbolsWarum Regenbogenfahnen so polarisieren
Die Allianz-Arena darf nicht in bunten Farben erstrahlen. Die ungarische Regierung hätte sich darüber zu sehr aufgeregt. Warum eigentlich? Eine kurze Kulturgeschichte des Regenbogens.
Man kann wirklich nicht sagen, dass der Regenbogen zuvor nie ein Thema gewesen wäre. Natürlich war er das.
Ein Ort der Verheissung, der Sehnsucht sowie des Übergangs zwischen Himmel und Erde. Die eher unromantischen Germanen nannten den Regenbogen «Bifröst», Zitterweg, weil sie sich vorstellten, wie alle Verstorbenen über ihn zitternd ins Jenseits gelangen. Und in der griechischen Mythologie steckte hinter ihm die Götterbotin Iris – und Iris wollte den Menschen echt nichts Böses.
Im alten Arabien galt der Regenbogen als Abschussrampe für jene Hagelpfeile.
Immer wieder war der Regenbogen auch Bekenntnis. Wer ihn öffentlich trägt, wie Manuel Neuer als Kapitänsbinde, der nimmt für sich in Anspruch, für Vielfalt und harmonisches Miteinander einzutreten. Beim Spiel gegen Portugal fand das selbst die UEFA nicht schlimm.
Die Allianz-Arena allerdings in Regenbogenfarben zu beleuchten, das geht der UEFA dann doch zu weit. Für die rechtskonservative Regierung in Ungarn nämlich, die ein ziemliches Problem mit LGBTQ+-Lebensmustern hat, sind Regenbogenfarben eine Provokation, gegen die es – im Sinne der Wählerbindung – selbstverständlich aufzujaulen gilt.
Wodurch die vehemente Ablehnung bunter Regenbogenfarben bei einigen, sagen wir, Spiessern entsteht? Vielleicht ist es einfach Angst.
Im alten Arabien etwa galt der Regenbogen als Abschussrampe für jene Hagelpfeile, mit denen der Gewittergott Quzah fürchterlichen Schrecken verbreitete. Und in Afrika und Asien wurde der Regenbogen von einigen Völkern mit einer (interessanterweise bisexuellen) Schlange gleichgesetzt. Gut, es kommt halt immer drauf an, was man so hört und liest. In den meisten Kinderbüchern, auch den ungarischen, ist der Regenbogen jedoch positiv besetzt.
Wahrscheinlich ist es vor allem die Furcht vor Veränderung, die Buntes für manche so bedrohlich macht. Fahnen in Regenbogenfarben galten schon zur Zeit der deutschen Bauernkriege als Zeichen des Aufbruchs.
Anfang der 1960er dann wählte sich die italienische Friedensbewegung genau dieses Symbol, es folgten die Lesben- und Schwulenbewegung sowie verschiedene Umweltorganisationen. Und mittlerweile sind sogar an einigen Kirchen Regenbogenfahnen zu finden – zum Beispiel, wenn gerade wieder diskutiert wird, ob der christliche Pfarrer vielleicht nicht doch irgendwann mal gleichgeschlechtliche Paare segnen sollte.
Längst gibt es Regenbogenfamilien, Regenbogenparaden und Regenbogenrevolutionen, und nicht nur Jürgen Drews, Kermit und Judy Garland liefern dazu wunderbare Lieder. Lieder, die sich nur selten auf der Playlist irgendwelcher Unterdrücker finden.
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Letztlich bleibt so ein Regenbogen vor allem das: eine Naturerscheinung. Und in der Natur findet sich sehr viel Schönes, aber leider auch Zerstörerisches. Na, da dürfte doch jeder und jedem sofort klar sein, wofür man sich entscheidet.
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